Jesus – Gottmensch zwischen Himmel und Erde. Die Adventszeit lädt uns ein, über die ersten und die letzten Dinge des Lebens und Sterbens, eben über unser eigenes Menschsein zwischen Himmel und Erde nachzusinnen. Dazu macht der Haus- und Hofphilosoph des Neuen Anfangs, Helmut Müller, einen fundierten Aufschlag mit vielen klugen Gedanken in seinem gleichnamigen, neu aufgelegten Buch „Menschsein zwischen Himmel und Erde“. Patricia Haun hat es rezensiert.
Zugegeben, nicht leicht zu lesen für Nichtphilosophen. Gleichzeitig ist sogar für den nichtakademischen Leser zu erspüren: es gibt eine letzte Wahrheit, eine letzte Heimat, ein Aufgehobensein, ein Ziel für jeden Menschen auf dieser Erde, mit den Augen des Glaubens schon im Hier und Jetzt erkennbar. Etwas, worauf wir hinleben, etwas, worauf wir hin geschaffen sind.
Das ist die Hoffnung des Advent.
“Wir leben im Spielfeld von Endlichkeit und Unendlichkeit” (Bernhard Welte).
Welte hat Müller in seinen Ausführungen als Hauptideengeber inspiriert. Wir sind sowohl geliebte als auch liebende Menschen, wir sind kreatürlich (geschaffen) und zugleich Schaffende, haben also als Geschöpfe Anteil an der Schöpfung. Wir sind Grenzgänger – aus dem Staub der Erde und einem Bild vom Himmel geformt. Wir sind ganz eigene Leib-Seele-Geschöpfe, auf die Erde gesandt aus Liebe und um zu lieben.
Das Buch interagiert zwischen philosophischer und theologischer Anthropologie und nimmt die heilsgeschichtlichen Mysterien, die Gottebenbildlichkeit und Kreatürlichkeit, die sich im menschlichen Leib begegnen, ernst. Sie werden heruntergebrochen bis zu den Themen Bindungsfähigkeit, Sexualität, Sinnlichkeit, Sozialität usw. Die menschliche Existenz wird auch im Spannungsfeld zwischen Sünde und Gnade betrachtet.
Helmut Müller versteht es, eine Balance zwischen Glauben und Vernunft herzustellen. Dabei bedient er sich vieler Ansichten und Erkenntnisse berühmter philosophischer Vorgänger, gläubiger und auch ungläubiger Denker, sowie naturwissenschaftlichen Basiswissens. Der Autor versteht es, dem Leser eine Reflexion der Sachverhalte und deren Kommunikation zu vermitteln. Dabei gelingt es ihm, unaufdringlich seine eigene Überzeugung und seinen bodenständigen tiefen Glauben durchscheinen zu lassen. Dies niemals aufdringlich missionarisch, und doch hat das Buch sowohl eine Mission als auch eine Vision im Sinne von Freiheit gebend, das Gelesene anzunehmen, zu übernehmen oder abzulehnen. Ganz anders als die modernen Bewegungen, die nach Toleranz und freiem Denken rufen, dies aber nur bis an die Grenzen ihrer eigenen Sichtweisen anderen gewähren.
Und es hilft, wenn man sich „Blasen an der Seele“ gelaufen hat, im Nachdenken über den eigenen Sinn des Lebens, über das Woher, Wohin und das Wozu. Sei es in Lebenskrisen, bei Fragen, die andere an uns richten oder ganz existentiell am Ende des Lebens. Eines der Bücher, die ich nochmal in die Hand nehmen möchte, wenn es daran geht, die letzten Dinge des Lebens zu regeln.
Eine klare Buchempfehlung für die besinnliche und sinnliche Zeit des Advents, aber auch als Last-minute-Weihnachtsgeschenk, „für wache, intelligente Zeitgenossen, die geistig Boden unter die Füße bekommen möchten“ (Bernhard Meuser).
Helmut Müller: Menschsein zwischen Himmel und Erde. Dominus Verlag, 2025 ISBN/EAN: 978-3-940879-88-2, Umfang: 168 Seiten, 19,95 Euro
Patricia Haun
Jahrgang 1971, ist freie Journalistin, Mutter von vier Kindern und Großmutter von zwei Enkeln.

