Vom 30. April bis 4. Mai findet in Hannover der 39. Evangelische Kirchentag statt. Für ein 5-Tage-Ticket von 149 Euro kann man ca. 1500 Veranstaltungen besuchen. Auch Irme Stetter-Karp ist dabei. Vielleicht, um sich für den Katholikentag 2026 in Würzburg inspirieren zu lassen? Die NZZ urteilt skeptisch: „Das Programm des Kirchentags ist ein Sammelsurium identitätspolitischer Ideen, die links der Mitte Blüten treiben.“ Anders Irme Stetter-Karp, glaubt man dem vielsagenden Schreiben, das uns gerade zugespielt wurde. Ob es echt ist? Es könnte auch Satire sein, meint Bernhard Meuser. Bei Irme weiß man nie.
Liebe Freund:innen vom ZdK, eure Irme sagt Hi! vom Kirchentag!
Leute, Leute, Leute, – das ist alles so bunt und fröhlich hier! Aber Ihr kennt mich. Im roten Blazer kocht rotes Blut (wenn ich nur an den Beton denke, der gerade in Rom angerührt wird)! Verlasst Euch drauf: Soviel Kreide ich auch fresse, – ich wechsle die Farbe nicht, ich bleibe rot: rot vor Wut, rot vor Begeisterung, wenn wir die Brüder mal wieder hinten herumheben … Ja, und hier auf dem Kirchentag, da bin ich wieder rot, diesmal aber rot vor Neid! Die nehmen uns katholischen Avantgardist:innen wahrhaftig die Butter vom Brot! Die sind uns um Lichtjahre (!) voraus. Komme mir vor wie eine katholischen Depp:in. Ach ja, falls Ihr es noch nicht wisst: wurde von den lieben Freunden von der SPD eingeladen.
Ich sag Euch was: Vom Kirchentag lernen, heißt siegen lernen!
Die ganze Zeit denke ich an unser Ding: In Würzburg 2026, – da muss es krachen in der Hütte! Mir kommen gerade so ein paar teuflische Ideen, die ich brühwarm an Euch weitergebe:
- Thema Lebensschutz: Lebensschützer sind die best hated people auf dem Kirchentag. Super! Von denen möchte ich kein Gesicht, keinen Stand und kein Plakat in Würzburg sehen! Würzburg muss zum safe space für alle selbstbestimmten Frauen und hilfreichen Gynäkologen werden. In Hannover machen sie ein Podium: „My body – my choice: Vom Lebensschutz und dem Recht auf sichere Abtreibung.“ Geil! Da tritt die famose Lea Chilian aus der Schweiz auf, die das Ding mit dem Tötungsverbot endlich geknackt hat. Sie verweist darauf, dass sich Abtreibungsgegner*innen biblisch gerne auf das 5. Gebot (‚Du sollst nicht töten‘ Ex. 20,13) beziehen, allerdings gelte das Tötungsverbot ja wohl nur für etwas, das lebt. Diese Frau möchte ich in Würzburg sehen. Einladen! Sofort! Marc, dein Job!
- Thema Gott: Erfreulich, wenn Gott hier endlich richtig geschrieben wird. Es muss heißen: „G*tt“. Den „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ gibt es nicht. Das ist ein exklusiver, Frauen und queere Menschen ausgrenzender, patriarchalischer Gott. Dem möchte ich in Würzburg nicht begegnen. Auf keinem Podium. In keinem Vortrag. G*tt rules!
- Thema „Liturgie“: Hier in Hannover gibt es „queere, feministische, gendersensible Liturgie.“ Hinreißend! Ich will in Würzburg nicht mehr diesen Bläserkitsch und diese pompösen Aufzüge älterer, weißer Herren in tuntigen Kostümen; es sei denn es treten echte Transmenschen auf. Wenn schon Altarprozession, dann sollen die mal am CSD Maß nehmen. Was geht, wenn man nur will, sah man am Karfreitag 2025 in Berlin (Heiner Koch, Du bist der Beste!): „Ein nackter queerer Künstler, eine Imamin im Hijab …“ Hier in Hannover fragt man sich: „Wie kann ich G*ttesdienstformate inklusiv gestalten?“ Toll!
- Thema Bibel: Hier in Hannover wird das Übel endlich an der Wurzel gepackt, an der Bibel nämlich, etwa bei der Veranstaltung: „Die Bibel queer gelesen: Wieso G*tt Fan von Vielfalt ist.“ Ganz befriedigt mich das noch nicht. Wir sind ja unter uns, deshalb kann ich es laut sagen: Die Bibel ist das schwärzeste, Vielfalt verachtendste, homophobste Dokument der gesamten Antike. Alle netten Versuche, da was durch Interpretation zu glätten, sind Quark. Du redest Dir den Mund fusselig, – und einer kommt daher und sagt: „Es steht aber geschrieben …“ Und boing, bist du zweiter Sieger! Was mich betrifft, so bin ich ein Fan der „Jefferson Bibel“. Der Gründervater der U.S.A. hat alles aus der Bibel rausgeschmissen, was nicht mehr passt. Also raus mit Mt 19,4: „Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang männlich und weiblich erschaffen hat“! In die Tonne mit Röm 1,25-31! Oder wird euch nicht auch schlecht, wenn ihr sowas lest? „Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers – gepriesen ist er in Ewigkeit. Amen. Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; ebenso gaben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer treiben mit Männern Unzucht und erhalten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung. Und da sie es nicht für wert erachteten, sich gemäß ihrer Erkenntnis an Gott zu halten, lieferte Gott sie einem haltlosen Denken aus, sodass sie tun, was sich nicht gehört: Sie sind voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, List und Tücke, sie verleumden und treiben üble Nachrede, sie hassen Gott, sind überheblich, hochmütig und prahlerisch, erfinderisch im Bösen und ungehorsam gegen die Eltern, sie sind unverständig und haltlos, ohne Liebe und Erbarmen …“ Das muss raus!!! Eher ist keine Ruhe im Karton. In Würzburg möchte ich eine andere Bibel sehen. Wäre das nicht was für dich, Dorothea!? Halloooo, wofür bist Du denn im Zentralkomitee?
- Thema Tiere: Auch da sind uns die Protestanten eine Nasenlänge voraus. Da wird endlich berücksichtigt, dass auch schwule Hasenpärchen und queere Affenkolonien auf der Arche von Noach & Partnerin gewesen sein müssen, sonst wäre G*tt ja nicht auf der Höhe seiner Kreativität gewesen. Und siehe da, diese Protestanten, da findet sich im Kirchentagsangebot „Queere Tiere auf der Arche: Ein interaktiver Gottesdienst unterm Regenbogen.“ Ich überlege ja seit Jahren, ob man die Tierrechte nicht einfach mit den Menschenrechten zusammenlegen könnte … Nur mal so zum Nachdenken!
- Thema Taufe: Stört Ihr Euch eigentlich auch immer wieder an diesen doofen Namen: Joseph, Maria, Peter, Anneliese …? Was ist denn mit trans*, inter und nonbinären Menschen? Was ist, wenn Joseph Anneliese sein möchte und Anneliese ein Faible für Pi, Pa, Po, Ho, Chi oder Minh hat? Und so gerufen werden möchte? Katholisch haben wir da nichts anzubieten. Die Evangelischen laden ein zu einer „Namenssegnungsfeier: Für trans*, inter und nonbinäre Menschen.“ Und auch dazu darf man gerne kommen: „Einfach Nina: Ein Junge ist ein Mädchen? Trans als Kind.“ Wie können wir das katholisch noch überholen? Ich sag mal ganz kühn: Taufe jetzt! Name später! Free choice! Wobei, hmm … Wieso eigentlich „Taufe jetzt“? Kollidiert das nicht mit dem Selbstbestimmungsrecht?
Also, dieser Evangelische Kirchentag macht uns gehörig Feuer unter den Hintern! Ah, – da kommt mir noch eine clevere Idee für Würzburg (nachdem mir Heiners Karfreitagsprozession so mächtig Eindruck gemacht hat): Das Katholikentagskreuz muss grün sein, – richtig fett grün!!! Nein, noch besser: Es muss dazu noch mit einem grünen Tuch verhüllt werden. So a la Karfreitag! Und Luisa Neubauer darf es enthüllen. Oder aber … – jetzt geht die Begeisterung mit mir durch! – das Kreuz bleibt so lange verhüllt, bis wir die Klimaziele erreicht haben. Freund:innen!!! Denkt nach & haut rein! In Würzburg möchte ich politische Taten sehen, sonst wird das wieder so ein Tingeltangel um die geweihte Brotscheibe …
Bussi, eure Irme
Bernhard Meuser
Jahrgang 1953, ist Theologe, Publizist und renommierter Autor zahlreicher Bestseller (u.a. „Christ sein für Einsteiger“, „Beten, eine Sehnsucht“, „Sternstunden“). Er war Initiator und Mitautor des 2011 erschienenen Jugendkatechismus „Youcat“. In seinem Buch „Freie Liebe – Über neue Sexualmoral“ (Fontis Verlag 2020), formuliert er Ecksteine für eine wirklich erneuerte Sexualmoral. Bernhard Meuser ist Mitherausgeber des Buches “Urworte des Evangeliums”.
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