Beten statt Debattieren

Während man in Deutschland in den letzten Jahren das Gefühl hat, dass Kirchenoberhäupter und –funktionäre am allerliebsten diskutieren, abstimmen und Papiere entwerfen, versammelten sich in der vergangenen Woche über 500.000 junge Leute in Rom und zeigten der Welt, um was es eigentlich geht: Jesus Christus, der unsere Mitte und unser Ziel ist. Katharina Hauser war dabei.

Das Jubiläum der Jugend stand wie das Heilige Jahr unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ und genau die hat man bekommen, wenn man in diesen Tagen in Rom war. Junge Leute von nah und fern haben sich auf den Weg gemacht, um durch die Heiligen Pforten Roms zu schreiten, um dem neuen Papst zu begegnen, um Gemeinschaft im Glauben zu erleben, letztlich um Christus näher zu kommen. 

Zu Beginn überraschte Papst Leo XIV. mit einem Besuch bei der Eröffnungsmesse. Nach der Eucharistiefeier fuhr er mit dem Papamobil durch die Menge und begrüßte die Jugendlichen. Er mahnte in einer kurzen Ansprache zum Frieden:

„Wir hoffen, dass ihr immer Zeichen der Hoffnung in der Welt seid! Heute fangen wir an.“

Circus Maximus als riesiger Beichtstuhl

Unter der Woche wurde ein vielfältiges Programm in ganz Rom angeboten. Dabei gab es mehr Gebetsmöglichkeiten als Diskussionsforen. Mehr Möglichkeiten, sich zunächst mit der eigenen Beziehung zu Christus auseinanderzusetzen, als zuerst darüber nachzudenken, die ganze Welt zu verändern. Jeden Tag gab es heilige Messen und Katechesen für die verschiedenen Länder, so auch für die deutschsprachigen Pilger in der Kirche Santa Maria dell‘Anima. An einem Tag wurde der Circus Maximus zu einem riesigen Beichtstuhl, wo die jungen Leute in Scharen das Sakrament der Versöhnung suchten. An vielen Ecken Roms standen Bühnen, es wurde gesungen und getanzt. Abends gab es viele Möglichkeiten zum Gebet, wie z.B. auch einen Nightfever-Abend oder eine große Anbetung unter freiem Himmel der Gemeinschaft Emmanuel an der Spanischen Treppe. Höhepunkt des Jubiläums war eine Vigil im Gelände „Tor Vergata“ außerhalb Roms mit Papst Leo XIV. und die Abschlussmesse mit ihm am darauffolgenden Sonntag. Wie bei den Weltjugendtagen schliefen die mehr als 500.000 Jugendlichen aus aller Welt unter freiem Himmel, nachdem sie gemeinsam still geworden waren, um Jesus in der Eucharistie anzubeten.

Das ist die Jugend des Papstes

Auf demselben Gelände feierte schon Johannes Paul II. im Jahr 2000 das Jubiläum der Jugend. Die Begeisterung der Jugend, die er schaffte zu entfachen, war im Jahr 2025 keinesfalls geringer. Die ganze Woche über hörte man in den Straßen Roms den Ruf „Esta es la juventud del papa“ – „Das ist die Jugend des Papstes.“ Hier waren nicht nur Menschen unterwegs, die spirituell waren. Diese jungen Leute identifizierten sich als Söhne und Töchter der Kirche. Und keine Kinder, denen das peinlich wäre, sondern ganz im Gegenteil: Sie waren stolz darauf katholisch zu sein. Etwas, was einem in Deutschland ja schon fast peinlich sein muss. Vor allem, wenn man auf die Art und Weise katholisch ist, dass man WIRKLICH den Lehren der Kirche zustimmt, inklusive Jungfrauengeburt, Auferstehung, Fegefeuer und Sexualmoral. Diese jungen Menschen zeigten, was es im Jahr 2025 bedeutet katholisch zu sein: Authentisch froh und so ganz und gar nicht banal. Sie bezeugten ihre Freude über ihren Hirten Papst Leo XIV., der sie durch diese Zeit führt und leitet. Und wie er das tat, sah man beim Jubiläum erneut: in Liebe, Klarheit und Freude. Wie ein liebevoller Vater wandte er sich einer Gruppe ägyptischer Jugendlicher zu, aus deren Kreis eine schwerkranke junge Frau plötzlich während der Tage in Rom verstorben war. Er kümmerte sich väterlich und hielt gleichzeitig die christliche Hoffnung auf das ewige Leben hoch. In Klarheit verkündete er die christliche Hoffnung in Person, Jesus Christus, und motivierte die Jugendlichen in der Abschlussmesse zu einem heiligmäßigen Leben:

„Liebe junge Menschen, unsere Hoffnung ist Jesus. Er ist es, wie der heilige Johannes Paul II. sagte, »der in euch etwas entfacht: die Sehnsucht, aus eurem Leben etwas Großes zu machen; […] euch selbst und die Gesellschaft besser zu machen, damit sie menschlicher und geschwisterlicher werde« (15. Weltjugendtag, Gebetsvigil, 19. August 2000). Bleiben wir mit ihm vereint, bleiben wir immer in seiner Freundschaft, indem wir sie durch Gebet, eucharistische Anbetung, Kommunion, häufige Beichte und großherzige Nächstenliebe pflegen, wie es uns die seligen Piergiorgio Frassati und Carlo Acutis gelehrt haben, die bald heiliggesprochen werden. Strebt nach Großem, nach Heiligkeit, wo immer ihr auch seid. Gebt euch nicht mit weniger zufrieden. Dann werdet ihr jeden Tag in euch und um euch herum das Licht des Evangeliums wachsen sehen.“

Glut entfachen – auch in und für Deutschland

Was kann man von so einer Veranstaltung mitnehmen und lernen? Vielleicht, dass es wichtiger ist, sich um das eigene Herz zu kümmern als die ganze Kirche umstürzen zu wollen. Vielleicht, dass man als Katholik im positiven Sinne auch stolz auf seinen Glauben sein kann und sich daran erfreuen darf. Vielleicht, dass die Kirche nicht tot ist, sondern gerade eine neue Generation an begeisterten Katholiken heranwächst. Machen wir es ihnen doch bitte nicht unnötig schwer in Deutschland, sondern entfachen wir die Glut, die schon gelegt ist.

Dass dies möglich ist, zeigen selbstredend einige Aussagen von Teilnehmern am Jubiläum der Jugend in Rom (von der Redaktion verschriftlicht):

Begeisterte Zeugnisse

“Mir hat Rom supergut gefallen! Es war wieder mal Hammer, so viele junge Leute zu treffen, zu sehen, dass die Kirche so viel größer ist als nur unser kleiner begrenzter deutscher Rahmen. Und ich freu mich, wieder neu durch Papst Leo im Glauben bestärkt zu werden. Die Hoffnung siegt am Ende doch.” (Pater Benedikt Eble, 26 Jahre)

“Hi, hier ist Jonas, ich bin 27 Jahre alt und komm aus der Nähe von Ulm. Ich selber hab das Event mega gefeiert in Rom, weil das einfach ein Gänsehautmoment ist, wo wir so viele Gläubige sehen durften und auch am Tor Vergata Anbetung halten durften nicht nur fünf Minuten, sondern ’ne gute Stunde und was das einfach für eine krasse Atmosphäre ist, wenn so viele Gläubige zusammen auf einem Fleck sind. Auch zu sehen, dass die Jugend lebt, auch wenn man manchmal so das Gefühl hat, man sieht nicht mehr so viel davon, aber das war einfach so stark, das zu sehen und einfach pure Gänsehautmomente und es ist einfach überwältigend und für jeden zu empfehlen, das einfach mal zu sehen und zu erleben.”
 
“Mein Name ist Katharina, ich bin 26 Jahre, ich fands sehr beeindruckend, wie viele junge Menschen an den Grundlagen von unserem katholischen Glauben festhalten und davon überzeugt sind und dann in so einer Freude zusammen leben. Und außerdem war es so schön, den Papst einfach zu sehen, wie er selber vor dem Allerheiligsten kniet und so andächtig drauf geschaut hat.”

 “Ich bin der Josef und bin 31 Jahre alt. Ich bin auf der Fahrt nach Rom dabei oder eben jetzt zurück von Rom. Mein Highlight war mit einer Million Leute auf dem Feld zu sein und die Vigil und die heilige Messe mit dem Papst zu feiern. Es war richtig friedliche Stimmung und es war schön zu sehen, wie lebendig die Kirche ist. Und was uns der Papst zu sagen gehabt hat.”

“Ich bin Philipp aus Neuss.  Das war total begeisternd zu sehen, wie viele junge Leute sich doch noch für den katholischen Glauben begeistern und irgendwie unter Gleichgesinnten zu sein. Und die Stadt Rom so lebendig erleben zu dürfen. Ich glaube, auch auf spiritueller Ebene habe ich sehr viel mitgenommen von der gemeinsamen Anbetung mit dem Papst, von der gemeinsamen Messe mit einer Million Mitfeiernden. Auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis, was bestimmt auch für meinen weiteren Lebensweg im Glauben prägend sein wird.”


Katharina Hauser,
28 Jahre alt, bringt viel Erfahrung in der kirchlichen Jugend- und Erwachsenenbildung in Pfarreien und Kontexten von Neuen geistlichen Gemeinschaften mit. Nach dem Sammeln beruflicher Erfahrung in Politik, Pfarrei und an der Universität ist sie nun als Theologin und Referentin für Neuevangelisierung im Bistum Passau tätig.  Katharina Hauser ist Mitautorin des Buches „Urworte des Evangeliums“.


Bildnachweis: Katharina Hauser (Rom, August 2025)

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