Aufbauend im Hinblick auf Katechese und Neuevangelisation schon der Buchtitel „Christ sein ist schön“. „Leben aus Gottes Nähe“ ist der treffende Untertitel dieses empfehlenswerten Werkes des Freiburger Theologen und Religionspädagogen Stefan Endriß. Das Geleitwort zur vollständig überarbeiteten Neuauflage schrieb Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. Helmut Müller hat das Buch rezensiert.
Das Bei-uns-Sein des Mensch gewordenen Gottes
In konzentrischen Kreisen bewegt sich das Werk ins Zentrum christlichen Lebens und Betens. Mit der Frage nach Gott beginnend wird im nächsten Kapitel schon sein Bei-uns-sein thematisiert, nämlich in Jesus Christus, dem Mensch gewordenen Gott. Die Kirche als Zeichen der Nähe Gottes ist dann das nächste Thema. Denn der Mensch gewordene Gott ist nicht nach einer kurzen Stippvisite im untersten Bereich seiner Schöpfung – um da mal nach dem Rechten zu sehen – wieder in seinem Himmel verschwunden, sondern in seiner Kirche sakramental bei uns Menschen geblieben. Im längsten Kapitel seines Buches von Seite 55 – 113 beschreibt Endriß akribisch und gut lesbar dieses vielfältige Bei-uns-sein des dreifaltigen Gottes in allen Lebenssituationen, jeden von uns von Anfang an freudig begrüßend, stärkend, begeisternd, erlösend, sich unser erbarmend, tröstend und immer begleitend bis auf den letzten Lebensweg.
SEIN Heil schaffendes Dabei-sein von der Wiege bis zur Bahre
Dieses sakramentale Geschehen und Heil schaffende und bewirkende Dabei-sein erläutert er von den biblischen Hintergründen an bis zu zahlreichen praktischen Einübungen an entsprechenden Sinnabschnitten. So angeleitet und behutsam in die Sinntiefe jedes Sakramentes geleitet, ist der Leser nun gut vorbereitet im vorletzten Kapitel, das „Leben in Fülle“ sakramental auszuschöpfen, zu genießen und jedem Mitmenschen ein Zeuge dieser Liebe Gottes zu sein. Dass dies nicht immer gut gelingt, liegt nicht nur an jedem Einzelnen, sondern daran, dass wir uns alle schon „in einer Welt hineingeboren [vorfinden], die nicht einfach nur heil, sondern auch von Sünde, Leid und Ausweglosigkeit gekennzeichnet ist.“ (62) Diesen theologischen Gehalt der Erbsündelehre erläutert er in einer längeren Fußnote mit Bezug auf Robert Spaemann und Gisbert Greshake in Abgrenzung zur Pröpperschule als „Qualitätsminderung“ irdischen Seins von Anbeginn an, ohne es als Schöpfungsdebakel des dreifaltigen Gottes zu deklarieren.
Leben in Fülle – Wie geht das?
Haben wir das Leben in Fülle genossen, verpasst oder nicht ausgeschöpft, wird jeder Mensch mit den „letzten Dingen“ konfrontiert, die Endriß ins Positive dreht, indem er das letzte Kapitel des Buches nennt Die Hoffnung auf die Auferstehung. Denn als Christ hat man das Gute noch vor sich und zwar in jeder Lebensphase. Mit Hans Urs von Balthasar hebt Endriß hervor:
„Was Christus am Kreuz tut, sollte uns keineswegs den Tod ersparen, ihn vielmehr völlig umwerten. Anstelle des alttestamentlichen ‚In-die-Grube-Fahrens’ wurde er zu einem ‚Morgen-im-Paradiese-Sein’“ (125)
Katechese auf sicherem theologischem Fundament
Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch, das in seinen theologischen Bezügen auf sicherem dogmatischem Fundament ruht, ohne dass es sich nur auf Personen bezieht, die lehramtlich unverdächtig sind, sondern in der Spannbreite von Hans Urs von Balthasar bis Leonardo Boff das Beste zitiert, auch wenn mancher so Zitierte, das lehramtliche Fundament hinter sich gelassen hat. Wenn Bischof Voderholzer im Geleitwort in der „schwindenden Prägung durch kirchliche Botschaft eine Hauptursache für die bröckelnde Verbundenheit mit der Kirche“ (9) sieht und die Dringlichkeit der Evangelisierung mit Papst Franziskus einfordert, ist das Buch von Stefan Endriß als ein gelungener Versuch zu bezeichnen, dem entgegen zu wirken.
Stefan Endriß: Christsein ist schön. Leben aus Gottes Nähe. Vollständig überarbeitete Neuauflage mit einem Geleitwort von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. fe-Medienverlag, Kißlegg 2024
Dr. phil. Helmut Müller
Philosoph und Theologe, akademischer Direktor am Institut für Katholische Theologie der Universität Koblenz. Autor u.a. des Buches „Hineingenommen in die Liebe“, FE-Medien Verlag
Beitragsbild: Merowingerkreuz im Kiliansdom (Würzburg), Peter Esser