Mädels, schickt den Frauenbund in die Rente
In vielen katholischen Gemeinden sind Frauen immer noch über den „Katholischen Deutschen Frauenbund“ organisiert. Doch immer häufiger erkennen einzelne Frauen und lokale Gemeinschaften, dass diejenigen, die sie auf Bundesebene vertreten, nicht mehr katholisch sind. In Wahrheit arbeiten leitende Funktionärinnen gegen die Kirche und gegen Papst Franziskus. Sie glauben es nicht? Dann lesen Sie! Und teilen Sie den Text von Bernhard Meuser in Ihren Gemeinschaften und Gruppen! Sprechen Sie darüber! Und handeln Sie frei und klug! Yes, you can!
Liebe Frauen vom Katholischen Deutschen Frauenbund,
Sie sind ja viele, – 180.000, wenn man Wikipedia trauen darf. Aus anderen Quellen höre ich, dass Ihr Verband unter einem drastischen Mitgliederschwund leidet. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Sie in Ihrer Gemeinde darüber nachdenken, einen Verband zu verlassen, der das katholische 1:1 nicht mehr draufhat. Sie geben kein unnötiges Geld aus, können die Mittel lokal verwenden und ersparen sich Ärger im Briefkasten, wenn die nächste „engagiert“ Sie wieder einmal auf Linie bringen will.
Papa Francesco – eine bröckelnde Fanbase
Erinnern Sie sich! Vor Jahren konnten sich die Damen Ihres Bundesvorstandes nicht einkriegen vor Papa-Francesco-Euphorie. Nun „spricht“ der Papst mit Dignitas infinita, einem hochwichtigen Dokument, das sich an die ganze Weltkirche wendet, über die Menschenwürde – und die KFDB-Fanbase is not amused. Und nicht nur der Papst spricht, sondern die Kirche „spricht“. Das darf sie. Und es gibt kaum ein ekklesiologisch korrekteres Lied als:
Fest soll mein Taufbund immer stehn,
ich will die Kirche hören.
Sie soll mich allzeit gläubig sehn
und folgsam ihren Lehren.
Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad‘
in seine Kirch‘ berufen hat;
nie will ich von ihr weichen.
Wegen absehbarer Zeitgeist-Karambolage (und nicht, weil es falsch ist) hat man das Lied neuerdings etwas entschärft: Statt „und folgsam ihren Lehren“, heißt es jetzt „ich will die Kirche hören.“ Anderes Design, der gleiche Inhalt. Der Taufbund macht, dass Du katholisch bist. Und es könnte sein, dass Du dann (wenn dieser Bund mit Christus und der Kirche steht) nicht mehr gleichzeitig mit bestimmten NGO´s, der Weltfrauenkonferenz oder mit Planned Parenthood im Bunde sein kannst.
Ob Ihren Frontfrauen beim KDFB das klar ist, wage ich nach der jüngsten Stellungnahme zu Dignitas infinita zu bezweifeln. Dabei handelt es sich nämlich nicht um eine unmaßgebliche Meinungsäußerung älterer Herren in Rom, sondern um ein mit Sorgfalt, unter vielen Konsultationen von Männern und Frauen, über einen Zeitraum von fünf Jahren erarbeitetes verbindliches, vom Papst gebilligtes Dokument des kirchlichen Lehramtes – und zwar des „ordentlichen“ Lehramtes, wie es korrekt heißt. Die wesentliche Arbeit der Leute, die Dignitas infinita erarbeitet haben, bestand darin, neuere Entwicklungen und Fragen im Licht einer großen Lehrkontinuität der Kirche zu betrachten und zu einem gültigen Urteil zu kommen. Guideline: Einen Bruch in der Lehre – dass also plötzlich etwas Altes ersatzlos gestrichen und etwas ganz Neues in der Kirche gelehrt wird – kann es nicht geben. Wenn Sie das wissen, müssen Sie den nächsten Abschnitt nicht lesen. Es geht da um die Spielregeln von „katholisch“.
Kein Ping Pong. Die Regeln im Spiel.
Katholiken und Katholikinnen haben die dezidierte Verpflichtung, solche Dokumente mit Eifer und Respekt zu studieren und sie – wie es hübsch anstößig, aber im Gleichklang mit biblischem Sprachgebrauch heißt – „im Gehorsam des Glaubens“ anzunehmen. Nun wird von Theologen und Meinungsbildnern in der Kirche häufig das Gewissen als oberste persönliche Instanz ins Spiel gebracht. Dazu heißt es in Donum Veritatis von 1990:
„Dem Lehramt der Kirche ein oberstes Lehramt des Gewissens entgegenstellen heißt, den Grundsatz der freien Prüfung vertreten, was aber mit der Entfaltung der Offenbarung und ihrer Weitergabe in der Kirche sowie auch mit einer korrekten Auffassung der Theologie und der Funktion des Theologen unvereinbar ist. Die Glaubensaussagen sind nämlich nicht das Ergebnis einer rein individuellen Forschung und freien Kritik des Wortes Gottes, sie bilden vielmehr ein kirchliches Erbe. Wenn man sich von den Hirten trennt, die die apostolische Überlieferung lebendig halten, setzt man die Verbindung mit Christus unwiderruflich aufs Spiel.“
Nun gibt es Lehren in der Kirche, die – richtig verstanden – unfehlbar sind. Und solche, die gewissermaßen noch in Entwicklung sind, freilich in Bahnen einer Hermeneutik (= Verstehenslehre) der Kontinuität. Dass wir uns hier nicht auf einem Markt frei flottierender Ideen bewegen, daran erinnert Can 750 § 1 des Codex Iuris Canonici, des kirchlichen Gesetzbuches, in dem es heißt:
„Kraft göttlichen und katholischen Glaubens ist all das zu glauben, was im geschriebenen oder im überlieferten Wort Gottes als dem einen der Kirche anvertrauten Glaubensgut enthalten ist und zugleich als von Gott geoffenbart vorgelegt wird, sei es vom feierlichen Lehramt der Kirche, sei es von ihrem ordentlichen und allgemeinen Lehramt; das wird ja auch durch das gemeinsame Festhalten der Gläubigen unter der Führung des heiligen Lehramtes offenkundig gemacht; daher sind alle gehalten, diesen Glaubenswahrheiten entgegenstehende Lehren jedweder Art zu meiden.“
Und § 2 wird noch einmal deutlicher:
„ … daher widersetzt sich der Lehre der katholischen Kirche, wer diese als endgültig zu haltenden Sätze ablehnt.“
Der Leitungsebene des Katholischen Deutschen Frauenbundes scheint das unbekannt zu sein. Oder sie halten, was aus Rom kommt, für Ping Pong in einer pluralistischen Welt. Unmaßgebliche Meinungsäußerungen älterer Herren! Das hatten wir schon.
Feministisch untragbar!
Aber nun zur KDFB-Kritik an Dignitas infinita: Ein bisschen klopft man dem Papst auf die Schultern. Der Mann sollte schon wissen: „Katholik*innen engagieren sich an vielen Stellen überzeugend für Menschenwürde und Menschenrechte.“ Gleich mal das Gendersternchen, damit der Pontifex weiß, wo der Hammer hängt! Der Hammer sagt: Die Kirche selbst verletzt das Menschenrecht! Frauen sind in der Kirche Menschen zweiter Klasse; sie haben nicht dieselben Rechte wie Männer. Das ist natürlich grober Unfug. Mit Frauen ist man in der Vergangenheit gewiss unfair, ja schlimm umgegangen. Aber ich wüsste nicht, wo das heute noch in der Kirche der Fall ist. Aber nun kommt der schlagende Beweis: „Durch den Ausschluss von der Weihe sind sie von Ämtern, Entscheidungen und Mitsprache ausgeschlossen.“ Priester, Bischöfin, Päpstin werden! Vorher geben wir Frauen keine Ruhe!
Mit monotoner gewerkschaftlicher Intensität wird so getan, als falle die Frage der Priesterweihe in den Aufgabenbereich der Gleichstellungsbeauftragten. Und als habe die maßgeblich/unmaßgebliche Riege der alten Männer in Rom nichts Anderes im Sinn, als die Macht in ihren gichtigen Fingern zu halten und die letzte Männerbastion auf diesem Planeten vor dem Zugriff des weiblichen Geschlechts zu bewahren. Die Kirche hat in ihrer Geschichte in mancherlei Hinsicht Frauen nicht zum Zug kommen lassen, aber sie hat die Weihe von Männern nie paternalistisch, sondern immer theologisch und symbolisch begründet. Papst Johannes Paul II. hat die Frauenordination auch nicht verboten, sondern – das ist ein bedeutender Unterschied – bindend festgestellt, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden“, dass sie also keine Vollmacht hat, die Praxis Jesu zu ändern. Das ist bindende Lehre; daran wird kein Papst und kein Konzil je etwas ändern. Die Leitung des KDFB aber schlägt sich auch jetzt noch auf die Seite eines neomarxistisch inspirierten Feminismus – und klagt ein, was definitiv ausgeschlossen ist. Damit treibt man die Frauen aus der Kirche.
Biblisch untragbar!
Und dann gibt es noch eine Expert*innen-Ansage. Frau Ute Zeilmann, die nicht nur den KDFB vizepräsidiert, sondern auch noch Bibelwissenschaftlerin ist, fiel auf, dass im römischen Dokument immer noch von ´Mann und Frau´ die Rede ist – und nicht, wie es in neuerer Übersetzung heißen müsse, von ´männlich und weiblich´ – „entsprechend der relevanten historischen Textzeugen, womit die Bibel kein binäres Entweder – Oder ausdrücken will, sondern umfassend alle Menschen meint.“
Das ist nun freilich ein geplatzter Luftballon wunschförmiger Exegese – vorgetragen zuletzt von Thomas Hieke, richtiggestellt von einer ganzen Reihe alttestamentlicher Fachkollegen, u.a. von dem renommierten Wiener Exegeten Schwienhorst-Schönberger: Der Grund der Revision verdanke sich „nicht Erkenntnissen der Gender-Theorie, sondern liegt auf der Linie der quellsprachenorientierten Revision der Einheitsübersetzung, denn in Gen 1 steht nicht ´isch´ und ´ischah, sondern ´zakar´ und ´neqebah´, also ´männlich´ und ´weiblich´. Das ändert jedoch nichts am Gesamtverständnis, denn die Fortsetzung in Gen 2 interpretiert dies im Sinne der binären Geschlechterkonstellation von ‚isch’ und ´ischah´, also: ´Mann und Frau´.“
Für Hillary Clinton untragbar!
Tatsächlich taucht der Name Hillary Clinton in der Stellungnahme des KDFB auf. Nun ja, sie ist die Ikone der LGBTQ-Bewegung, und sie legte 2019 einen Gesetzesentwurf im US-Kongress vor, in dem sie Abtreibung bis zur Geburt aus „gesundheitlichen“ Gründen vorschlug. Und 2022 zog sie im Kongress vom Leder, als die Stimmung gegen Liberalisierung in der Abtreibungsfrage umkippte: „Wenn man in den Kaninchenbau der rechtsextremen Intellektuellen (meinte Hillary den Vatikan?) hinabsteigt, sieht man, dass Geburtenkontrolle, Homo-Ehe – all das in Gefahr ist …“ Regina Heyder, Vorsitzende der Theologischen Kommission beim KDFB, steht wacker an ihrer Seite:
„Als Frauenverband, sind wir überzeugt: Frauenrechte sind Menschenrechte und Menschenrechte sind Frauenrechte (Hillary Clinton). Die gleiche Würde zeigt sich auch in der Kirche erst in gleichen Rechten.“
Was Hillary Clinton unter Frauenrechten versteht, konnte man jüngst in Frankreich beobachten. Am 04.03.2024 hat der französische Kongress eine Reform angenommen, mit der die „garantierte Freiheit“ der Frau, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, in der Verfassung festgeschrieben wurde. Immer wieder veranstaltet auch der KDFB einen merkwürdigen Tanz um die Selbstbestimmungsrechte – sei es nun das Recht, sein Geschlecht zu „wählen“, sei es das „Selbstbestimmungsrecht der Frau“. Dazu ist bündig zu sagen: Das Selbstbestimmungsrecht der Frau endet definitiv an den Grenzen ihres Körpers. Durch das Verschmelzen von Eizelle und Spermium zu einer neuen Zelle, ist nicht nur neues Leben da, nicht nur ein neues Wesen, sondern ein neuer Mensch im ersten Stadium seines Lebens. Einen anderen Menschen darf man nicht töten; schon gar nicht, wenn man seine Mutter ist.
Und weil man scheinbar tiefer mit LGBTQ als mit der Taufe im Bunde ist, ist, musste natürlich auch das noch kommen. Regina Heyder:
„‘Dignitas infinita‘ lässt einmal mehr eine differenzierte Auseinandersetzung mit Gender Studies vermissen.“
Das Dokument entspräche in keiner Weise dem weltweiten Diskussionsstand, wo sogar „ausschließlich männliche, westeuropäische Theologen“ darin zitiert würden. Es musste natürlich Skandal machen, dass Dignitas infinita aus Amoris Laetitia zitiert, wo gesagt wird Gender ist eine „Ideologie“, stellt „eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz in Aussicht und höhlt die anthropologische Grundlage der Familie aus.“
Das ist zutreffend. Wer nicht mehr weiß, dass es nur Männer (XY) oder Frauen (XX) gibt (bei einigen Sonderungen in der Natur) und dass es weder ein drittes noch ein 64. Geschlecht gibt, kann den alten Biologielehrer aufsuchen und sich belehren lassen. Was unter Diversität verkauft wird, sind unterschiedliche Formen und Grade der persönlichen Identifikation oder Nichtidentifikation mit dem natürlichen körperlichen Geschlecht. Fein, dass sich die Kirche nicht von der Naturwissenschaft entfernt und den Sirenentönen nicht folgt, die den menschlichen Leib entwerten und ihn zu einer Freifläche willentlicher Zuschreibungen machen. Ein Mann, der sagt „Ich bin eine Frau, die im Körper eines Mannes gefangen ist“, bleibt ein Mann. Freilich gibt es Menschen, die so empfinden. Wer Dignitas infinita liest, wird entdecken, dass die Kirche sensibel und achtsam mit solchen Menschen umgeht.
Katholisch kommt man nach alter Weisheit im Hören auf das Wort Gottes und „cum Petro et sub Petro“ (mit und unter dem Petrusamt) in den Himmel. Nun ja, man muss sich entscheiden, ob man nicht doch lieber cum Dr. Ute Zeilmann und sub Dr. Regina Heyder das Ewige Leben anstrebt. Ich würde es nicht empfehlen.
Bernhard Meuser
Jahrgang 1953, ist Theologe, Publizist und renommierter Autor zahlreicher Bestseller (u.a. „Christ sein für Einsteiger“, „Beten, eine Sehnsucht“, „Sternstunden“). Er war Initiator und Mitautor des 2011 erschienenen Jugendkatechismus „Youcat“. In seinem Buch „Freie Liebe – Über neue Sexualmoral“ (Fontis Verlag 2020), formuliert er Ecksteine für eine wirklich erneuerte Sexualmoral.
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