Neu anfangen
Das Reform-Manifest

Runterladen
Deutsch
Download
English
Download
Manifest Italienisch
Italiano
Descargar
Español
Télécharger
Français
Baixar
Português
Preuzimanje
Hrvatski
Stiahnutie
Slovenský
Letölthető
Magyarul
Prenos
Slovenščina

Präambel

Als katholische Christen bekennen wir uns zur Notwendigkeit grundlegender Reformen der Kirche. Noch nie gab es jedoch wirkliche und tiefe Erneuerung ohne Umkehr und die lebensverändernde Neuentdeckung des Evangeliums. Deshalb verfehlt der Synodale Weg auf dramatische Weise den Ansatz wahrer Reform. In seiner Fixierung auf die äußere Struktur geht er am Kern der Krise vorbei; er verletzt den Frieden in den Gemeinden, verlässt den Weg der Einheit mit der Weltkirche, beschädigt die Kirche in der Substanz ihres Glaubens und läuft auf ein Schisma hinaus.

Wir bekennen uns zum lebendigen Wort Gottes, in dem Licht und Wahrheit ist. Wir finden es lebendig bezeugt in der Heiligen Schrift, lebendig überliefert durch die Kirche, lebendig sichtbar gemacht durch gelebten Glauben. Dieses lebendige Wort Gottes wird verbindlich gemacht und bewahrt durch die mit dem Lehramt beauftragten und gesendeten Zeugen. Unser Gewissen verpflichtet uns, niemals Forderungen zu unterstützen oder Initiativen zu folgen, die diese Bindung an das lebendige Wort Gottes auflösen oder relativieren. Vielmehr geht es darum, in seinem lebendigen Wort den Willen Gottes für seine Kirche heute zu suchen.

Die neun Thesen

Legitim sind Forderungen in der Kirche nur dann, wenn sie aus dem Evangelium begründet, in den Glauben aller eingebettet und von der universalen katholischen Kirche mitgetragen werden.

Der Synodale Weg ist keine „Synode“ und hat kirchenrechtlich keine Verbindlichkeit. Wir weisen seinen Anspruch zurück, für alle Katholiken in Deutschland zu sprechen und bindende Entscheidungen für sie zu treffen. Die am Synodalen Weg beteiligten Laien sind Vertreter von Vereinen, Gremien und Verbänden und willkürlich hinzugezogene Dritte. Die Forderungen dieses weder durch Sendung noch durch Repräsentation legitimierten Gremiums zeugen von einem grundlegenden Misstrauen gegen die sakramental und durch apostolische Vollmacht verfasste Kirche; sie laufen auf eine an Gremien orientierte und äußerlich bleibende „laikale“ Umverteilung der Macht und eine innerkirchliche Säkularisierung hinaus. Die Ermächtigung getaufter Christinnen und Christen zur missionarischen Jüngerschaft (Evangelii gaudium 119ff.) und damit zur geistlichen Selbständigkeit (Subjektwerdung im Glauben) kommt gar nicht erst in den Blick.  Sie aber müsste der Kern jeder Reform sein, die ihren Namen verdient. Nur eine Kirche, die geistliche Selbständigkeit zum zentralen Ziel macht, antwortet nachhaltig auf die Erfahrung von Missbrauch und Vertuschung in allen ihren Ausprägungen. Wir sind dankbar, dass Papst Franziskus eine Weltsynode anberaumt hat, auf der es allgemeinverbindliche Beschlüsse geben kann und in der genau dies Thema wird.

Die Kirche bedarf einer Reform an Haupt und Gliedern, aber jede echte Reform in der Kirche beginnt mit Bekehrung und spiritueller Erneuerung. Die Kirche gewann noch nie Salz und Licht zurück durch Reduzierung der Ansprüche und strukturelle Anpassung an die Welt.  

Der Synodale Weg greift echte Anliegen der Kirche auf, ist in seiner Strategie aber strukturkonservativ und offenkundig nicht an Prozessen der Umkehr, der Buße und der geistlichen Erneuerung interessiert. Hinsichtlich der grundlegenden Sozialform von Kirche ist man brennend mit der Erhaltung des Status quo beschäftigt: Man will das Modell der hochinstitutionalisierten „Betreuungskirche“ durch Anpassung und Modernisierung retten. Eine Kirche real geteilten geistlichen Lebens, in der Menschen zu einer Lerngemeinschaft des Glaubens (und damit zu Jüngerinnen und Jüngern) werden, ist von vornherein nicht im Blick. Die verändernde Kraft kirchlichen Aufbruchs entsteht aber erst dort, wo neues, gutes Leben menschlich und geistlich erfahren und damit (mit-)teilbar wird. Solche Erneuerung führt aus sich heraus zu missionarischer Dynamik und evangelisierender Kraft. Der Synodale Weg dagegen schraubt bloß an den Funktionen einer statisch gedachten Kirche. So geht es in der ethischen Diskussion immer nur um die Verschiebung von „gestern verboten“ zu „jetzt ein bisschen erlaubt“, damit, was von der Kirche bleibt, noch halbwegs zum kulturellen Mainstream passt. Wie dagegen Menschen unserer Gegenwart zu wachsender Heilung und Integration im Licht des Evangeliums und in der Beziehung zu Jesus Christus finden können, wird nicht ernsthaft gefragt. Menschen, die man nicht mehr erreicht, weil man es gar nicht erst versucht, möchte man so bei der Kirche halten, indem man das Anstößige des Evangeliums verschweigt, die Ansprüche relativiert und sich so „normal“ wie möglich präsentiert. Mit Dietrich Bonhoeffer aber ist zu sagen: „Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche.“ Schon Kardinal Lehmann hat vor einer Verbürgerlichung der Kirche durch Anpassung an das Niveau ihrer Umgebung gewarnt: „Die Kirche kann sich nicht wie ein Unternehmen verhalten, das sein Angebot verändert, wenn die Nachfrage nachlässt.“ Wenn die Kirche nicht „aus sich selbst heraustritt zur Evangelisierung“, sagte Kardinal Bergoglio vor seiner Wahl zum Papst, „kümmert sie sich nur um sich selbst und wird dann krank … Die Krankheiten, die sich im Laufe der Zeit in den kirchlichen Institutionen entwickelt haben, haben ihre Wurzeln in dieser Selbstbezogenheit („autoreferencialidad“).“

Wir sind Teil der „einen, heiligen, apostolischen und katholischen Kirche“. „Dass alle eins sind“, ist Jesu letzter Wunsch. Wir leiden schon heute genug unter den Spaltungen des Leibes Christi und wollen nicht noch einmal eine deutsche Sonderkirche.

 Der Synodale Weg wurde nur unzureichend mit den universalkirchlichen Instanzen und mit Papst Franziskus abgestimmt. Alle erfolgten Einsprüche des Papstes („Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“, Kritische Äußerungen bei der Generalaudienz vom 25.11.2020: „… als wäre sie eine politische Partei. Aber, die Mehrheit, die Minderheit, was halten Sie von diesem, jenem, dem anderen. …Ich frage mich: Wo ist der Heilige Geist dort? Wo ist das Gebet? Wo gibt es Gemeinschaftsliebe? Wo ist die Eucharistie?“) wurden ebenso ignoriert, wie man sich hochmütig über Weisungen des Lehramts, die zu zentralen Fragen auf dem Synodalen Weg erfolgten, hinwegsetzte. So geschah es bei Lehräußerungen zur Leitung einer Pfarrei durch Laien, zur Möglichkeit der Frauenordination, zur Einrichtung von Segnungsliturgien für gleichgeschlechtliche Verbindungen. Uns beschämt, dass diese Einsprüche ignoriert, relativiert und sogar lächerlich gemacht wurden, obwohl es sich um verbindliche Korrekturen handelte. Für uns ist die katholische Kirche so lange katholisch, wie sie sich in lebendiger Einheit und im Dialog mit der universalen Kirche befindet. Wir möchten keine „Kirche des Ungehorsams und der Rebellion“ sein und weisen jeden Versuch eines kirchlichen Sonderweges in Deutschland zurück.

In der Kirche geht alle Macht vom Herrn aus. Macht in der Kirche ist immer nur geliehene Macht, und sie kann nur in demütigem Dienst an den Menschen bestehen. Ihre Ausübung muss legitim und transparent sein; falschen Machtgebrauch von Hirten aber mit der Herrschaft der Büros zu beantworten, ist kein Weg für die Kirche.

Der Synodale Weg benutzte die manifeste sexuelle Übergriffigkeit von Klerikern und die unzureichende Aufarbeitung ihrer Verbrechen, um eine besondere Art von Machtfrage zu stellen. Statt die realen Ursachen von Missbrauch zu untersuchen, wurde die Theorie in Umlauf gebracht, Missbrauch sei allein die Folge klerikaler Ignoranz, mangelnder Partizipation und fehlender Demokratie; daher müsse die Macht von Bischöfen und Priestern gebrochen und sie unter Kuratel von Laien(-Funktionären) gestellt werden. Tatsächlich gibt es auch Machtmissbrauch in der Kirche, und es fehlt an Wertschätzung und echter Partizipation von Laien, insbesondere von Frauen. Wir wollen aber keine Kirche der Beamten und Funktionäre, der aufgeblähten Apparate und des dauerinstallierten Geschwätzes.  Die Kirche leidet unter einem Mangel an Geist und einem Zuviel an Institution. Niemand braucht eine Kirche, in der Berufungen durch Anstellungen, Hingabe durch Vertrag und Vertrauen durch Kontrolle ersetzt werden. Wir wollen eine einfache, dienende und betende Kirche in der Nachfolge Christi. Wir wollen eine Kirche, in der die Ausübung geistlicher Vollmacht transparent und klar an der Ermöglichung geistlicher Selbständigkeit und der Subjektwerdung im Glauben orientiert ist. Dazu ist sie notwendig. Darin liegt aber auch ihr kritisch unterscheidendes Kriterium.

Dem Beispiel Jesu folgend, muss das Charisma von Frauen in der Kirche noch tiefer erkannt werden. Es ist aber abwegig, die Zuweisung des priesterlichen Dienstamtes an Männer als Diskriminierung von Frauen zu deuten.

Frauen dürfen in der Kirche nicht Menschen zweiter Klasse sein. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Frauen auf allen Ebenen in der Kirche die gleichen Rechte und Pflichten wie Männer haben und selbstverständlich auch an leitender Stelle handeln können. Der Synodale Weg setzte sich dafür ein, – leider setzt er sich jedoch auch über eine altkirchliche, durch Konzilien gedeckte und von allen Päpsten der Neuzeit mitgetragene bindende Lehraussage aus Ordinatio sacerdotalis hinweg, „die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft“, dass nämlich „die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“ Diese finale Lehräußerung ist keine Diskriminierung von Frauen. Nach der Heiligen Schrift ist das Volk Gottes die Braut, Christus der Bräutigam. Dass der Priester, der Christus symbolisch repräsentiert, Mann sein muss, ist stimmig. Wir weisen die Einlassungen des Synodalen Weges zurück, als handle es sich um die Wahrung einer reaktionären Männerbastion und als gebe es eine Art von Gleichstellungsrecht für Frauen auf das Amt. Für die Kirche wird es freilich die Nagelprobe echter Erneuerung sein, sich zur spezifischen Berufung von Frauen in der Kirche zu bekennen, ihre Stärke dankbar anzunehmen und die Schönheit des weiblichen Elementes in der Kirche neu zu entdecken. Frauen sind auf eigene Weise Abbild Gottes; und ihr Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Das Sakrament der Ehe ist der Bund einer Frau und eines Mannes mit Gott und das unvergleichliche Heilszeichen für die Treue Gottes zu seinem Volk; dieses Zeichen darf niemals in eine Reihe gestellt werden mit rein menschlichen Verbindungen welcher Art auch immer.

Immer mehr Menschen leben in geschlechtlichen Gemeinschaften, die aus dem Bild herausfallen, das uns von der Hl. Schrift und der Kirche vorgegeben ist. Sei es, dass sie nach einer gescheiterten Ehe geschieden und wiederverheiratet sind, sei es, dass sie in „wilder Ehe“ leben, sei es, dass sie voreheliche Beziehungen unterschiedlichen Charakters eingegangen sind. Im Versuch, nicht nur die Mängel oder die Sündhaftigkeit dieser Verbindungen zu sehen, sondern auch die Not und die Suche an sich gläubiger Menschen (was unbedingt notwendig ist!), fällt der Synodale Weg in eine Tonlage beschönigender Wertschätzung. Statt Wege der Heilung und Weisung für Wachstum im guten Leben zu bieten, geht es nur um Anpassung an den kulturellen Mainstream. Damit dient man verletzbaren und verletzten Menschen nicht, sondern, im Gegenteil, man enthält ihnen das heilende Licht des Evangeliums vor und verstellt ihnen die Möglichkeit menschlichen Glückens. Konkreter: Im Konzept einer „neuen Sexualmoral“ soll die „Alleingeltung der Ehe“ durch ihre „Höchstgeltung“ ersetzt werden. Dadurch verkommt das Ehesakrament aber zu einem lebensfernen Ideal, das nur noch von einer fragwürdigen Elite angestrebt wird. Nach wie vor ist aber die christliche Ehe der eigentliche und legitime Ort von Sexualität und die normative Form, in der Kinder die dauerhafte Liebe ihrer leiblichen Mutter und ihres leiblichen Vaters erfahren. Sie ist der einzige Ort, an dem menschliche Sexualität zur heilen Integration gelangen kann. Die verschleiernde Rede von der „Höchstgeltung“ überlässt bei Licht gesehen menschliche Sexualität ihrer Fragmentierung. Sie ist deshalb letztlich menschenfeindlich.

Keinem Menschen darf der Segen Gottes vorenthalten werden. Die Kirche muss aber jeden Anschein vermeiden, als würde sie einen dem Ehesakrament vergleichbaren Segen zur „Ehe für alle“ und zu gleichgeschlechtlichem Sex geben.

In „Amoris Laetitia“ zeigt Papst Franziskus großes Verständnis für Menschen, die in „irregulären Situationen“ leben. Er meint damit Situationen, die „objektiv“ Sünde sind, Menschen in bestimmter Hinsicht aber subjektiv gerade überfordern; so sagt er: „Daher ist es nicht mehr möglich zu behaupten, dass alle, die in irgendeiner sogenannten ‚irregulären‘ Situation leben, sich in einem Zustand der Todsünde befinden und die heiligmachende Gnade verloren haben. (…) Ein Mensch kann, obwohl er die Norm genau kennt, große Schwierigkeiten haben im Verstehen der Werte, um die es in der sittlichen Norm geht oder er kann sich in einer konkreten Lage befinden, die ihm nicht erlaubt, anders zu handeln und andere Entscheidungen zu treffen, ohne eine neue Schuld auf sich zu laden.“ (Nr. 301) Der Synodale Weg überdehnt diese Perspektive der Barmherzigkeit und pastoralen Sorge um das Heil aller Menschen, indem er die Gebrochenheit der menschlichen Natur (und damit die Sünde) nicht mehr in Rechnung stellt. Tendenziell wird „ein Recht auf Lust für alle“ propagiert, das die fruchtbare Komplementarität der Geschlechter in der Schöpfungsordnung Gottes verschweigt und die Normativität der Ehe unterminiert.

Der Dienst der Kirche an der Welt ist Laien und Priestern gemeinsam und ohne Unterschied in den Zielen und der Würde anvertraut. Trotzdem sollten Laien tun, was nur Laien tun können und Priester den Dienst leisten, wozu sie durch die Kirche berufen und durch die Weihe befähigt wurden.

Der Mangel an Berufungen zum Priesteramt ist eine echte Not in der Kirche und ebenso eine Herausforderung für die Laien, die alle Aufgaben übernehmen müssen, zu denen man die priesterliche Berufung nicht unbedingt benötigt. Das Konzil spricht von einer »wahre(n) Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi«, erinnert zugleich aber daran, dass nach dem Willen Christi »Lehrer, Ausspender der Geheimnisse und Hirten für die anderen« bestellt werden sollen. Mit der Handauflegung in der Weihe wird dem Priester die apostolische Vollmacht erteilt, „in persona Christi“ als Haupt und Hirte zu handeln. Er ist der von Gott berufene und von der Kirche bestellte Verkündiger des Wortes Gottes, der Spender der Sakramente und in Stellvertretung des Herrn der „Hirte(n) und Bischof eurer Seelen“ (1 Petr 2,25). Der Synodale Weg verdunkelt diese spezifische Berufung des Priesters, indem er den Priester theologisch und strategisch marginalisiert und systematisch versucht, theologisch qualifizierte Laien ohne Weihe funktional in Priesterersatz-Positionen hineinzuheben. Wir halten das für durchsichtigen Lobbyismus und wenden uns sowohl gegen die Laikalisierung des Priesters wie auch gegen die Klerikalisierung von Laien.

Der sexuelle Missbrauch ist der Mühlstein um den Hals der Kirche. Amtsträger in der Kirche sind zu messen an der Transparenz, mit der sie Vergehen in der Vergangenheit aufarbeiten und Prävention für die Zukunft betreiben. Wir wenden uns aber gegen den Missbrauch mit dem Missbrauch.

Nichts zieht die Kirche mehr in die Tiefe als der sexuelle Missbrauch durch Kleriker, Ordensleute und Gemeinschaftsleiter und seine Vertuschung durch Verantwortungsträger und Mitwisser. Manche behinderten seine Aufklärung, weil sie das Ansehen der Kirche nicht beschädigen wollten; dadurch leisteten sie aber einer weiteren Ausbreitung übergriffigen Verhaltens Vorschub. Der Synodale Weg – nur um diesen geht es hier, nicht aber um alle seriösen Bemühungen, um Prävention und Aufarbeitung – wurde angekündigt als ein Reform- und Erneuerungsprojekt, das endlich die nötigen Konsequenzen aus Missbrauch und Vertuschung ziehe. In Wahrheit wurde dort Missbrauch zur Durchsetzung einer lang bekannten, kirchenpolitischen Agenda instrumentalisiert. Man kann das mit Fug und Recht „Missbrauch mit dem Missbrauch“ nennen. Denn Sexueller Missbrauch wird auf dem Synodalen Weg benutzt, um sachfremde Ziele und Positionen kirchlich durchzusetzen. Dies jedoch führt zu einer völlig unverantwortlichen Verzerrung bei einer Diskussion, die größte Sorgfalt braucht. Bis heute wurde der Tatsache nicht Rechnung getragen, dass ca. 80 Prozent der Übergriffe im „katholischen“ Raum gleichgeschlechtlicher Natur sind (wie das international vorliegende Zahlenmaterial zeigt). Überhaupt ist an dieser Stelle die Verweigerung gegenüber Fakten ein Merkmal der Diskussionen auf dem synodalen Weg. Etwa wird nicht berücksichtigt, dass andere Kirchentypen (auch theologisch liberale und solche ohne hierarchische Struktur) in ähnlichem Umfang von – allerdings überwiegend heterosexuellem – Missbrauch betroffen sind. Die Reaktion auf den Missbrauch wurde zum Stellvertreterkrieg, auf dem es in Wahrheit um Claims einer liberalen Kirchenagenda ging. Damit aber wird eine angemessene kirchliche Reaktion auf den Missbrauch behindert und gleichzeitig die Möglichkeit tiefer Reform und Erneuerung der Kirche verstellt. Letztlich zeigt sich auch hier wieder die um sich selbst kreisende Kirche, der es mehr um ihr Image als um die Opfer geht. Darin nämlich liegt der tatsächliche, systemische Hintergrund der Vertuschung! Der Synodale Weg und seine Vorschläge haben das nicht aufgebrochen, sondern eher noch verstärkt. Die hier immer noch wirksamen Logiken kirchlicher Selbsterhaltung führen nicht zur Reform, sondern in letzter Konsequenz in den ekklesialen Atheismus – in ein Handeln als gäbe es keinen Gott, der sich in Jesus Christus als Liebe lebendig offenbart hat und im Geist gegenwärtig ist. Dagegen hilft nur Erneuerung aus der Tiefe des Evangeliums. „Was er euch sagt, das tut!“

Zusammen mit den hier gesammelten Unterschriften und mit dem nachfolgenden Brief waren wir Anfang Januar 2022 in Rom vorstellig, um das Reform-Manifest Papst Franziskus zu überreichen. Hier unter dem Link finden Sie einen Rückblick auf dies ermutigende Ereignis.

Reform-Manifest unterzeichnen

Die Unterzeichner

Hendrik Kööp, Student, Deutschland

Dr. med. Christoph Stöhr-Sökefeld, Kinderkardiologe, Deutschland

Susanne Stöhr, Apothekerin, Deutschland

Zeljko Jelinic, Unternehmer, Deutschland

Diplm. Liliana Vogler, Sozialpädagogin, Kolumbien

Unterschriftenliste

Sie möchten in der Gemeinde, im Freundeskreis und unter Gleichgesinnten Unterschriften sammeln und uns zusenden?

Hier als Download verfügbar, einfach ausdrucken und mit dem Manifest mitnehmen!