Lieben, wen ich will – Braucht unsere Sehnsucht einen Kompass?

Sexuelle Orientierung

BEHAUPTUNG

Wird man mit “seiner” sexuellen Orientierung geboren? Ist Homosexualität angelegt?

UNSERE ANTWORT

So kontrovers das Thema sexueller Orientierung oft behandelt wird, so besteht in der modernen Sexualwissenschaft oder Bindungsforschung doch weitgehender Konsens, dass ein so komplexes Phänomen wie die menschlichen Sexualität nicht durch einzelne seiner Aspekte (z.B. Genetik, Hormonhaushalt oder hirnorganische Einflüsse) ausreichend erklärt werden kann.

Auch zeigen Biografien und Studien, dass im Lauf des Lebens durchaus Verschiebungen im Selbstempfinden und in der sexuellen Anziehung / nicht-Anziehung vorkommen können.

Aber was kann die Frage der “Herkunft” für eine/n Betroffene/n bedeuten? Warum lässt sie uns nicht los? Die Erfahrung homosexueller Anziehung konfrontiert Menschen oft mit sehr existenziellen Fragen hinsichtlich von Identität, Beziehungsgefügen und der Gestaltung ihres Lebens. Manche scheinen implizit die Ansicht zu vertreten, wenn eine nicht-heterosexuelle Neigung angeboren wäre oder eine “Schöpfungsvariante” oder wenn man aus einem anderen Grund “nichts dafür kann”, so wäre gelebte Homosexualität gerechtfertigt und einige Fragen, die mit der Last der eigenen Verantwortung und Entscheidung zu tun haben, würden sich erübrigen. Aber ist das so? Wie ist es mit anderen Krisen oder Prüfungen des Lebens, ob sie sich von Beginn an abzeichnen oder erst im Laufe des Lebens herauskristallisieren? Sie alle fordern den Menschen zu einer aktiven Auseinandersetzung heraus, zu einer ganz persönlichen Antwort auf die Zukunft hin, auch im Ringen mit Gott und den Mitmenschen. Sich dieser Provokation (Herausgerufen-Sein) zu stellen, kann zur Chance werden, sein Leben bewusster und wahrhaftiger zu gestalten.

BEHAUPTUNG

Man sollte beim Thema Homosexualität endlich auf die modernen Naturwissenschaften hören!

UNSERE ANTWORT

Es wäre eine Verkürzung, Homosexualität mit Hinweis auf ihr Vorkommen im Tierreich zu normalisieren.

Der kanadische Tierforscher Paul Vasey weist darauf hin, dass man das Sexualverhalten von Tieren nicht homosexuell oder schwul/lesbisch nennt, da man nach einer Beobachtung noch nicht weiß, wie häufig das Verhalten ist. Im Tierreich finden sich keine stabilen homosexuellen „Identitäten“ oder „Lebensmodelle“ nach menschlichem Verständnis. Zudem kann das Vorkommen von „homosexuellem Verhalten“ im Tierreich nur vom Verhaltensspektrum der jeweiligen Art her verstanden werden, welches meist indirekt auf Bruterfolg ausgerichtet ist.

Geschlechtlichkeit ist über den Bereich des Lebendigen in einer solchen Verschiedenheit organisiert, dass artübergreifende Beobachtungen nicht eins zu eins übertragen werden können auf die eigene Art.

Zum Bedeutungsspektrum der Sexualität des Menschen spielen weit mehr Aspekte eine Rolle: die erotische Lust, die Erfahrung von Selbstbestätigung, der Ausdruck von Zärtlichkeit, die soziale Identität, die Fruchtbarkeit. Aus christlicher Sicht ist es kein Zufallsprodukt der Evolution, dass die Sexualität all diese Aspekte vereint. Sie haben in der Gemeinschaft der komplementär- geschlechtlichen Verbindung von Mann und Frau  ihre Mitte, von der her sie verstanden werden müssen und sie alle tragen dazu bei, diese tiefe Verbindung von Mann und Frau erst zu ermöglichen.

Ist es sinnvoll, etwas deshalb zur Norm zu erheben oder als normal zu bezeichnen, weil es überhaupt vorkommt?
Welche Alternativen haben wir, mit offensichtlichen Herausforderungen, Begrenzungen, oder mit Scheitern umzugehen, als es schönzureden? Was könnte das in Bezug auf die Prioriäten in unserem soziales Zusammenleben bedeuten? Wo müssten wir wachsen?

BEHAUPTUNG

Sind Liebe und Verantwortung nicht immer etwas Positives?

UNSERE ANTWORT

Liebe und Verantwortung sind etwas Positives.

Die Frage ist, ob wir unsere Haltungen, Denk- und Handlungsweisen – egal welche es im einzelnen sein mögen – zurecht und adäquaterweise “Liebe” und “Verantwortung” nennen.

Viele Werte sind kontextabhängig

Im konkreten Beispiel homosexueller Paarbeziehungen (das ließe sich z.B. auch nochmals unterscheiden von einer Freundes-WG, die aus zwei homosexuell orientierten Menschen besteht und die sich so einen Zuhause-Ort schaffen) ist nicht zu bestreiten, dass viele wertvolle Tugenden etwa einer guten Ehe auch in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gelebt werden können. Die „klassische“ Einordnung als Todsünde wird diesem Gesamtbild sicher nicht gerecht. Die homosexuelle Betätigung selbst wird dadurch weder geadelt, noch macht sie alle anderen menschlichen Qualitäten zunichte.

Auch sind viele Werte, etwa Verantwortung, auch kontextabhängig: Man kann in großer Verlässlichkeit und Routine an etwas festhalten, was sich bereits überlebt hat, und verpassen, dass ein Wachstumsschritt in die je größere menschliche Reife möglich und dran gewesen wäre.

Jeder von uns kann sich prüfen, wie es um unsere Motive bestellt ist, bei dem, was wir anstreben, bewahren oder vermeiden. Sind wir uns selbst und den anderen gegenüber transparent darüber, was uns bewegt? Wie gehen wir dabei mit dem anderen Menschen um?

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