„Trans* in der Schule“ – Als ob Pubertät an sich nicht schon ein heißes Thema für alle Beteiligten wäre. Wie geht man mit Transsexualität um – als Schüler, Eltern, Lehrer, Erzieher? Peter Winnemöller empfiehlt einen neu erschienenen Basisratgeber zu dem schwierigen Thema, der in der Sache klar, zugleich einfühlsam geschrieben und immer das Wohl des Kindes und des Jugendlichen im Blick hat. 

Der Titel sagt es schon deutlich. Es ist kein theoretisches Werk, das sich der gesamten Problematik der Transsexualität oder deren Genossen Inter- und Queersexualität umfassend annimmt. Es ist ein Ratgeber für Pädagogen. Auffallend an dem Buch ist die einerseits klare und eindeutige Grundlage, die auf einer christlichen Anthropologie aufsetzt, ohne aber aufdringlich zu wirken. Vier große Teile bilden den Rahmen des Buches. Zum einen die Geschlechtsidentität als solche, die (pädagogische) Arbeit an der Geschlechtsidentität, ferner Umgang mit und Rechtsgrundlagen zu dem Themenkomplex Trans*.

Grundlagen und Optionen

Jeder der Teile ist mehrfach in Abschnitte gegliedert, die ihrerseits in Grundlagen und Handlungsoptionen unterteilt sind. Es fällt auf, dass die Autorin trotz sehr klarer Positionen immer einfühlsam und rücksichtsvoll schreibt. Das Kind, der Teenager oder der junge Erwachsene werden immer ernst genommen. Die Rechtslage wird klar und unmissverständlich dargestellt. Zum Beispiel bei den frei gewählten Namen wird einerseits die Rechtslage erläutert, andererseits wird verdeutlicht, wann das Kind mit seinem gewählten Namen anzureden oder zu nennen ist und wann der in den Urkunden eingetragene Name zu verwenden ist.

Der Ratgeber zeigt trotz einer Kürze von gerade einmal 56 Seiten eine umfassende Behandlung dieses besonders im Umgang mit Kindern und Jugendlichen heiklen und sensiblen Themas. Unsicherheit über die eigene Identität ist geradezu ein wesentliches Merkmal junger Menschen in der Pubertät. Die politisch-ideologische Verunsicherung über eine möglicherweise abweichende Geschlechtsidentität macht die Pubertät nicht einfacher. Die leichte Lösung des Pubertätsblockers ist keine Lösung, wie das Buch deutlich zeigt. Doch das Kind in der Situation ist immer ernst zu nehmen. Der Ratgeber geht hier nicht mit einer umgekehrt ideologischen Brille zu Werke, sondern schaut immer auf die konkrete Situation und eröffnet Pädagogen Handlungsoptionen.

Beispiele aus der Praxis

Praxisbeispiele zeigen, wie es geht und welche Möglichkeiten es gibt. Dennoch bleibt angesichts der Dynamik immer noch das Risiko, dass eine Lehrkraft in eine Situation kommt, die nicht beschrieben werden konnte, weil man sie so nicht kannte. Dazu finden sich im Anhang zahlreiche Hinweise, Quellen und Links, die weiterführende Informationen geben. Ein kleiner Wermutstropfen sind die ellenlangen, in das Buch kopierten URLs. Hier wären QR-Codes oder Shortlinks die weitaus bessere Lösung gewesen. Sowas ist heute kein Hexenwerk mehr und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den Link aufruft, um Zehnerpotenzen.

Ein Lehrer oder Erzieher, der dies Buch in der Hinterhand hat, hält einen exzellenten Basisratgeber in der Hand, der in der konkreten Situation primär Sicherheit geben kann. Es regt zu einem einfühlsamen und rücksichtsvollen Umgang mit Kindern und Jugendlichen an. Es sollte auch bei weltanschaulich anders gelagerten Pädagogen anschlussfähig sein, denn wenn es darum geht, das Kind und sein Wohl in den Mittelpunkt zu stellen, sind die im Buch genannten Vorgehensweisen mindestens nicht verkehrt. Richtig machen kann man bei Kindern und Jugendlichen im Normalfall schon kaum etwas, um wieviel mehr gilt das für eine persönliche Krise mit derart existentiellen Anteilen. Unterm Strich also die Empfehlung an Lehrer und Erzieher, sich mit dem Buch zu befassen und seine Anregungen positiv anzunehmen.

Maria Witzel
Trans* in der Schule
Eine Hilfestellung für Pädagogen
BoD 2024
ISBN 978-3-7597-7665-5


Peter Winnemöller,
Jahrgang 1962, Journalist und Publizist. Seit 1994 im Internet unterwegs. Er war Online-Redakteur bei die-tagespost.de und schreibt für kath.net, Die Tagespost, Vatican Magazin, Die Neue Ordnung und andere. Im Web erreichbar unter peter-winnemoeller.de


Die Rezension erschien am 25.10.2024 auf disputata

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