Das „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ im direkten Vergleich mit „Neuer Anfang“. Die Lage ist ernst. Doch ein bisschen Spaß muss sein, sang schon Roberto Blanco. Genießen Sie diese Glosse von Bernhard Meuser und legen Sie Ihre eigene Messlatte an, um den Grad an Ernsthaftigkeit herauszufiltern.

Lange Zeit waren wir total bescheiden. Wir dachten nicht im Traum daran, uns mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken zu vergleichen, aber nachdem Heribert Hallermann, ein Professor des Kirchenrechts, festgestellt hat, dass das Zentralkomitee „keine Grundlage im geltenden Kirchenrecht“ hat, haben wir uns gesagt: Haben wir auch nicht! Und als wir dann noch lasen: „Die Beschlüsse des Synodalen Weges und des Synodalen Ausschusses haben rechtlich gesehen weniger Bindungswirkung als der Vereinsbeschluss eines Kaninchenzüchtervereins“, wurde uns plötzlich klar, dass wir vollkommen auf einer Stufe stehen.

Also ich meine jetzt: das ZdK, der Kaninchenzüchterverein und „Neuer Anfang“. Beraten tun wir auch. Beschlüsse fassen wir auch. Bindend sind Beschlüsse allerdings nur bei den Kaninchenzüchtern. Also sind die schon mal raus. Wirklich vergleichbar sind nur das Zentralkomitee (ZdK) und „Neuer Anfang“ (NA).

Wer macht die big points?

Wer hat die meisten Mitglieder? Der Punkt geht klar an das ZdK. Man bedenke: Allein 300.000 Sternsinger! 1:0 für das ZdK.

Hm – aber könnte ein Sternsinger m/w/d theoretisch auch beim NA aufschlagen? Klar doch; wir von NA sind tolerant, diversitätsoffen und grenzen niemand aus. Gilt das auch umgekehrt? Könnte also ein Cis-Mann von NA Mitglied im ZdK werden? Eher ausgeschlossen! Es steht 1:1.

Wer ist älter? Eindeutig das ZdK. Die haben sooo einen Bart; die Truppe wurde schon 1868 gegründet, NA erst 153 Jahre später, nämlich 2021. Also 2:1 für das ZdK.

Wer aber ist frischer? Dieser Punkt geht nun klar an uns von NA; wir sind locker drauf, heillos basisdemokratisch, haben weder eine Satzung, noch eine Präsidentin. Dennoch produzieren wir mehr Text und tragen substanziellere Argumente vor als der gesamte Synodale Weg. Ausgleich! Es steht 2:2.

Wer hat aber mehr Kohle? 3:2 für das ZdK; im Jahr 2022 erhielten sie 2,45 Mio Kirchensteuer. NA hingegen hat nix auf der Tasche, ist chronisch pleite. Wir Armen müssen betteln gehen.

Wer hat nun recht? ZdK oder NA? Dieser Punkt wiederum geht an NA. Das ZdK hat in den letzten Jahren 10 Millionen Euro Spesen verbraten. Dabei hat man viele schöne Ideen produziert, aber keine passte auf die Wirklichkeit. Man hat sogar wilde Beschlüsse gefasst, war aber nicht zuständig. Bei NA hingegen gab es keine einzige Analyse, die nicht mindestens von sieben Fachleuten, zwei Kardinälen und einem Papst bestätigt wurden. Also steht es 3:3.

Spannend. Sieht nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus!

Ein heikler Punkt: Wie steht es mit der geistlichen Leitung? Da sieht es finster aus beim Zentralkomitee. Da hatten sie endlich eine Kandidatin gefunden – eine einzige, eine Viola K. – aber die fiel bei den Bischöfen durch. Der NA hingegen kann sich nicht retten vor geistlichem Beistand: sogar Prälaten und leibhaftige Monsignori haben sich beworben und in Rom vor dem Volk Gottes vorgetanzt. NA geht in Führung. 3:4.

Aber – so muss man kritisch nachfragen – wurden die NA-Monsignori denn auch bischöflich genehmigt? Nein. War aber auch nicht nötig. NA ist nämlich nicht Mitglied beim ZdK; sie müssen also auch keinen Bischof fragen, könnten sich notfalls auch vom Dalai-Lama geistlich begleiten lassen. Geschickter Schachzug! 3:5 für NA!

ZdK trinkfester und gleichstelliger?

Lost das ZdK ab? Nicht so ganz. Es geht ja auch um die Frage der Trinkfestigkeit. Und da hat das ZdK die Nase vorne; man hat nämlich studentische Spezialtruppen im Portfolio, die sind nach dem Motto „trinkfest, aber der Kirche treu!“ unterwegs. Und da gibt es ja auch noch die Jungs von Kolping („Vater Kolping, schau hernieder …“). Also klarer Punkt für das ZdK? Moment mal! An die Trinkfestigkeit kann NA zwar nicht tippen, das stimmt. Dafür sind wir definitiv kirchenaffiner. Also Punkteteilung 4:6!

Punkten kann das ZdK hingegen bei der Frauenfrage. Eine Irme Stetter-Karp bekäme bei NA kein Bein auf den Boden. Sehr böse! Das gibt gleich zwei Punkte für das ZdK, weil das ja die wichtigste Frage in der Kirche ist und NA nicht mal eine(n) Gleichstellungsbeauftragt.in hat. Also steht es 6:6.

Die letzte Frage bringt die Entscheidung

Wer ist synodaler? Der „Neue Anfang“! Wer hätte das gedacht? Das Wort „synodal“ kommt nämlich von griech. „gemeinsamer Weg“. Auf dieser main road des Glaubens ist der „Neue Anfang“ schnurgerade nach Rom unterwegs, wohin bekanntlich alle Wege führen. Das ZdK aber besteht auf deutschen Sonderwegen, biegt bei jeder nur passenden Gelegenheit links ab und endet regelmäßig vor irgendeiner Wand. Upps! Also 6:7 für „Neuer Anfang“!

Was folgt daraus für die deutschen Bischöfe? Dass sie auf Berater, die sich wie Kaninchenzüchter aufführen, besser verzichten sollten.


Bernhard Meuser
Jahrgang 1953, ist Theologe, Publizist und renommierter Autor zahlreicher Bestseller (u.a. „Christ sein für Einsteiger“, „Beten, eine Sehnsucht“, „Sternstunden“). Er war Initiator und Mitautor des 2011 erschienenen Jugendkatechismus „Youcat“. In seinem Buch „Freie Liebe – Über neue Sexualmoral“ (Fontis Verlag 2020), formuliert er Ecksteine für eine wirklich erneuerte Sexualmoral.

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