Der Glanz des Guten
Warum die christliche Moral ihre Zukunft noch vor sich hat
DAS THEMA
Die Moral der Kirche ist in die Krise geraten. Vielen gilt sie als eng, nicht mehr zeitgemäß, einigen gar als lebensfeindlich. Der Bruch mit der Mainstreamkultur der Gegenwart ist unübersehbar. Im Angesicht des dominierenden Anspruchs auf „Selbstbestimmung“ sind viele auch nicht mehr bereit, den Anspruch der Kirche zu akzeptieren, ein Ethos zu verkündigen, das auch für die höchstpersönliche Lebensführung verbindlich ist. Die Debatten des Synodalen Weges oder die Auseinandersetzung um das kirchliche Arbeitsrecht sind erkennbare Spitzen, die etwas von dieser Krise sichtbar werden lassen. Ihre Wurzeln freilich reichen viel weiter zurück. Virulent wurden sie spätestens im Symboljahr 1968 mit der Enzyklika „Humanae vitae“.
Ist eine radikale Anpassung an die Kultur der Gegenwart also unvermeidlich? Muss die „traditionelle Moral“ der Kirche entsorgt werden, zugunsten einer Ethik autonomer Selbstbestimmung? Der Preis dafür wäre hoch – zu hoch, wie wir meinen. Denn im Ethos des Christentums, das seine Wurzeln im Evangelium hat, ist die Menschlichkeit des Menschen aufgehoben und bewahrt.
Unser Studientag will deshalb eine Alternative zur kopflosen Preisgabe des christlichen Ethos aufzeigen: Wie kann sein Gehalt wieder so Gestalt gewinnen, dass seine Anziehungskraft für ein gelingendes Leben aufleuchtet? Wo wird der Glanz des Guten sichtbar?
Es stellen sich eine Fülle von Fragen: Wie ist etwa das Verhältnis von Allgemeingültigkeit der Ethik und ihrer Verwirklichung in der konkreten Lebensgemeinschaft der Kirche? Katholische Moral ist ja keine Sonder- und Spezialmoral. Man kann universal und vernünftig für sie argumentieren, knüpft sie doch an der Wirklichkeit an und spiegelt einen ethischen Grundkonsens, der sich in der Weisheitsüberlieferung der Völker abzeichnet. Gleichzeitig bestimmt die Selbstoffenbarung Gottes und letztlich seine Menschwerdung den konkreten Anspruch des Guten ganz neu. Das Gute zeigt sich als Ruf in die Nachfolge.
Die Universalität christlicher Ethik gewinnt damit die konkrete Gestalt einer Lebensform, deren Tugenden und Einbettung in Kirche als Gemeinschaft wir ebenfalls beleuchten wollen. Was verbindet zudem Moral und Spiritualität? Dem wollen wir nachgehen. Und nicht zuletzt der Frage, wieso die Gesamtgestalt katholischer Moral im Laufe der Zeit verunklart und überdeckt wurde – so dass die Entstehung ihrer Krise deutlich wird.
Erst die Wiedergewinnung der Gesamtgestalt christlichen Lebens lässt das Anziehende und Einleuchtende daran aufscheinen: Denn im Glanz des guten Tuns wird die Menschlichkeit gerettet.
PROGRAMM
14:30 START LIVESTREAM
Einführung und Moderation: Dr. Dominik Klenk, Philosoph, Autor, CEO Verlag Fontis, Basel
Überlieferungen der Weisheit
Wie das Gute in den Kulturen grundgelegt ist
Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Religionsphilosophin, ehem. TU Dresden, jetzt Professorin und Vorsitzende des Europ. Instituts für Philosophie und Religion, Heiligenkreuz, Synodalin Forum III (Frauen)
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Wege gegen die Gottvergessenheit
Wie aus Tora und Weisheit biblische Ethik sprudelt
Dr. theol. Martin Brüske, geb. 1964 im Rheinland, Studium der Theologie und Philosophie in Bonn, Jerusalem und München. Lange Lehrtätigkeit in Dogmatik und theologischer Propädeutik in Freiburg/Schweiz. Unterrichtet jetzt Ethik am TDS Aarau.
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Gottebenbildlichkeit und Humanwissenschaft
Wie der Mensch lesbar ist
Prof. Dr. Thomas Möllenbeck, geb. 1966 im Rheinland, Studium der Theologie und Philosophie in Münster, München, jetzt Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Münster, sowie Gastprofessor an der Catholic University ITI-Trumau sowie in Heiligenkreuz.
****************17:00 PAUSE*****************
… und sie werden ein Fleisch
Wie sich Veränderliches und Unabänderliches in der katholischen Ehelehre unterscheiden
Dr. Pavel Blažek, geb. 1974 in Tschechien. Historiker mit Schwerpunkt Ideengeschichte des Mittelalters. Tätig am Inst. F. Philosophie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften/Prag und Thomas-Institut der Universität Köln tätig und forscht zu Ehe- und Familie in der mittelalterlichen Theologie und Philosophie.
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Warum es schön ist, gut zu sein
Wie die Tugenden einleuchten
Hanns-Gregor Nissing, Dr. Hanns-Gregor Nissing, Philosoph, Theologe und Autor, tätig an den Philosophisch-Theologischen Hochschulen Münster und Heiligenkreuz, Vorstandsmitglied der Josef Pieper Stiftung, www.thomas-von-aquin.de
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Weg, Wachstum, Jüngerschaft
Wie Erneuerung von Kirche und Ethik zusammenhängen
Bernhard Meuser, geb. 1953, ist Theologe, Publizist und renommierter Autor zahlreicher Bestseller (u.a. „Christ sein für Einsteiger“, „Beten, eine Sehnsucht“. Er war Initiator und Mitautor des 2011 erschienenen Jugendkatechismus „Youcat“. In seinem Buch „Freie Liebe – Über neue Sexualmoral“ formuliert er Ecksteine für eine wirklich erneuerte Sexualmoral.
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VORFREUDE:
Sie wollen die Zeit bis zum Start des Studientages nutzen? Die Video-Vorträge der vorherigen Online-Studientage vom 21. März 2021 („Eine neue Lehre vom Menschen?“) 18. Juli 2021 („Gott, die Kirche und der Sex“) , 17. November 2021 („Kampf um die Kirche“) und 19. Juni 2022 („Wahre und falsche Reform der Kirche“) finden Sie hier auf unserer Homepage oder hier auf unserem Youtube-Kanal.
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