Ein neuer Anlauf gegen die romtreuen Abweichler unter den Bischöfen
Was ist nur los mit dem Zentralkomitee der Katholiken (ZdK)? Sein Präsidium hat am Montag eine Erklärung veröffentlicht. Darin wird deutlich: Die beim Synodalen Weg in Frankfurt erfolgte Abstimmung zum Grundlagentext „Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ wird nicht akzeptiert. Immerhin bricht dieser Text vollständig mit der christlichen Anthropologie und der katholischen Morallehre. Außerdem enthält der zur Abstimmung vorgelegte Wortlaut unhaltbare Behauptungen wie diese: „Wir sehen heute, dass kirchliche Sexualethik auch die Verbrechen der sexualisierten Gewalt in der Kirche begünstigt hat.“
Nun soll die bevorstehende Vollversammlung der Bischöfe Buße tun und die Entscheidung revidieren. In der Erklärung des ZdK heißt es: „Das Präsidiums des ZdK erwartet von der Bischofskonferenz eine unmissverständliche Klarstellung und überprüfbare Handlungen, damit jede Form von Diskriminierung überwunden wird.“
Es bleibt also dabei: Die bisherige kirchliche Morallehre soll über den Haufen geworfen werden. Wer der neuen Morallehre nicht zustimmt, diskriminiert. So einfach ist das! Und mit derlei Methoden moralischer Erpressung sollen Mehrheiten gewonnen werden.
Tribunal der Redelsführer
Bereits bei der Synodalversammlung hat sich das Selbstverständnis der Reformeiferer gezeigt: Nachdem die erste Abstimmung nicht nach Wunsch verlaufen war, mussten die Abweichler der Mehrheitsmeinung eine zweistündige „Aussprache“ über sich ergehen lassen, die heftigste Vorwürfe enthielt. So behauptete z.B. der BDJK-Bundesvorsitzende Gregor Podschun gar: „Menschen wurden umgebracht wegen der Haltung der Kirche“ zur Sexualmoral.
Statt Synodalität erlebte die Minderheit ein Tribunal. Und weil die Strafpredigten mit mehr als 45 Wortmeldungen im Plenum der Synodalversammlung offenbar nicht als hinreichend wirkungsvoll eingeschätzt wurden, wurde den Abweichlern noch das letzte Recht verwehrt, das eine Minderheit schützt: die geheime Abstimmung.
Verstoß gegen Satzung des Synodalen Weges
Obwohl ein satzungsgemäß gültiger Antrag auf geheime Abstimmung (Art. 11 Satzung des SW) vorlag, der automatisch rechtswirksam war und keiner Zustimmung bedurfte, wurde seitens der Tagungsleitung von der gültigen Regelung abgewichen und darüber eine Abstimmung herbeigeführt. Bei den daraufhin erfolgten namentlichen Abstimmungen ging – oh Wunder – die Sperrminorität der Bischöfe verloren. Die Tatsache, dass diese Abstimmungen rechtswidrig und damit ungültig waren, ist übrigens bisher noch nicht hinreichend gewürdigt worden.
Bätzing missachtet offen das Abstimmungsergebnis
Es blieb aber nicht bei dieser Verletzung demokratischer Regeln. Noch während der Beratungen erklärte Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der DBK, dass er sich an das Ergebnis der Abstimmungsniederlage nicht halten wolle. Vielmehr kündigte er an, den durchgefallenen Text „auf die Ebene der Weltkirche“ zu transportieren, ihn beim Papstbesuch der deutschen Bischöfe im November zu präsentieren, in die Beratungen der Weltsynode einzubringen und „diesen Text in die Bischofskonferenz hinein(zu)nehmen“. Darin wird er jetzt vom ZdK unterstützt.
Bischof Bätzing ging bei der Synodalversammlung noch einen Schritt weiter: Er kündigte an, „diesen Text meinen synodalen Gremien vorzulegen zur Beratung und Entscheidung, um ihn im Bistum Limburg Wirklichkeit werden zu lassen“. – Erneut zur Klarstellung: Er bezog sich auf einen Text, der die Morallehre der katholischen Kirche auf den Kopf stellt und der wegen der Sperrminorität der Bischöfe keine gültige Zustimmung gefunden hatte.
Er ergänzte zudem: „Und ich weiß, da stehe ich nicht allein, das werden mehrere Bischöfe in ähnlicher Weise tun.“ Tatsächlich kündigten neben Bätzing auch die (Erz)Bischöfe Reinhard Marx, Franz-Josef Overbeck und sinngemäß auch Bischof Peter Kohlgraf direkt nach der Tagung öffentlich die Umsetzung des abgelehnten Beschlusses in ihren Bistümern an.
Wie lautete noch die Ermahnung des Heiligen Stuhls vom 21. Juli? „Der „Synodale Weg“ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.“ Genau das wird aber faktisch trotzdem getan.
Martin Grünewald
Der Journalist war 36 Jahre lang Chefredakteur des Kolpingblattes/Kolpingmagazins in Köln und schreibt bis heute für die internationale Nachrichtenagentur CNA. Weitere Infos unter: www.freundschaftmitgott.de