Die Serie der Auslegung des Sonntagsevangeliums durch Dr. Martin Brüske geht weiter.
Christusbekenntnis und Kreuzesnachfolge
Auslegung des Evangeliums vom 12. Sonntag im Jahreskreis C Lk 9, 18-24
Petrus erkennt und bekennt in Jesus den Messias Gottes. Aber erst Jesu Leiden und Auferstehung machen die Bedeutung dieses Bekenntnisses klar und vollständig. Wer Jesus nachfolgen will, muss dem gekreuzigten Menschensohn folgen. Wer aber die tödliche Fixierung auf sich selbst loslässt, wird in der Teilnahme am Leiden Jesu österliches Leben finden.
Die Frage nach Jesus und das Geheimnis seines Leidens
Jesu Frage an die Jünger, für wen die Leute ihn halten, hat ihren Ausgangspunkt bei Lukas im Gebet Jesu. Es ist ein bedeutsamer Moment: Am Ende des Kapitels beginnt der lange Weg nach Jerusalem zu Leiden, Tod und Auferstehung. An solchen Wendepunkten zeigt Lukas Jesus betend. In diesem Gebet verdichtet sich das Geheimnis der Person Jesu, es leuchtet seine Einheit mit dem Vater ebenso auf wie die Führung durch den Vater und die schrittweise Verwirklichung seines Planes.
Der Zeitpunkt ist also angemessen, um zu fragen: Was hat die Verkündigung Jesu und sein Handeln bei den Menschen ausgelöst? Wie nehmen sie ihn wahr? Haben sie etwas von seiner Bedeutung begriffen? Oder blieb alles ohne Resonanz? Und dann natürlich die weitere, zweite Frage: Was begreifen die, die er ausdrücklich in seine Nähe gerufen hat? Sehen sie tiefer und weiter?
Wir werden sehen: Für Jesus ist jedenfalls der Zeitpunkt gekommen, die, die ihm nahe sind, tatsächlich weiter und tiefer zu führen. Das kann Jesus allerdings nur vorbereiten. Vorerst wird es auch seine Jünger völlig überfordern. Jesus beginnt nämlich nun, sie mit seinem Leidensgeheimnis vertraut zu machen – und kann tatsächlich nur Samen in die Herzen der Jünger senken, die erst nach Ostern, schlussendlich erst nach Pfingsten aufgehen werden. Noch im selben 9. Kapitel betont Lukas das etwas später auf krasse Weise: Die Jünger verstehen schlechterdings nichts, wenn Jesus sie auf sein Leidensgeheimnis vorbereiten will. Als Reaktion auf Jesu zweite Leidensankündigung heißt es: „Sie aber verstanden dieses Wort nicht, und es war vor ihnen verborgen, sodass sie es nicht begriffen. Und sie fürchteten sich, ihn nach diesem Wort zu fragen.“ (Lk 9, 45). Deutlicher kann man es wohl nicht sagen, denn gleich dreifach wird das Unverständnis ausgedrückt! Lukas sagt also tatsächlich: Sie kapieren nichts, wirklich gar nichts!
Ein messianisches Gnadenjahr
Aber wie hatte Jesus angefangen, welche Signale hat er selbst gesetzt, was konnten „die Leute“, aber eben auch seine Jünger von ihm wahrnehmen? Denn Jesu Auftreten blieb nicht ohne erhebliche Wirkung, die „Öffentlichkeit“, die man sich nicht zu klein denken sollte, von den politisch-religiösen Eliten in Jerusalem und seinem Landesherrn Herodes Antipas bis zu seinen Nachbarn in Kapharnaum, Juden und durchaus auch Heiden, Fromme und Sünder, Angehörige aller möglichen sozialen Gruppen. Sie alle wurden aufmerksam, erregten sich, fragten sich eben: Wer ist das? Und versuchten sich eine Antwort zurechtzulegen – neugierig oder skeptisch, feindlich oder sehnsüchtig, voll Verlangen nach Erlösung oder gestört von einem, der austarierte politische und religiöse Ordnungen aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte.
Viel wäre natürlich dazu zu sagen. Aber Lukas setzt in seinem Evangelium gleich einen höchst prägnanten Akzent, der einen Grundzug von Jesu Wirken wirklich in einer eindrucksvollen Szene auf den Punkt bringt. Jesu öffentliches Wirken bei Lukas beginnt mit einer großen messianischen Proklamation in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth. Jesus hatte dort am Sabbat aus der Jesaja-Rolle vorgelesen: „‚Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.‘ Und als er das Buch zutat, gab er’s dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn. Und er fing an, zu ihnen zu reden: ‚Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.‘“ (Lk 4, 18-21).
Im Zeichen dieser messianischen Proklamation geht Jesus den Weg seines öffentlichen Wirkens: Der Gesalbte des Herrn, auf dem der Geist ruht, verkündet das Evangelium und wirkt das Heil des Gnadenjahrs des Herrn. In ihm, in seinem „Heute“ bricht es an. In Jesus ist der messianische Moment mit seinen Heilsgütern für Arme, Gefangene, Blinde und Zerschlagene aller Art gekommen. Messianische Befreiung greift in Jesu Wirken und Predigen um sich.
Indes: Das Profil, das hier aufleuchtet, hält sich frei von jedweder Fixierung auf politisch-nationale Hoffnungen einer gewaltsamen Befreiung vom Römerjoch. In diesem Sinne ist Jesus kein Messias und will es nicht sein! Die Verbindung von nationaler Befreiung und messianischer Hoffnung ist aber damals in vielen Köpfen fest geknüpft: Wer „Messias“ sagte, der löste ein Cluster von Assoziationen aus, die bis zur Steuerfrage, zu Aufstand und politischem Mord reichten. So war der Begriff des Messias vieldeutig und konnte zu schwerwiegenden Missverständnissen führen. Schließlich hat man Jesus vor Pontius Pilatus genau des messianischen Aufrührertums gegen die römische Herrschaft angeklagt und unter diesem Titel am Kreuz hingerichtet: „König der Juden“. Und man hat ihm einen wirklichen Aufrührer bei der Pesach-Amnestie vorgezogen, Barabbas, den „Sohn des Vaters“.
So proklamiert Jesus am Anfang seines öffentlichen Wirkens tatsächlich ein messianisches Gnadenjahr und wirkt in diesem Sinne – und so musste tatsächlich sein Wirken messianische Erwartungen jedenfalls in einem allgemeinen Rahmen wecken. Andererseits: Sein Wirken hatte ein ganz eigenes Profil, deutlich abgegrenzt von politisch-nationalen Messiaserwartungen und – entscheidend! – den Titel des Messias benutzt er direkt für sich selbst an keiner Stelle! (Achten Sie einmal darauf… Wir werden so etwas auch in unserem Evangelium beobachten können….).
Was sagen die Leute?
Auf diesem Hintergrund gelesen, wird unser Evangelium durchsichtig. Die Leute hören vom Wirken und Predigen Jesu. Was sie hören, ist sensationell. Und sie versuchen sich einen Reim darauf zu machen. Wer nicht skeptisch bleibt – natürlich gab es auch damals Menschen, die hielten das alles für Humbug – oder es einreiht und schubladisiert („Nichts Neues unter der Sonne“), wer wenigstens etwas das Besondere spürt, der denkt vielleicht: Da kommt vom Himmel her etwas in Gang!? Passiert tatsächlich etwas? Bricht die messianische Zeit an? Ist sie es schon oder sind es nur ihre Vorboten? Erst Johannes, jetzt Jeschua? Ist er Elija, der am Ende wiederkommen soll oder einer der alten Propheten oder ist in Jeschua Johannes wiedergekommen, den doch Herodes hat hinrichten lassen? Schien nicht Johannes schon Elia zu sein? Wer ist dann Jesus? So erzählen die Jünger Jesus von den Verslein, die sich die Menschen zu machen suchen – und die sich doch nicht wirklich reimen wollen, die nicht aufgehen, sondern nur ahnen lassen: Ja, da ist etwas im Gang, vielleicht sogar vom Himmel her – und dann ist es auch wieder weg, verdeckt von den Sorgen des Alltags oder einer Begierde, die alles überdeckt. Vielleicht will man die Sensation auch sehen, ist neugierig oder hat eine Not, von der man beim Wunderrabbi die Wende erhofft. Aber tiefer geht es nicht. Keine Verbindlichkeit des Bekenntnisses und der Nachfolge wird daraus. Übrigens: Auch die hat Jesus nicht verachtet, sondern war bewegt und voller Mitleid, weil sie wie Schafe sind, die keinen Hirten haben. Auch ihnen hat er sich zugewendet, Krankheiten geheilt, Besessene befreit, hat sie gespeist und ihnen gedient. Aber dann – zunächst sicher nicht selten mit all dem vermischt (aber Jesus geht geduldig auch lange Wege, löst sanft verworrene Lebensknoten und schreibt mit Vater und Geist gern auf krummen Linien gerade) – gab es auch die, die machten sich auf, um wirklich nach Jesus zu suchen. Die hatte etwas ganz in der Tiefe berührt. Die sehnten sich nach Begegnung. Die ahnten, wenn sie ihm begegnen, dann kann ihr Verhältnis zu Gott heil werden. Das sind die, wenn ihre Suche dann in seine Nähe und in die Begegnung mit ihm führt, die zu Jüngerinnen und Jüngern Jesu werden. Und dann merken sie: Gesucht haben sie, weil sie längst Gefundene waren.
Und für wen haltet ihr mich?
Für die, die in die Jüngerschaft eintreten, wird die Frage nach Jesus zu einer Frage, die sie ganz persönlich beantworten müssen. Sie können die Frage nicht mehr von sich wegschieben. Sie selbst müssen die Antwort geben. Denn was ihnen in Jesus begegnet, macht es unmöglich, eine neutrale Position zu bewahren. Es ist ein Anruf, der die Antwort des Glaubens und der deshalb Entscheidung und Bekenntnis verlangt: Ja, in Dir, Jesus, kommt mir Heidenkind der Gott Israels unüberbietbar nah. Trotz meiner Verlorenheit richtest Du mich nicht, sondern erwählst mich neu zum Leben. In Dir greift Gottes königliche Herrschaft nach meinem Herzen und befreit und verwandelt es. In Dir, Jesus, ist Gott unüberbietbar in Barmherzigkeit da zu Heil und Leben. Deshalb binde ich mich an Dich, schenke Dir mein Leben. Deshalb bekenne ich Dich: Du bist der Messias Gottes.
In unserem Evangelium spricht Petrus dieses Bekenntnis aus. Er wird hier zum Sprecher der Glaubensgemeinschaft der Jünger. Sein Bekenntnis ersetzt nicht das der anderen. Aber er artikuliert das Bekenntnis der Jüngergemeinschaft so, dass alle höchstpersönlich einstimmen können. Matthäus sagt darüber hinaus ausdrücklich: Er tut es nicht aus sich, sondern weil der Vater im Himmel es ihm offenbarend geschenkt hat. Dieses Bekenntnis ist Grundlage der Kirche, die nicht zerstört werden kann.
Das Bekenntnis der Jüngerschaft ist also höchstpersönlich. Niemand kann mich davon letztendlich dispensieren. Aber deshalb ist es weder privat noch isoliert. Vielmehr: Ich stimme höchstpersönlich ein in das Glaubensbekenntnis der Kirche. Kirche ist konkrete, strukturierte Glaubensgemeinschaft und nur so kann sie Gemeinschaft von Zeuginnen und Zeugen sein, die für ein konkretes Bekenntnis einstehen, die Jesus bekennen und ihn nicht verleugnen, bereit dafür sogar den Tod zu erleiden (was sie nur in Gottes Geist können).
Der leidende Menschensohn
So weit, so gut – könnte man denken. Petrus hat Jesus zu Recht als den Messias Gottes erkannt – und bekannt. Aber nun geschieht das Überraschende: Jesus verbietet den Jüngern geradezu schroff und mit großem Nachdruck die Öffentlichkeit dieses Bekenntnisses. Ist das nicht paradox, ja widersprüchlich? Wohin denn sonst gehörte ein Bekenntnis, wenn nicht in die Öffentlichkeit?
Aber erinnern wir uns! Wir hatten schon festgestellt: Jesus hat in der Synagoge seiner Heimat Nazareth den Anbruch eines messianischen „Heute!“ proklamiert. Dieses messianische Gnadenjahr bricht mit ihm, dem Geistgesalbten an. Die Quelle dieser Proklamation war das prophetische Buch des Jesaja. Die Vorstellung des Messianischen ist also hier ganz und gar rückgebunden an die Schrift – und sie ist frei von allen zeitgenössischen Assoziationen politisch-nationalistischer Art, Vorstellungen, die am Ende auch zur Gewalt führen konnten. Der einfache, ungeschützte Gebrauch dieses Titels durch ihn selbst oder auch durch andere hätte aber genau diesen politisch-nationalen Assoziationskomplex wieder freigesetzt. Das hat Jesus nicht gewollt und deshalb verwendet er den Messiastitel nie direkt und unmittelbar für sich und versagt ihn auch seinen Jüngern. Nichtsdestoweniger ist sein Anspruch messianisch. Eigentlich hat Petrus in seinem Bekenntnis genau diesen Anspruch bekannt, aber dieser besondere, von allem Nationalismus abgegrenzte Anspruch, ist auch in anderer Hinsicht noch klärungsbedürftig. Dies wird jetzt deutlich.
Denn dieser Geistgesalbte Gottes, der Jesus ja tatsächlich ist, ist zugleich der Menschensohn, der von der politisch-religiösen Elite verworfen und getötet, von Gott aber auferweckt werden wird. Auch die Rede vom Menschensohn in dieser Weise ist paradox und neu. „Einer wie ein Menschensohn“ (Dan 7, 14): das ist eigentlich eine Hoheitsgestalt – schillernd zwischen Einzelgestalt und Kollektiv – die in der Apokalyptik des Danielbuches auf den Wolken des Himmels zu ewiger Herrschaft zum Thron des Hochbetagten entrückt wird. Und es ist der Lieblingstitel für Jesus. Aber er verwendet auch ihn eben in einer höchst eigentümlichen Weise: Nicht nur als Titel für eine Hoheitsgestalt, sondern für eine Gestalt, die leidet wie eine weitere Gestalt: der geheimnisvolle Gottesknecht aus dem Jesajabuch, der sühnend die Sünde der „Vielen“ trägt.
Kein einzelner Titel scheint allein auszureichen, um das Geheimnis Jesu auszusagen. Nicht Menschensohn, nicht Messias, nicht Gottesknecht. Sie alle aber werfen dennoch ein Licht auf ihn, oszillieren geheimnisvoll ineinander – und werden vom Lebensweg Jesu wiederum angestrahlt und geben zuvor ungeahnte Dimensionen frei. Hier ist ein Überschuss an Sinn und Geheimnis, aus dem sich im Laufe der Jahrhunderte durch eine Fülle von Verwerfungen hindurch und letztlich doch mit einer zwingenden Konsequenz, die in jedem sensiblen Geist Staunen und Ehrfurcht vor dem Wirken des Heiligen Geistes erregt, das christologische Bekenntnis der Kirche entfaltet. Aber alle Titel müssen durch das Geheimnis von Tod, Auferstehung und Erhöhung hindurch, um ihren vollen Sinn freizugeben. Und deshalb kann der Messiastitel in seiner direkten Verwendung erst nach dem Kreuz „ungeschützt“ verwendet werden. Über all dem liegt ein geheimnisvolles „muss“: Es ist Gottes Plan zur Rettung der Verlorenen, der sich, in göttlichem Sinn, nur durch das Leidensgeheimnis des Menschensohnes hindurch vollzieht und in dem sich seine Messianität vollendet.
Nachfolge des Gekreuzigten
Und wir? Unser höchstpersönliches Bekenntnis wird erst voll und ganz, erweist sich als echt, wenn wir soviel Vertrauen aufbringen, den Krampf der Selbstbewahrung loszulassen und in völliger Hingabe Jesus hinterhergehen. Das ist eine Zumutung. Denn Jesus ist ja auf dem Weg zur Kreuzigung. Gerade hat er angesagt, dass er getötet werden wird. Auf diesem Weg sollen wir ihm folgen. Und gerade dies sagt er nach unserem Evangelientext ausdrücklich „allen“. Was er meint, drückt er sogar noch drastischer aus. Die Formel „täglich sein Kreuz aufnehmen“ ist für unser Gehör abgeschliffen im Sinne einer sehr allgemeinen Bereitschaft zur Leidensannahme. Aber die zugrundeliegende Wirklichkeit und das Bild, in der Jesus sie fasst, ist eine geradezu ungeheuerliche Zumutung: Wir sollen Jesus so folgen, als ob wir tagtäglich neu zum Tode verurteilt würden. „Sein Kreuz aufnehmen“: Der zum Tode Verurteilte musste den Querbalken – das patibulum – selbst zur Hinrichtungsstätte schleppen. „Täglich“ macht klar: Das ist zunächst bildhaft gemeint. Aber gerade das Bild ist von unbeschreiblicher Radikalität: Wir sollen Jesus tatsächlich so folgen, als ob wir jeden Tag neu zum Tode Verurteilte wären. Wenn einem das Bild aufgeht, dann ist man doch im ersten Augenblick, als ob man vor den Kopf geschlagen wäre, oder? Was ist also damit gemeint? Dies zu klären, kann nicht heißen, es zu entschärfen. Denn Jesus will offensichtlich diese Drastik. Was wir klären können, ist, das zu benennen, was Jesus so wichtig ist, dass er diese Drastik wählt.
Tatsächlich sind wir vom ersten Augenblick unserer Existenz an unweigerlich zum Tode Verurteilte. Alle unsere Selbsterhaltungskünste werden am Ende scheitern. Sie haben einen guten, relativen Sinn. Aber absolut gesetzt sind sie tödlich. Wir haben den Grund unseres Lebens nicht in uns selbst. Deshalb schneiden wir uns paradoxerweise vom Grund des Lebens ab, wenn wir nur mit unserer Selbsterhaltung beschäftigt sind. Die Sünde unserer Ureltern hat uns an solche Logiken falscher Selbsterhaltung versklavt. Um uns daraus zu befreien und die falsche Logik zu durchbrechen, musste Jesus selbst in den Tod gehen. Für den zum Tode Verurteilten sind alle Versuche der Selbsterhaltung definitiv vorbei. Für den, der im Glauben diese Situation von Jesus her, im Blick auf ihn, den Gekreuzigten, im völligen Vertrauen auf ihn durchhält, den Versuch, sich selbst zu retten, hinter sich lässt und so „täglich sein Kreuz auf sich nimmt“ – für den wird das Sterben und Auferstehen Jesu zum neuen Anfang österlichen Lebens, der erfährt in diesem Geheimnis paradoxerweise tiefe Geborgenheit.
„Und er sprach: Jesus, denke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,42f.)
Dr. theol. Martin Brüske,
geb. 1964 im Rheinland, Studium der Theologie und Philosophie in Bonn, Jerusalem und München. Lange Lehrtätigkeit in Dogmatik und theologischer Propädeutik in Freiburg / Schweiz. Unterrichtet jetzt Ethik am TDS Aarau. Martin Brüske ist Mitherausgeber des Buches “Urworte des Evangeliums”.
Weitere Beiträge aus der Serie Fridays for FAITH:
Evangelium des ersten Fastensonntags
Evangelium des zweiten Fastensonntags
Evangelium des dritten Fastensonntags
Evangelium des vierten Fastensonntags
Evangelium des fünften Fastensonntags
Evangelium des 2. Sonntags der Osterzeit
Evangelium des 3. Sonntags der Osterzeit
Evangelium des 4. Sonntags der Osterzeit
Evangelium des 5. Sonntags der Osterzeit
Evangelium des 6. Sonntags der Osterzeit