Die Erforschung des Neuen Testaments schreitet immer weiter fort. Dabei kommt es zu spektakulären Schriftfunden: Jesus hat nicht 39 Gleichnisse vorgetragen, sondern 40. Die Sensation besteht darin, dass in diesem neuen Gleichnis erstmals wirklich unbestreitbar seine prophetische Kompetenz nachgewiesen werden konnte. Die Zerstörung Jerusalems im Jahre 72 als Datierungsmarker kann nicht weiter aufrechterhalten werden. Denn das Gleichnis bezieht sich offensichtlich auf die Region zwischen Elbe und Isar in der Zeit um den 103. Katholikentag in Erfurt. Helmut Müller von „Neuer Anfang“ dokumentiert die Wissenschaftssensation.
Das Gleichnis vom geschwächten Immunsystem im Leib der Kirche
„Jesus sprach: Mit der Kirche verhält es sich wie mit einem Leib, den ein Immunsystem gegen Angriffe von Viren, Pilzen, Bakterien, überhaupt gegen Eindringen von fremdem Eiweiß schützt. Doch das Immunsystem des Leibes konnte seine spezifische Identität kaum noch schützen und das ihn Angreifende nicht mehr abwehren. Denn das Immunsystem wurde schon jahrzehntelang durch Umwelteinflüsse, zu wenig Bewegung, Jogging und Walking, falsche Ernährung, hohe Viruslast, aber auch Impfschäden geschwächt. Der so geschwächte Leib hat auch kein Fitnesscenter besucht, sich ungesund ernährt oder Stress mit seinen Gliedern gehabt. Der Body-Mass-Index dieses Leibes hat jegliche gesunde Form verloren.“
Die Deutung des Gleichnisses, das katholische Maß des BMI
Das Immunsystem ist das Glaubensbekenntnis, das geschützt werden soll durch das Lehramt in all seinen Ausprägungen. Das beinhaltet auch eine osmotische Durchdringung jeder Gegenwartsgesellschaft unter Wahrung der biblisch-kirchlichen Identität. Das ist eigenes Eiweiß. Zugleich muss die Lehre eine Offenheit für den Geist der Zeit haben, aber eine Abwehr des Zeitgeistes leisten können. Zeitgeist ist nämlich fremdes Eiweiß.
Jeder Katholikentag zeigt schon seit Jahren, dass der Leib schlechten Umwelteinflüssen ausgesetzt ist. Ein Blick ins Programmheft des letzten Katholikentages in Erfurt genügt: Der Leib Christi ist queer, G*tt ist trans, Decolonize Church, Ave Vulva und ein Reflexionsraum zu genderqueeren Perspektiven ist ebenso im Angebot wie das Programm einer Trainer*in für Diversity und Social Justice. Hier geht der Sauerteig der Welt in der Kirche auf, statt dass der Sauerteig des Evangeliums die Welt durchsäuert.
Zu wenig Bewegung bedeutet eine Ökumene der Einfallslosigkeit (Martin Brüske), der falschen Zufriedenheit. Die Ökumene nimmt Maß an einem Durchschnittsgebräu von Meinungen, die es in der Gesellschaft gibt, nur mit einer einzigen Abgrenzung und zwar nach rechts. Bewegung findet vorwiegend innerhalb des rot-grünen Milieus statt. Die Höhe der Austrittszahlen berührt nur am Rande und wird bestenfalls traurig kommentiert und bloß in Sprechblasen bekämpft.
Falsche Ernährung bedeutet u. a.: Wie schon Israel um das „Goldene Kalb“ getanzt hat, tanzt die katholische Kirche in Deutschland heute anscheinend bis zum bitteren Ende um das „Bunte Kalb“.
Hohe Viruslast heißt: Woke Kultur, eine grün-rote Parallelgesellschaft und politischer Aktivismus ersticken wahrhaft christliche Spiritualität und drängen sie an die Ränder. Eine linksgrüne Programmatik definiert neue Dogmen und gibt liturgische Anweisungen zum Tanz um das bunt gewordene goldene Kalb des alten Bundesvolkes.
Impfschäden heißt: Ungenügend getestete Impfstoffe, das bedeutet, nicht am Lehramt orientierte Theologien, die eigentlich das kirchliche Bekenntnis intelligent verteidigen sollten, führen zu Autoimmunerkrankungen. D. h. diese Theologien greifen das Lehramt an, anstatt sich an ihm zu orientieren.
Der so geschwächte Leib hat auch kein Fitnesscenter besucht: Er reformiert sich nicht aus den Quellen des Anfangs.
Kein Jogging und Walking, d. h. er bewegt sich nicht in dieser Spiritualität, in der das Evangelium die heidnische Antike überwunden und das einmal christlich genannte Abendland hervorgebracht hat: Aufforderungen zur Neuevangelisierung wehrt der so autoimmunerkrankte Körper ab, denn die hohe Viruslast ist bis in die Keimbahn eingedrungen und hat die kirchliche DNA umprogrammiert.
Ungesund ernährt bedeutet: Die dritte Vaterunserbitte – Dein Wille geschehe – wird ersetzt durch einen Ernährungsplan, der einer komplett selbstbezüglichen Autonomie folgt nach dem Motto: Mein Wille geschehe bis zuletzt.
Stress mit den Gliedern sind ebenfalls eine Form von Autoimmunerkrankungen: Viele Glieder, die das Sakrament der Taufe empfangen haben, wenden sich gegen das Haupt und wollen das Sakrament der Weihe neutralisieren und bedeutungslos machen.
Der Body-Mass-Index des Leibes der Kirche ist kein modischer, schlanker, wohlproportionierter Körper. Ja, das alles kann er auch sein. In ihm zeigt sich MEINE Angst des Gründonnerstags, MEINE Schmerzen und Wunden des Karfreitags, MEINE Herrlichkeit und eure Freude von Ostern, die Dynamik und MEIN Dabeisein von Pfingsten bis jetzt und MEINE Freude, in eurem Fleisch gelebt zu haben und die Hoffnung von Weihnachten. In diesem Körper leben wir, ihr und ICH, bewegen wir uns und sind wir. Er sollte also die Maße haben, die Ida Friederike Görres – eine wahre Prophetin der Jetztzeit – schon auf der Würzburger Synode festgestellt und eingefordert hatte:
„Die Kirche: das Wort freilich im alten Vollverstand gebraucht, der nicht bloß den zeitlichen Ausschnitt der heute lebenden Katholiken meint, nicht ein System, eine Idee, eine Ideologie, eine Struktur, eine Gesellschaft, sondern das ungeheure Lebens-Gebilde, das von den Aposteln bis heute existiert, seine Geschichte erfüllend von Jahrhundert zu Jahrhundert, wachsend, sich entfaltend, kämpfend, erkrankend, genesend, sein Schicksal bestehend und der Wiederkunft des Herrn entgegenreifend“. Und: „Die Kirche ist der Mond, dessen Glanz durch unsere Sünden getrübt wird und schwindet bis zu scheinbar totaler Finsternis. Doch in der dunkelsten Stunde berührt sie Christus, die Sonne, aufs Neue und füllt sie mit steigendem Licht.“
Fiktion, Wahrheit, Wirklichkeit? Gerne stehe ich Rede und Antwort.
Dr. phil. Helmut Müller
Philosoph und Theologe, akademischer Direktor am Institut für Katholische Theologie der Universität Koblenz. Autor u.a. des Buches „Hineingenommen in die Liebe“, FE-Medien Verlag