Eine Transparenz-Offensive der Initiative Neuer Anfang
Haben Sie die Original-Papiere der verschiedenen Foren auf dem Synodalen Weg gelesen? Keine Sorge, wenn die Antwort „nein“ lautet, sind Sie in bester Gesellschaft. Die wenigsten Katholiken in Deutschland, geschweige denn weltweit, haben sich durch die Papierberge gearbeitet, die im Namen einer viel zitierten „Reform“ dort vorgetragen und beschlossen werden. Obwohl ja dort angeblich die Begehren „der Gläubigen“ und ihre Wünsche nach Reformen diskutiert werden, beteiligen sich faktisch die wenigsten Katholiken an dieser Debatte. Nicht wenige wenden sich auch bewusst ab, weil sie damit nichts zu tun haben wollen.
Gleichzeitig gibt es Uneinigkeit im medialen und öffentlichen Diskurs – auch und gerade unter Theologen – über die Frage, was denn auf dem Synodalen Weg nun tatsächlich beschlossen wird. Ob das mit der katholischen Lehre noch vereinbar ist oder ob das vermeintliche Reformprojekt „Synodaler Weg“ die deutsche Kirche in ein Schisma manövriert.
Die einen warnen, die anderen beschwichtigen.
Die deutsche Debatte wird nicht ohne Auswirkungen auf die Weltkirche bleiben. Umso wichtiger, dass alle wissen, worüber dort abgestimmt wird. Weltweit ist die katholische Welt entsprechend in Sorge, was zahlreiche Briefe und Mahnungen aus Rom aber auch aus der Weltkirche nach Deutschland bezeugen. Antworten bekommen sie in der Regel nicht, oder nur beschönigende und abwiegelnde Worte.
Transparenz durch Original-Zitate
Wir haben als katholische Initiative beschlossen, Licht ins Dunkel der zahllosen Grundsatz- und Handlungstexte zu bringen. Nicht jeder hat die Zeit, geschweige denn die fachliche Expertise, um sich durch das Material zu arbeiten. Wir haben deswegen Vorarbeit geleistet für Sie und alle Interessierten und sowohl für den Orientierungstext als auch für alle vier Foren des Synodalen Weges jeweils eine Zusammenstellung der wichtigsten Themen und Zitate verfasst und alles auch gleich in mehrere Sprachen übersetzen lassen (Spanisch, Englisch, Italienisch). Wir lassen die Texte für sich selbst sprechen, das bringt mehr Klarheit und Transparenz als die medialen Interpretationen, die zahlreich kursieren und verbreitet werden. Und wir ordnen die Texte knapp ein – auf dem Hintergrund der heute gültigen Lehre der Kirche. Lesen Sie einfach selbst nach, was auf dem deutschen Synodalen Weg wirklich beschlossen wird!
Im Folgenden finden Sie eine Einleitung in die Thematik, die 5 Dokumente jeweils als Volltext aufklappbar auf der Homepage und als PDF-Download unter den Links. Ja, Sie dürfen und sollen es gerne teilen!
Zur Kritik am bisherigen Verfahren
Viele Bischöfe und Laien wollen die strategische Agenda des Synodalen Weges (SW) vertuschen. Sie beschwichtigen: Es seien ja nur Vorschläge; es handele sich um einen offenen Prozess und einen Dialog; der Papst habe natürlich das letzte Wort; man wolle sich nicht von der Weltkirche trennen. Fakt ist aber: Da die Bischöfe wegen der Missbrauchsskandale unter Druck standen, konnten die Funktionäre der Verbände und Gremien in der deutschen Kirche durchsetzen, dass – anders als in früheren Dialogprozessen – nun im Synodalen Weg Tatsachen geschaffen wurden:
Die praktische Umsetzung aller Grundlagentexte in Handlungsanweisungen ist bereits beschlossene Sache und hat in einigen Diözesen schon begonnen.
Der Präsident des Synodalen Weges hat angekündigt, auch den einzigen in der ersten Abstimmung abgelehnten Text in Rom dennoch vorzustellen. Wozu stimmt man überhaupt noch ab?
Der letzte Versuch altbekannter Forderungen
Der kirchen- und theologiepolitischen Agenda der 70er Jahre soll kurz vor dem Kollaps der Volkskirche in Deutschland doch noch zum Sieg verholfen werden – ganz gleich, was man im Rest der Kirche dazu sagt. Frühere Versuche (das Kirchenvolksbegehren, die Diözesansynoden, der Dialogprozess) hatten mit derselben Agenda keinen Erfolg, weil die Bischöfe bislang an der Lehre der Kirche festgehalten hatten. Die altbekannte Reform-Agenda (Auflösung von Einehe, Abschaffung des Zölibat, Infragestellung von Bischofs- und Priesteramt, Einführung von Frauenpriestertum und Anerkennung homosexueller Partnerschaften) wird auf dem jetzigen Synodalen Weg durch die aktuelle Gendertheorie offiziell inhaltlich zusätzlich erweitert. In der Presse wird von manchen Protagonisten der Synodalversammlung sogar noch mehr gefordert, zum Beispiel durch die Präsidentin des Synodalen Weges, die flächendeckende Abtreibungsmöglichkeiten für Deutschland anmahnte.
Eine Krise der theologischen Ausbildung
Die vom Staat angestellten und besoldeten (Universitäts-)Theologen sind weitgehend dem Einfluss der deutschen Bischöfe entzogen. Die meisten von ihnen bemühen sich seit 60 Jahren, die katholische Theologie zu „modernisieren“. Entweder sie kopieren dabei eine protestantische Theologie, die zwar die Notwendigkeit der Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus anerkennt, aber nicht die Notwendigkeit eines authentischen Lehramts der Kirche; oder sie kopieren eine protestantische Theologie, die im Zuge des Rationalismus auch noch die Offenbarung Gottes in der Geschichte ablehnt und nur die autonome Vernunft als Fundament theologischer Diskurse zulässt. Eine charismatisch-evangelikale Theologie wird hingegen als Bibel-Fundamentalismus abgelehnt.
Seit Jahrzehnten kommen daher viele Glaubens- und Sittenlehren in der Ausbildung der Religionslehrer, Priester und Pastoralreferenten überhaupt nicht mehr vor; also auch nicht mehr im Religions-Unterricht und in der Predigt. Flächendeckende Katechese, die ihren Namen verdient, gibt es seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil überhaupt nicht mehr, katholischen Journalismus auch nicht bzw. nur noch vereinzelt in Nischen, die unabhängig vom Kirchensteuersystem existieren. Die wenigsten kennen den Katechismus der Katholischen Kirche.
Die allermeisten kirchensteuerzahlenden Kirchenmitglieder wissen folglich nichts von oder glauben nicht an: die Ursünde und ihre Folgen, die Menschwerdung und die Gottessohnschaft Jesu Christi, seinen Sühnetod am Kreuz, seine reale Gegenwart in der Eucharistie und sein Opfer in der Messe – selbst an die Auferstehung Christi und ein Leben nach dem Tod glauben laut einer aktuellen Umfrage nur 28 Prozent von ihnen. Dennoch beruft sich der Synodale Weg irrtümlicherweise auf den sensus fidei, den Glaubenssinn der getauften Kirchenmitglieder.
Offenbarung versus Lebenswirklichkeit
Klugerweise werden auf dem Synodalen Weg sowohl eine Diskussion über Abtreibung und Euthanasie als auch das Thema Evangelisation vermieden, obwohl Papst Franziskus letzteres mehrfach angemahnt hat. Klugerweise deswegen, weil eine Diskussion über den Inhalt des Evangeliums, also über echte Glaubensthemen, die Unsicherheit oder den Unglauben vieler Beteiligten deutlich machen würde. Es wird ignoriert: Der sensus fidei setzt Getaufte voraus, die aus dem Glauben und den Sakramenten leben – Spiritualität und Moral der Kirche gehören dann dazu.
Auf dem Synodalen Weg wird faktisch nicht die Offenbarung und ihre Überlieferung durch die Kirche, sondern die „Lebenswirklichkeit der Menschen“ als aktuell relevante Offenbarungsquelle in Fragen des Glaubens und der Moral betrachtet.
Der wahre Glaube an die Kirche fehlt: Daher gelten alle Ämter in der Kirche nur als Positionen der „Macht“ und müssen aus dieser weltlichen Sichtweise allen gleichberechtigt zugänglich sein; alle verbindlich vorgetragene Lehre der Kirche gilt aus dieser Perspektive als Gewalt gegenüber dem Gewissen bzw. der autonomen Vernunft des Einzelnen. Zentrales Thema zahlreicher Debatten ist die Anerkennung homosexueller und aller möglichen sexuellen Partnerschaften als legitime, wenn nicht sogar gottgewollte, eheähnliche Beziehungen.
Warum machen die Bischöfe in diesem Prozess trotzdem mit?
Vier offensichtliche Gründe finden sich nun für das Schweigen oder Zustimmen vieler Bischöfe in diesem Prozess, auch wenn sie inhaltlich den Papieren und Beschlüssen nicht immer wirklich zustimmen:
- Man hält sich die Presse vom Leib– Wer der liberalen Agenda widerspricht, muss damit rechnen, dass man ihn öffentlich an den Pranger stellt. Mancher Bischof hat seinen anfänglichen Widerstand aufgeben, als der Synodale Weg – entgegen der eigenen Satzung – geheime Abstimmungen auf der letzten Synodalversammlung im September 2022 in Frankfurt verboten hat. Einige haben zudem ein persönliches Interesse am wichtigsten Thema des SW und werden offen aufgefordert, sich dem LGBT-Bündnis „Out in Church“ anzuschließen und sich selbst als homosexuell zu outen, weigern sich aber bislang.Stillhalten und Mitmachen wird zudem medial belohnt. Die Befürworter der Beschlüsse des Synodalen Weges werden bislang medial selbst dann verschont, wenn ihnen Gutachten schwere Verfehlungen nachweisen. Sie müssen nicht die persönliche Verantwortung für ihren Umgang und auch ihre Fehler in Sachen Missbrauchs-Aufarbeitung übernehmen. Denn Missbrauch ist – laut Rhetorik des Synodalen Weges – „sexualisierte Gewalt“, die ihre „systemische Ursache“ in der Struktur und der Sexuallehre der Kirche hat. Das System und die Lehre sind also schuld, nicht die handelnden Personen.
- Theologische Prinzipienschwäche – Viele Bischöfe kennen selbst nur die oben genannte defizitäre Theologie und können daher Scheinplausibilitäten in den Beschlusspapieren nicht widerlegen. Manche von Ihnen halten die Sexuallehre des ordentlichen Lehramts der Kirche für veränderbar, weil sie nicht auf einem Konzil oder vom Papst ex cathedra dogmatisiert worden sei.
- Das Kirchensteuersystem und die Verwaltung bewahren – Viele Bischöfe betrachten die 26 Millionen Deutschen, die getauft sind und deshalb Kirchensteuern zahlen müssen, als Gläubige, auch wenn nur 900.000 von ihnen statistisch erwiesen zur Kirche gehen.Sie versuchen so zu agieren, dass nicht noch mehr Unzufriedene aus der Kirche austreten, um Kirchensteuernzu sparen. Außerdem müssten viele der 800.000 Menschen, die ihr Gehalt in kirchlichen Institutionen beziehen, entlassen werden, wenn die Voraussetzung für die Anstellung bei der Katholischen Kirche ein Leben aus dem Glauben wäre. Eine Änderung der Glaubens- und Sittenlehre scheint da der einfachere Weg, damit auch jene weiter bei der Kirche beschäftigt sein können, die nicht glauben und auch nicht danach leben.
- Die irrtümliche Priorität der Bischofskonferenz vor dem Einzelbischof – Zahlreiche Bischöfe unterwerfen sich der Mehrheit ihrer Kollegen, weil sie die Deutsche Bischofskonferenz irrtümlich für jene Ortskirche halten, die das Zweite Vatikanum fördern wollte. Sie erwarten daher vom Papst aus Rom Antwort auf die Fragen, in denen sich die deutsche Konferenz nicht einig ist. Beim Synodalen Weg soll der Widerstand der zurückhaltenden Bischöfe gebrochen werden durch die Behauptung, es handele sich ja nicht um neue deutsche Festlegungen der Glaubens- und Sittenlehre, sondern nur um Gedankenanstöße, die man dem Papst vortragen wolle.Für das anstehende ad-limina-Treffen der deutschen Bischöfe im November 2022 im Vatikan wurden durch die Meinungsführer der Mehrheit für jedes Synodal-Forum jeweils ein alleiniger Sprecher bestimmt, der dem Papst die Inhalte der deutschen Debatten vortragen soll, damit die Kritiker des Synodalen Weges unter ihnen dort gar nicht erst sprechen.Gleichzeitig haben einzelne Bischöfe schon die Umsetzung der Beschlüsse des „Synodalen Wegs“ in ihrer Diözese angekündigt – obwohl der Prozess noch gar nicht beendet ist. Man schafft Fakten. Bischöfe, die sich der „freiwilligen“ Umsetzung der Beschlüsse zukünftig verweigern werden, müssen mit erheblichem Druck aus den Laien-Gremien, den Kirchen-Verbänden und der Presse rechnen. Wenn der Papst anders antwortet, als die Mehrheit des Synodalen Weges es wünscht, werden die Bischöfe die Sache dem Gewissen des jeweiligen Pfarrers oder Laien überantworten, wie sie es in der Vergangenheit bereits getan haben. So wird der Zorn auf den Papst geleitet, der Austritt weiterer Kirchensteuerzahler vermieden und die Glaubensspaltung unter den Getauften länger vertuscht.