Mit dem jüngsten Brief haben vier deutsche Bischöfe den Synodalen Weg endgültig als die Sackgasse entlarvt, die er von Beginn an war. Die rechtlich umstrittenen Folgeveranstaltungen sind nichts als private Events von zwei zivilen Vereinen. Für Katholiken ist nichts davon in irgendeiner Weise bindend. Von Peter Winnemöller

Der Paukenschlag gestern war schwer zu überhören. Vermutlich wackelten im Paderborner Schützenhof die Wände. Dort hält das Zentralkomitee der deutschen Katholiken e.V. (ZdK) noch bis Samstag seine Vollversammlung ab. Die Erzbischöfe von Köln, Passau, Regensburg und Eichstätt haben dem Synodalen Weg endgültig jegliche Mitarbeit aufgekündigt. Dies war ein seit langer Zeit überfälliger Schritt, denn auch die Nachfolgeveranstaltungen des Synodalen Weges überfahren ein römisches Stoppschild nach dem anderen. In einem Brief an das Präsidium des Synodalen Weges, das sind Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, und Irme Stetter-Karp, die Vorsitzende des ZdK e.V., haben die vier Bischöfe eindeutig erklärt, dass sie, die dem Synodalen Ausschuss nicht angehören, auch dem vom Synodalen Ausschuss noch zu beschließenden bundesweiten Synodalen Gremium nicht angehören werden. Mehr noch, die Bischöfe wehren sich gegen die Darstellung, die in einer Presseerklärung des Synodalen Ausschusses so verbreitet wurde, alle Diözesanbischöfe seien später Mitglied in dem noch zu erfindenden Gremium.

Keine Veranstaltung der Kirche

Der Synodale Ausschuss, auch darauf legen die Bischöfe wert, ist keine(!) Veranstaltung der katholischen Kirche in Deutschland. Träger der Veranstaltungsreihe sind zwei bürgerliche Vereine. Das ist eine wichtige Klarstellung. Zudem hat Rom schon vor längerer Zeit festgelegt, dass niemand, auch diese Veranstaltung nicht, einen Bischof oder Laien verpflichten könne, neue Lehren oder neue Formen der Leitung in der Kirche anzunehmen.

Der Brief der vier Bischöfe, der auch dem Neuen Anfang vorliegt, ist ein nüchtern gehaltenes, unaufgeregtes Schreiben, das in großer Klarheit die rechtlichen Fakten auflistet und die Konsequenzen daraus darstellt. Wie wichtig das Recht ist, hat bereits der heilige Augustinus deutlich gemacht, indem er schrieb: „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?“ (lat.: (Original lat.: „Remota itaque iustitia quid sunt regna nisi magna latrocinia?“, De civitate dei, IV.4.1.).

Folge von Räubersynoden

Nimm das Recht weg, was ist der Synodale Weg anderes als eine Folge von Räubersynoden? Das ist das direkte Fazit aus der schon gewohnheitsmäßigen Ignoranz der Träger des Synodalen Weges gegenüber dem universalen Kirchenrecht und dessen verbindlicher Auslegung durch den Papst und die römische Kurie. Ohne Recht landen wir in einer Bananenrepublik. Die Frage stellt sich, wie weit wir in Deutschland schon auf dem Weg in eine Bananenkirche vorangeschritten sind.

 

—Die Erklärbar— Was ist Synodalität?

 

Die Träger der Veranstaltung sprechen sich mit ihrem rechtswidrigen und übergriffigen Gebaren das Urteil selbst. Weder der Synodale Weg noch der Synodale Ausschuss und schon gar nicht das noch zu erfindende bundesweite Synodale Gremium, das nicht Synodaler Rat heißen darf, entfaltet auch nur die geringste rechtliche Bindung für einen Katholiken. Das kann man nicht oft genug betonen. Es ist den vier (Erz)Bischöfen Rainer Maria Kardinal Woelki, Rudolf Voderholzer, Stefan Oster SDB und Gregor Maria Hanke OSB zu verdanken, dass es in dieser Frage für keinen Katholiken in Deutschland aber auch weltweit mehr einen Zweifel geben kann. Der Synodale Weg ist damit als die Synodale Sackgasse entlarvt, die er von Beginn an war. Mit Synodalität hat diese eher krawallige Veranstaltung nichts gemein.

Römische Synodalität

Wenig erstaunlich ist demzufolge die Versicherung der vier Bischöfe, in ihren Diözesen alles daran zu setzen, die römische Synodalität zu fördern. Denn diese Art Synodalität ist ein echter geistlicher Prozess. Es ist im Augenblick noch immer ein lernendes Tasten, im Gegensatz zu deutschem Synodalismus, der als lärmendes Fordern daherkommt. Die Bischöfe definieren die römische Form der Synodalität so: „Dialog, gemeinsames Hören auf den Heiligen Geist, freimütiges Sprechen, Beratung, geschützte Räume und Strukturen für Beratungsprozesse, Vergewisserung der gemeinsamen Grundlagen in Glaube und Lehre der Kirche und die Überzeugung, dass die gemeinsame Feier der Eucharistie „Quelle und Höhepunkt“ nicht nur des christlichen Lebens im Allgemeinen, sondern gerade auch Quelle und Höhepunkt echter katholischer Synodalität ist.“ Für Rote Karten, Niederbrüllen anderer Ansichten und quasi-stalinistische Formen erzwungener namentlicher Scheinabstimmung ist dort kein Platz.

Es muss öffentlich sein

Ein kleiner Tropfen Wermut muss dennoch in den Wein gegossen werden. Dass ein derart wichtiges Schreiben nicht von den Verfassern selbst in angemessener Form veröffentlicht wird, zeigt immer noch ein Defizit in der professionellen öffentlichen Kommunikation in der Kirche in Deutschland. Es ist immer sinnvoll, wenn die Verfasser selbst die Hoheit über die öffentliche Kommunikation behalten. In Zeiten des Internet finden derartige Texte schnell ihren Weg an die Öffentlichkeit und ehrlich gesagt, gibt es nicht den geringsten Grund, diesen gelungenen Text zu verstecken. Das Schreiben ist eine echte Ermutigung für die Mehrheit der gläubigen Katholiken in Deutschland. Es ist ganz sicher auch eine Herausforderung für alle Katholiken, die irgendeine Hoffnung mit dem Synodalen Weg verbunden hatten. Dafür kann es gute Gründe geben. Doch am Ende gilt es, sich dieser Herausforderung zu stellen. Eine Enttäuschung ist insofern immer gut, weil sie eine Täuschung beendet. Und dieses Schreiben – in all seiner sachlichen Nüchternheit und Klarheit – lässt nun wirklich keine Zweifel am wahren Wesen des Synodalen Weges.


Peter Winnemöller
Journalist und Publizist. Autor für zahlreiche katholische Medien. Kolumnist auf dem Portal kath.net. Im Internet aktiv seit 1994. Eigener Weblog seit 2005. War einige Jahre Onlineredakteur bei „Die Tagespost“. Und ist allem digitalen Engagement zum Trotz ein Büchernarr geblieben.


Beitragsbild: Adobe Stock.

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