Zu Mutterschaft gehört Mut, zum Glauben auch. Beides kann glücklich machen. Eine irdisch-fromme Betrachtung von Patricia Haun zum Muttertag – zu Ehren aller Mütter und auch zu Ehren der himmlischen Mutter.

Es gibt Helikoptermütter, Rabenmütter, Mutterboden, Muttermale . . . Von der Gebärmutter bis zur Urgroßmutter begleitet uns das Wörtchen „Mutter“ durchs ganze Leben, bis wir einst in „Mutter Erde“ bestattet werden.

Mut, mutiger, Mutter

Ich persönlich meine ja, der Begriff Mutter kommt von Mut. Es könnte quasi eine Steigerungsform davon sein: mutig, mutiger, Mutter. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Schwangerschaft. Mut gehört bestimmt dazu, seinen eigenen Körper an einen „Untermieter“ zu verleihen, wenn auch nur auf Zeit. Von wegen, „mein Bauch gehört mir“. Mut braucht es, eine Geburt durchzustehen, bisweilen unter eigener Lebensgefahr. Und es braucht Mut, “in diese Welt Kinder zu setzen“. Vermutlich ist dieser Spruch auch schon so alt wie die Menschheit und wurde von Generation zu Generation wiederholt. In allen Zeiten hatten Menschen Zukunftsängste. Es liegt in unserer Natur, dass wir uns um den Nachwuchs und dessen Zukunft sorgen. Wie gut, dass wir damit nicht auf Irdisches begrenzt sind. Wir haben eine Art „Übermutter“ im Himmel, die hier und dort verbindet, wie wir im Lied singen: „Segne Du, Maria . . .

Circle of life

Mut wird belohnt. Bereits bei der Empfängnis eines Kindes beginnt der Kreislauf des Lebens aufs Neue und damit in den meisten Fällen auch die Mutterfreude: Aus einem Mädchen, das bisher Tochter war, wird eine Mutter. Somit tut sich nicht nur eine neue Rolle auf, sondern gleich eine phantastische neue Welt. Aus der eigenen Mutter wird plötzlich eine Großmutter und die Großmutter wird automatisch zur Urgroßmutter. So die weibliche Komponente des „Circle of life“. Mütter sind Träger des Lebens und der Liebe. Und sie sind Mittlerinnen und Vermittlerinnen zwischen den Generationen, oft auch Mittlerinnen zu Gott. Sie geben den Glauben an ihre Kinder weiter und im besten Fall leben sie ihn auch vor.

Die Supervisormutter

Wo Mütter an ihre Grenzen stoßen, wissen sie um die Mutter Maria im Himmel, die Muttergottes oder Himmelmama, um nur einige gängige Namen zu nennen. Das eigene Kind der himmlischen Mutter anzuvertrauen, kann eine große Entlastung sein. Wir machen uns dadurch bewusst, dass wir nicht alles selbst in der Hand haben. Unsere Kraft und Macht als Mutter ist endlich und es ist tröstlich, in mancherlei Situation Verantwortung, Schmerz, Trauer und eigenes Unvermögen nach oben abgeben zu können. Mir hat es immer geholfen, wenn ich mit meinem eigenen Latein am Ende war. Die Gewissheit, dass ich meine Kinder schon im Mutterleib der Muttergottes geweiht hatte, machte vieles leichter. Und das Wissen, in konkreten schwierigen Situationen nicht „mutterseelenallein“ zu sein, sondern quasi eine Supervisorin im Himmel zu haben, die alle Erfahrung der Welt hat und mir diese gern auf Anfrage zur Verfügung stellt. Jesus selbst hat uns seine Mutter durch seinen Jünger Johannes geschenkt, als Ratgeberin, Mittlerin, Königin der Liebe und des Friedens usw. Warum nicht zum Muttertag einmal wieder die Lauretanische Litanei beten? Wer denkt, das sei angestaubt: Papst Franziskus hat diese erst 2020 um drei Anrufungen erweitert.

Mutterersatz und Ersatzmutter

Nun soll hier auf keinen Fall Maria „vergöttlicht“ werden und im Sinne echter Emanzipation will ich auch die Männer und Väter keineswegs verschweigen, doch auch von jenen ist keiner ohne Mutter ins Leben gekommen. Selbst in Zeiten von Retortenbabys und Leihmüttern wird gerade durch diese „Behelfs(gebär)mütter“ deutlich, wie wichtig und eigentlich doch unersetzlich die Mutter ist. Nein, das ist kein Widerspruch. Die Leiden von mutter- und vaterlosen Menschen werden den Psychiatern der Zukunft noch viel „Kundschaft“ bescheren. Die Problematik entfaltet Birgit Kelle eindrücklich in ihrem Buch „Ich kauf mir ein Kind“. Ich bin sicher, auch diese Entwicklung ist in Gottes Hand gut aufgehoben. Er weiß auch um die Schmerzen, die unerfüllter Kinderwunsch bereitet und um die Anstrengungen, Mutterschaft bzw. Elternschaft um jeden Preis erleben zu dürfen. Vergessen wir nicht jene Menschen, für die der Muttertag kein Feiertag, sondern ein trauriger Tag ist, weil ihnen selbst Mutterschaft versagt bleibt. Oder jene, die um ihre eigene Mutter trauern, die bereits gestorben ist oder die sie nie kennenlernen konnten. Und denken wir an jene Mütter, die bereits Kinder verloren haben. Mütter, die am Muttertag am Grab ihres Kindes stehen und um sie weinen. Mater dolorosa, bitte für sie!

„Daheim ist da, wo Mama ist“

Bereits im Altertum gab es Feiertage zu Ehren von griechischen und römischen Muttergottheiten. Der heutige Muttertag entstand laut wikipedia 1914 in den Vereinigten Staaten zu Ehren der Mütter und wird seit 1923 auch in Deutschland gefeiert. Kleine Kinder pflücken Blümchen für die Mama, in Kindergärten werden liebevolle Bilder gemalt, in Schulen werden Gedichte gestaltet und in vielen Küchen glühen die Backöfen, wenn Kuchen für die Muttis gebacken werden. Frühstück ans Bett und das Übernehmen kleiner Aufgaben im Haushalt sind beliebte Muttertagsgeschenke, genauso wie Pralinen, Herzen in allen Farben und natürlich Blumen. Kommerz an allen Ecken, ähnlich wie am Valentinstag. Und trotzdem! Ehre, wem Ehre gebührt.

Ave, Maria!

Vielleicht ist es kein Zufall, dass der Muttertag im Marienmonat Mai liegt. Vergessen wir darum unsere liebe Gottesmutter nicht, zu der wir in jedem Ave Maria beten: “ . . . bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen“. Wenn unser irdischer Weg einmal zu Ende ist, so glauben wir, wird sie uns an der Hand nehmen und in die himmlische Heimat führen. Eine schöne Vorstellung von zuhause, denn daheim ist da, wo Mama ist.

Ich wünsche allen Müttern einen schönen und glücklichen Muttertag – egal ob daheim bei der eigenen Mama, daheim mit den eigenen Kindern oder in der Großfamilie!


Patricia Haun
Jahrgang 1971, ist freie Journalistin, Mutter von vier Kindern und Großmutter von zwei Enkeln. Sie ist Mitgründerin von EuroProLife und Gründerin der „Gebetsvigilien für das Leben“ in Aschaffenburg und Frankfurt. Sie arbeitete als Redaktionsleiterin für Durchblick e.V. und wirkt mit bei der Initiative „Neuer Anfang“.


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