Der Heilige Stuhl hat heute in ungewöhnlich klaren Worten zum deutschen Synodalen Weg Stellung genommen und unter anderem erklärt:
„Zur Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes und der Ausübung des bischöflichen Amtes erscheint es notwendig klarzustellen: Der „Synodale Weg“ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.“ Es wäre nicht zulässig, in den Diözesen vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft neue amtliche Strukturen oder Lehren einzuführen, welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden
Bernhard Meuser von der Initiative Neuer Anfang mit einer Einordnung des Schreibens und den Konsequenzen, die sich für die Katholische Kirche daraus ergeben:
Wie ist die Erklärung des Heiligen Stuhles zum Synodalen Weg in Deutschland zu bewerten?
Nüchtern gesprochen ist das seine Beendigung. Der Vatikan hat die Notbremse gezogen. Die Gefahr eines Schismas ist beendet. Die Katholische Kirche in Deutschland ist aufgefordert, eigene Sonderwege einzustellen und sich auf den weltweiten Synodalen Prozess zu konzentrieren.
Was bedeutet das für katholische Christen in Deutschland?
Kein Katholik ist in irgendeiner Weise an Beschlüsse des „Synodalen Weges“ gebunden. Das Präsidium könnte den „Synodalen Weg“ nur gegen die explizite Weisung des Heiligen Vaters aufrechterhalten. Man muss aber auch sagen: Es ist nicht das Ende notwendiger Reformen. Die Kirche ist teilweise in einem verheerenden Zustand. Glücklicherweise wird es einen weltkirchlichen Synodalen Prozess geben, auf dem man realistisch Bilanz zieht. Man wird noch einmal nachschauen müssen, was der Kirche wirklich vom Zweiten Vatikanischen Konzil ins Hausaufgabenbuch geschrieben wurde.
Was kritisiert Rom denn genau am „Synodalen Weg“?
Es sind im Wesentlichen drei Punkte:
1. Der Sonderweg – dass sich eine willkürlich konstituierte Gruppe von Reformwilligen einer Lokalkirche das Recht nimmt, selbst zu bestimmen, wie die Kirche geht und was sie zu lehren hat, das ist ein eklatanter Verstoß gegen die Einheit. Dagegen musste der Papst einschreiten! Die Einheit darzustellen, sie einzufordern oder wiederherzustellen, ist die primäre Aufgabe des Petrusamtes. Der Papst hat es vornehm und mit Augenmaß getan – und er hat mit dem Äußersten sehr lange zugewartet. Aber jetzt musste es sein.
2. Angriff auf das Bischofsamt – Zweitens konnte der Papst nicht anders, als die Integrität des Bischofsamtes zu schützen – seit den Zeiten der Apostel eines der Fundamente einer sakramental-hierarchisch verfassten Kirche. Der Versuch des Synodalen Weges, Bischöfe unter Kuratel zu stellen und eine Art „Obersten Sowjet“ (so bezeichnete es Kardinal Kasper) einzurichten, musste den entschiedenen Widerspruch des Heiligen Stuhles auslösen. Die diesbezüglichen Beschlüsse sind Makulatur.
3. Spricht das Papier von „Lehre und Moral“. Natürlich ist es vermessen, mit einseitiger Theologenexpertise und Mehrheitsbeschlüssen die Lehren und sittliche Verpflichtungen einer Weltkirche neu zu definieren, als hätte man die Weisheit mit Löffeln gefressen. Das wäre, so heißt es im Schreiben, „eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche.“ Was zu glauben ist, steht im Katechismus als der „sicheren Norm für die Lehre des Glaubens“. Diese Lehre kann man vertiefen und ergänzen für den nächsten Katechismus. Aber bevor bestimmte Dinge in besserem Licht dargestellt werden, sind echte synodale Prozesse notwendig – unter Beteiligung der gesamten Kirche und im kontemplativen Hören auf das Wort Gottes.
Wie geht es weiter?
Unsere Initiative Neuer Anfang begrüßt die klaren Worte aus Rom, aber nein, wir machen jetzt nicht den Sekt auf oder etwa unsere Initiative zu. Wenn der Synodale Weg nämlich in einem Recht hatte, dann darin, dass die Kirche nicht so weitermachen kann wie bisher. Die Zukunft vom Evangelium her zu gestalten … das erfordert alle Köpfe und Herzen.