Wie Hunde vor dem Metzgerladen müssen Medien bei der Weltsynode nach Papst Franziskus draußen bleiben. Bei Hunden ist das einsichtig, aber gilt das auch für Medien, die berichten doch nur? Klar da kommen mir auch wieder Hunde in den Sinn, „der will nur spielen“, sagt man Leuten, die Angst vor Hunden haben. Nach jüngsten Äußerungen des ZDK Synode mit Söding – ist aber jemand bei der Weltsynode drin – wie ein Hund im Metzgerladen. Diese und weitere Gedanken dazu stammen aus der Feder von Helmut Müller.

Müssen wir also auch Angst haben? Söding meint so etwas in seiner jüngsten Veröffentlichung bei Neokonservativen feststellen zu können. Nein, wir sollten wachsam sein, damit nicht aus der Weltsynode in Deutschland eine Synode mit Söding wird, wie aus dem „Konzil der Väter ein Konzil der Medien“ (Papst Benedikt) geworden war. Söding hat die Absicht täglich einen Newsletter herauszugeben. Und er fängt jetzt einen Tag vor Beginn schon damit an! Was war also damals während des Konzils geschehen?

Von der communio des Konzils zum concilium der Medien

Der Unterschied liegt in der Rezeption der Konzilsaussagen, wofür damals zwei junge Theologen standen. Sie sind mittlerweile beide verstorben: Josef Ratzinger und Hans Küng. Der erste hat maßgebliche Texte des Konzils mit verfasst, der andere war an keinem einzigen beteiligt, hat aber alle Texte vor der internationalen Presse kommuniziert. Die Unterschiedlichkeit der Rezeption wird an zwei Begriffen deutlich. Ich will sie einmal durchdeklinieren. Sie könnten das Kriterium sein, den Wandel in der Kirche in die eine oder andere Richtung zu verstehen.

Communio, die DNA der Kirche

Joseph Ratzinger verstand Kirche paulinisch als Communio (Röm 12, 4, Kol 1,18, Eph 4,15f): Die Christgläubigen sind Glieder eines gemeinsamen Leibes mit dem Haupt Christus. Bis zu seiner Wiederkunft wird er durch Priester und Bischöfe als das im Weihesakrament legitimierte Haupt und die durch das Taufsakrament zu Gliedern gewordenen Gläubigen repräsentiert. Das Konzil hat diesen Leib zudem als Volk Gottes begriffen, das neben seiner sakramentalen Struktur auch synodale Elemente zulässt. Die so begriffene Communio ist die DNA, die Erbsubstanz der Kirche.

Concilium, eine säkulare Mutante des Sakralen

Der andere Begriff heißt Concilium, ist nicht biblisch und ist durch die einflussreiche Kommunikation Küngs damals vor der internationalen Presse zur Mutante des ersteren geworden, die langfristig aus der Communio mit dem Haupt Christus und den Empfängern des Weihesakraments eine Räterepublik der Glieder formen möchte. Ratsversammlung ist eine gute Übersetzung und fordert eine gänzlich demokratische Architektur, wie etwa evangelische Landeskirchen sie haben. Demokratisch meint im Gegensatz zu synodal eine Egalisierung der Glieder. Synodal behält dagegen ein Zuhören und Sprechen in einer Hermeneutik der Anwesenheit des Hl. Geistes zwischen Haupt und Gliedern untereinander bei und in ihren verschiedenen Diensten aufrecht. Im Synodalen Weg dagegen sind die Vertreter des „Hauptes“, die Bischöfe, die wir aus Schrift und Tradition herleiten, in eine Ratsversammlung integriert worden, „auf Augenhöhe“ mit den Verbandsfunktionären des ZDK, die in dieser Architektur ein nationales Novum sind. Das Hören auf den Hl. Geist, der nach Franziskus der Protagonist der Synode sein sollte, soll ersetzt werden durch die eigene diskursive Vernunft in einer Räteversammlung.

Synodal aufeinander hören und miteinander reden

Anstatt weiterhin Maß zu nehmen am Evangelium – wie es auch Papst Franziskus fordert, um die Communio (!) zu erneuern, zu heilen und neu auszurichten – griff der Synodale Weg in Deutschland mit Söding als einem der Chefdenker schon im Konzept als Ratsversammlung, die in der Schrift bezeugte sakramentale Struktur der Communio an, um sie möglichst gänzlich durch demokratisch legitimierte flache Hierarchien als Concilium zu ersetzen.

Während Papst Franziskus ganz der Mann von communio ist und bei der Eröffnungsmesse zu den Beratungen noch einmal betonte, er wünsche „kein polarisiertes Parlament“, haut Bätzing gleich einmal wieder in die Küng-Kerbe, betont die demokratische Errungenschaft des Parlamentarismus und korrigiert den Papst: „Würde es uns gelingen, in einer parlamentarischen Offenheit Meinungen miteinander auszutauschen, dann wäre damit auch schon viel gewonnen.“

Es gibt nur eine Wirklichkeit, die reale, an der die Medien Maß nehmen müssen

Worauf sollten wir also achten? Medien sind dabei, nicht nur in Deutschland als „Medikative“ die vierte Gewalt im Staat zu werden, unter die sich dann die drei anderen Gewalten ducken, so wie Leute, die Angst haben vor Hunden, die angeblich nur spielen wollen. Wir sollten darauf achten, dass nicht medial durch SMS, Postings, Newsletter u. Ä. eine zweite Wirklichkeit erzeugt wird, die die erste erschlägt, diskreditiert, verfälscht und aus der katholischen Kirche ein Falsifikat macht und zur Produktpiraterie übergeht. Sogar vom Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz – der auch „drin“ ist – wird suggeriert, dass mit dem Wort anders vor katholisch, auch dahinter noch Katholisches zu finden sei.

Haben wir also keine Angst. Wir sollten uns auch nicht durch täuschende Dackelblicke besänftigen lassen und wachsam bleiben.


Dr. phil. Helmut Müller

Philosoph und Theologe, akademischer Direktor am Institut für Katholische Theologie der Universität Koblenz. Autor u.a. des Buches „Hineingenommen in die Liebe“, FE-Medien Verlag

Bildquelle: Adobe Stock

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