Bischof Bätzings Antwortbrief auf die Kritik der nordischen Bischöfe offenbart den Synodalen Prozess als eigensinnigen Weg der oberflächliche Pseudo-Nachfolge Christi.

Es ist nicht nur schade und unverständlich, dass der Limburger Bischof Georg Bätzing die Kritik der Nordischen Bischofskonferenz am Synodalen Weg in Deutschland zurückgewiesen hat. Es zeugt von mangelnder Fähigkeit zur Auseinandersetzung und stößt seine Mitbrüder vor den Kopf. Seine Bemerkung, er wisse die Sorge seiner Mitbrüder zu schätzen, wirkt wie eine Farce. Immerhin ist der Brief im Wortlaut verfügbar. Bei der Antwort an den Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, war das nicht der Fall.

Die Alarmglocken werden im Ausland noch mehr schrillen

Statt mit theologischer Tiefe und argumentativ auf einzelne Kritikpunkt einzugehen, ergeht sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in allgemeinen Formulierungen über den Reform-Prozess. Er wirft mit traditionellen Formulierungen um sich, als könne er seine Mitbrüder mit katholischen Floskeln beruhigen, oder soll man besser sagen: ruhigstellen? Abfertigen? Das wird er nicht. Er entlarvt den Synodalen Prozess nur noch mehr als eigensinnigen Weg der oberflächliche Pseudo-Nachfolge Christi, so dass die Alarmglocken im Ausland nur noch mehr schrillen werden.

Wenn Bätzing behauptet, niemand zweifle das „Depositum fidei“ an, dann mutet das schon sehr befremdlich an. Man braucht sich nur die Aussagen und Beschlüsse des Synodalen Weges anschauen, um festzustellen: Stimmt nicht. Glaubt Bätzing allen Ernstes, noch irgendjemandem Glauben machen zu können, der Synodale Weg orientiere sich am Glaubensgut und an den Kernaussagen des Zweiten Vatikanums? Es wird immer mehr offenbar, dass der Synodale Weg an entscheidenden Stellschrauben der katholischen Glaubenslehre dreht und sowohl dem Bischofsamt und der Priesterweihe allgemein als auch dem Menschen- und Gottesbild und der christlichen Ethik an den Kragen geht.

Das Missbrauchsargument zieht nicht mehr

Aus keinem anderen Grund melden sich ausländische Bischöfe zu Wort und ermahnen brüderlich. Die Kirche muss sich im besten Sinne zur Offenbarung der Wahrheit in der jeweiligen Zeit beziehen. Es geht darum, das uns anvertraute Glaubensgut tiefer zu verstehen, verständlich(er) zu machen und – wenn nötig – neu zu formulieren, aber doch nicht darum, es in ihrem Wesen zu verändern.

Dass der Synodale Weg genau das tut, ist niemanden entgangen. Außer vielleicht Bätzing selbst. Und was sind überhaupt seine Kriterien der Unterscheidung für die Art der Reformen, die er ansteuert? Was unterscheidet Tradition von Traditionen? Davon ist in seinem Brief nicht die Rede.
Dafür schiebt er wieder den Missbrauch vor. Nur zieht das nicht mehr. Längst ist klar, dass der Missbrauch instrumentalisiert wird, um eine kirchenpolitische Agenda voranzutreiben. Und wenn Bätzing von Umkehr und Neuausrichtung spricht, dann jedenfalls nicht von jener, die sich an Christus und seinem Evangelium ausrichtet, sondern an eigenen Wünschen.

Bätzing meint mit Umkehr jedenfalls etwas anderes als seine nordischen (und polnischen) Kollegen. By the way: Ein Blick in die Geschichte hätte genügt, um zu verstehen, dass Strukturveränderung immer erst die Folge einer geistig-geistlichen und lebensverändernden Erneuerung im Geist Gottes ist. Jedenfalls sind nicht die richtigen Begriffe der Knackpunkt, sondern die dazugehörige Interpretation. Würde Bätzing seine Definitionen mitliefern, müsste er zugeben, dass die Befürchtungen seiner Amtsbrüder begründet sind. Er müsste zugeben, dass der Synodale Weg die theologische Erkenntnislehre untergräbt und sich der Konstitution „Dei Verbum“ über die göttliche Offenbarung in den Weg stellt.

Er suggeriert: Jede Kritik ist sinnlos

Lieber beruhigt er seine Mitbrüder, wie er es formuliert, indem er schreibt, die geäußerten und angedeuteten Befürchtungen würden nicht den tatsächlichen Beratungen, Diskussionen und Beschlüssen unseres Synodalen Weges entsprechen. Allein dieser Satz wird alles andere tun, nur nicht irgendwelche besorgten Gemüter beruhigen. Bätzing suggeriert damit, dass jede gegen ihn und den Synodalen Weg geäußerte Kritik sinnlos sei, und besser unterlassen werden kann.

Auf ein In-Ruhe-gelassen-werden sollte er nicht hoffen. Eher hat er weitere Mahnworte zu erwarten. Sicher ist allerdings auch eines: Bätzing wird nicht aufgeben. Und wenn er in einer Flut an Briefen untergeht.

 

Dieser Beitrag erschien erstmalig bei Die Tagespost.


Dorothea Schmidt ist Mitglied der Synodalen Vollversammlung,  Journalistin, junge Familienmutter, Mitarbeiterin  beiMaria 1.0 und Autorin des Buches: „Pippi-Langstrumpf-Kirche“ (2021).

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