Kardinal Hollerich bremst die Deutschen aus. Nach dem Ende des Synodalen Weges ist das Präsidium in den Stellungskriegs-Modus übergegangen: Bischof Georg Bätzing (Limburg) und Irme Stetter-Karp (ZdK) bejubeln vermeintliche kleine Landgewinne wie große Siege – so zum Beispiel die Ankündigung des Papstes, 40 Frauen mit Stimmrecht zur Weltysnode zu berufen: »Das ist ein Anfang!«. Dabei geraten sie selbst jedoch zwischen Hammer und Amboss.

Auf dem Portal des Verband deutscher Diözesen (VDD) beklagt sich Pater Max Cappabianca darüber, dass die Segnung homosexueller Beziehungen, die nicht auf eine sakramentale Ehe hinausliefe, unehrlich sei. Darauf hatten allerdings Kritiker der mehr politisch als seelsorglich bestimmten »Kompromisse« des Synodalen Weges längst hingewiesen. Aber selbst die zu radikalen Brüchen entschlossenen Bischöfe der Deutschen Bischofskonferenz können die Exklusivität des Ehesakraments nicht antasten, ohne sich in Gefahr zu begeben, ihren Rücktritt in Rom einreichen zu müssen.

»Von der Spitze her begonnen«

In diese – zumindest für Bischof Bätzing – hoch bedrängende Situation kommt ein weiteres, explizites »Nein!« eines wichtigen Mitarbeiters des Papstes. In einem Interview mit der auflagenstärksten italienischen Tageszeitung Corriere della Sera kommentiert der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich als Generalrelator der Weltsynode die nationalkirchlichen Ausbruchsversuche der Deutschen – und den unverhohlenen Versuch, die Weltsynode selbst mit dem Konzept einer Kirche der verschiedenen Geschwindigkeiten zu beeinflussen.

Dabei legt er besonderen Wert auf die Unvereinbarkeit des deutschen Machtdiskurses mit dem Evangelium. Deutlich weist Hollerich darauf hin, dass Jesus menschlichen Machtanspruch unter die Bereitschaft des Dienens stellt. Auf die Frage, dass er ja selbst als Kardinal in den letzten Monaten über die Möglichkeit gesprochen habe, homosexuelle Paare zu segnen oder verheiratete männliche Priester zu weihen und wie man bei der Weltsynode bei solch sensiblen Themen vorgehen werde, antwortet Hollerich:

„Bei dieser Synode geht es nur um die Synodalität, nicht um andere Themen. Während der Diskussionsphase in den Diözesen wurden andere Themen aufgeworfen, und wir werden diese Themen dem Heiligen Vater vorlegen. Sie sind sicherlich wichtig, wenn die Leute diese Dinge wiederholt haben, aber wir können nicht alles in einer Synode machen. „

Er sagt auch klar und deutlich, worum es tatsächlich gehen soll und worum nicht:

„In der Synode wird zum Beispiel sicherlich über Frauen gesprochen werden, aber nicht über das weibliche Priestertum. Es wird über Homosexuelle gesprochen werden, in dem Sinne, dass alle Menschen zur Kirche gehören, aber es wird nicht über Homosexualität gesprochen werden. In der Versammlung wird also wirklich von Synodalität die Rede sein, im Sinne von gemeinsamem Gehen, von Gemeinschaft, Teilhabe, Mission. Das ist das Thema der Synode. Und das ist genug“.

„Eine nationale Kirche gibt es nicht“

Hollerich nimmt aber auf Anfrage auch Stellung zur Frage nationaler Alleingänge – wie eben jenen in Deutschland, wo in der Zwischenzeit der Vatikan einige Beschlüsse des Synodalen Weges bereits gestoppt habe. Auf die Frage, ob eine „nationale Kirche nicht ihren eigenen Weg gehen kann?“ sagt Hollerich klar:

„Eine nationale Kirche gibt es nicht. Wir müssen als katholische Kirche einen gemeinsamen Weg gehen und nicht sagen: ‚Wir machen das und dann seht ihr, was ihr macht‘, nein. Das ist nicht der Sinn der Gemeinschaft der Kirchen und zwischen den Kirchen. Wir haben wirklich von den Menschen angefangen, in Deutschland haben wir von der Spitze angefangen. Sie reden darüber, wie man die Macht zwischen Klerikern und Laien aufteilen kann. Aber wenn wir über Macht in der Kirche sprechen, müssen wir unseren Weg korrigieren. Denn es geht nicht um Macht, sondern um Amt und Dienst. Wenn der Dienst zur Macht pervertiert, haben wir ein Problem. Die Frage ist nicht, wie wir die Macht aufteilen, sondern wie wir zum Amt, zum Dienst zurückkehren können.“

Es ist bemerkenswert, dass der Kardinal, der mit der Verantwortung für die Weltsynode betraut und zugleich Mitglied im Kardinalsrat G9 des Papstes ist, ausdrücklich den Konstruktionspunkt des Synodalforums I »Macht und Gewaltenteilung in der Kirche« abräumt. Man fragt sich, was eigentlich noch geschehen muss, um Bischof Bätzing zu der Einsicht zu bringen, dass seine Taktik des Hinhaltens, Beschwichtigens und Lavierens völlig gescheitert ist.


Peter Esser ist 1962 am Niederrhein geboren, arbeitet als Cartoonist und Illustrator für diverse Magazine und Zeitungen und begeistert sich für die Werke von J. R. R. Tolkien. Link zu seiner Homepage: http://www.peteresser.de/

Bildnachweis: Adobe Stock

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