Was als „Orientierungstext“ auf dem Synodalen Weg beschlossen wurde, entwertet das ordentliche Lehramt von Papst und Bischöfen zu Gunsten theologischer „Berater“. Damit entfernt sich Deutschland weiter von der Glaubenslehre der Weltkirche. Ein Kommentar von Bernhard Meuser

Daran werden wir noch lange zu knabbern haben. Eine Pseudo-Synode, schwach autorisiert (weil nicht von Rom autorisiert) und mit Hilfe theologisch unsicherer Bischöfe, hat Beschlüsse gefasst, die offensichtlich gegen die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils[i] (insbesondere „Lumen Gentium“) verstoßen – das wird in genauen Einzelanalysen durch den Vergleich von „Lehre“ und „Lehre“ zu zeigen sein. Mit 86 Prozent der Delegierten wurde der „Orientierungstext“ in zweiter Lesung verabschiedet – und 72 Prozent der Bischöfe stimmten ihm zu. Das kann man nur als skandalös bezeichnen.

Nehmen wir an, das wäre jetzt „endgültig“ – was heißt das? Der Synodale Weg ist kirchenrechtlich ein völliges nullum, ohne jegliche Relevanz. Sagen wir es so: Wenn mein Bischof mir das zum Glauben vorlegen würde, würde ich einfach meinen Gehorsam mit Hinweis auf das Konzil verweigern. Niemand kann mich zwingen, diese neue Lehre zu glauben oder darauf basierende Weisungen zu befolgen. Das bedeutet: Mein Bischof wäre nicht mehr mein Bischof – und er wäre im Unrecht, nicht ich.

Die communio der Nachfolger der Apostel verlassen

Das passiert, wenn man die Logik des Glaubensgehorsams, wie sie von Paulus beschrieben wird, verlässt, und sich verpflichtet fühlt, seine eigenen Regeln außerhalb der Communio mit der Weltkirche aufzustellen. Verstehen diese Bischöfe eigentlich, dass sie sich mit diesem Akt von der weltweiten communio der Nachfolger der Apostel verabschieden?

Und was ist mit den 16 Bischöfen, die dem Text mit besten Gründen NICHT zugestimmt haben?  Wollen sie sich jetzt bis 2023 am Nasenring durch die Manege führen lassen, eine Niederlage nach der anderen einstecken, obwohl sie nichts anderes tun, als die gültige Lehre zu bekräftigen – was übrigens die Aufgabe aller Bischöfe wäre?  Und was ist mit dem Papst? Wie lange wird er dieser Farce noch zusehen?

Das Magisterium (= Lehramt der Kirche) liegt bei den Nachfolgern der Apostel, den Bischöfen – und nur bei ihnen, in ihrer Gemeinschaft. Ein Jugendvertreter auf dem Synodalen Weg wie Gregor Podschun kann sie dabei beraten, vorausgesetzt, er hat Glaubenssinn. Aber er ist kein „Lehramt“, ebenso wenig wie die Synodenvorsitzende Irme Stetter-Karp, obwohl sie in interkultureller Erwachsenenbildung promoviert hat und sicher etwas zu den Zeichen der Zeit sagen kann.

In der jetzigen Situation könnte man erwarten, dass er die vatikanischen Museen verschließt, die deutschen Bischöfe, die imKern uneins sind, nach Rom einlädt und sich mit ihnen in der Sixtinischen Kapelle einschließt, um Synodalität zu üben, bis Einmütigkeit herrscht.

Der Papst ist „nur“ Bischof von Rom; er ist insofern Papst, als er eine Art Sprecher der Gemeinschaft der Bischöfe ist. Als Papst hat er eine einzige Funktion: die Einheit zu symbolisieren, ihr eine Stimme zu geben und Ausreißer aufzufangen. Mit anderen Worten: In der jetzigen Situation könnte man erwarten, dass er die vatikanischen Museen verschließt, die deutschen Bischöfe, die imKern uneins sind, nach Rom einlädt und sich mit ihnen in der Sixtinischen Kapelle einschließt, um Synodalität zu üben, bis Einmütigkeit herrscht. Und wenn sie dann drei Wochen lang synodalisieren, bleiben die Museen drei Wochen lang geschlossen, bevor die ganze Kirche zum Museum wird.

„Cum Petro et Sub Petro“

Es wäre schön gewesen, O-Ton Franziskus zu hören, wo er die Dinge bei der Bischofssynode 2015 so deutlich erklärt hat: „Die Tatsache, dass die Synode immer cum Petro et sub Petro – also nicht nur cum Petro, sondern auch sub Petro – handelt, ist keine Einschränkung der Freiheit, sondern eine Garantie der Einheit. Denn nach dem Willen des Herrn ist der Papst „das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielfalt der Bischöfe und Gläubigen“[17]. Dies hängt mit dem Begriff der „hierarchischen Gemeinschaft“ zusammen, den das Zweite Vatikanische Konzil verwendet hat: Die Bischöfe sind mit dem Bischof von Rom durch das Band der bischöflichen Gemeinschaft (cum Petro) verbunden und zugleich ihm als dem Haupt des Kollegiums (sub Petro) hierarchisch untergeordnet.


[i] Im „Dogmatischen Konstitution Dei Verbum“ des 2. Vatikanischen Konzils, Nr. 10, in der die wichtigsten Fundamente des katholischen Glaubens festgeschrieben sind, heißt es: „Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift bilden den einen der Kirche überlassenen heiligen Schatz des Wortes Gottes. … Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist.“

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