Katharina Hauser zur Entstehung des Buches „Urworte des Evangeliums“. Die junge Frau berichtete anlässlich der Pressekonferenz am 31. Januar 2025 zur Buchvorstellung in Köln von dem spannenden Experiment im Kloster Mariendonk, wo unterschiedlichste Menschen zusammenkamen, um Urworte im Evangelium zu suchen und in wahrlich synodaler Gemeinschaft auch zu finden. Dabei erzählte sie auch sehr persönlich von ihrer Liebe zur Kirche.
„In Mariendonk haben wir eine Kirche erlebt, wie ich sie liebe: vielfältig, hoffnungsvoll und dynamisch.“ (Katharina Hauser)
Auf Einladung von Bernhard Meuser, Dr. Martin Brüske und Sr. Christiana Reemts fanden sich ca. 20 Menschen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen in einem Kloster zusammen. Einige davon sind Theologen, andere arbeiten in Gemeinden oder engagieren sich für soziale Projekte. Wieder andere kommen aus der Kunst, der Wissenschaft, der Publizistik oder dem Bildungsbereich. Es wurde schnell klar: Viele hat man zwar noch nie gesehen, und doch waren wir uns alles andere als fremd. Denn alle verbindet eines: die Liebe zu Jesus Christus und der Kirche – und die tiefe Sehnsucht nach Erneuerung. Dieses gemeinsame Fundament hat trotz aller Verschiedenheit und anfänglicher Fremde eine erstaunliche Harmonie erzeugt.
Ein gelungenes Experiment
Diese Woche war ein Experiment des Zuhörens, des Fragens und des Suchens. Wir teilten uns in Kleingruppen ein, in welchen sich jeweils intensiv zu einem der „Urworte des Evangeliums“ ausgetauscht wurde. Hier saß dann der Theologieprofessor mit einem Journalisten, einer älteren Nonne und dem jungen Laien zusammen, um über ihre jeweiligen Zugänge zum Thema zu diskutieren. Ich erinnere mich an eine Runde, in der es um das Thema Liebe ging. Der eine bezog sich eher auf Nächstenliebe, der andere auf Gottes Liebe zu uns und der dritte auf partnerschaftliche Liebe. Es waren unterschiedliche Zugänge, doch hatte man das Gefühl: Wir nähern uns aus verschiedenen Perspektiven dem gleichen an: der Liebe, die Gott selbst ist und die wir alle bereits erfahren hatten.
Leichtigkeit und Schönheit
Dabei war eine große Leichtigkeit und Schönheit spürbar. Es war kein akademisches Erarbeiten auf der rein theoretischen Ebene. Es war das Gespräch zwischen Menschen, die Jesus Christus in seiner Kirche begegnet sind, die ihm bereitwillig folgen. Man hatte durchgängig den Eindruck:
„Die sprechen auf jeden Fall vom gleichen Jesus Christus, den ich auch kenne!“.
Hoffnung und Freude
Die Woche in Mariendonk war radikal hoffnungsvoll. Ich kann mich gut an einen Abend erinnern. Die Schwestern der Abtei wollten ein paar von uns kennenlernen und erfahren, wer wir sind und was wir machen, und haben uns in ihre Klausur eingeladen. Dort kam ich zusammen mit zwei anderen Autoren mit ihnen ins Gespräch. Dabei erzählte ich von meinem eigenen Glaubensweg und den vielen anderen jungen Menschen, die Jesus Christus als Fundament ihres Lebens kennengelernt haben. Ich erzählte von wachsenden Gemeinschaften, der authentischen Liebe Jugendlicher zu Jesus in der Eucharistie, von Weltjugendtagen, von den neuen Heiligen unserer Zeit, die viel bewegen, damit Menschen den christlichen Gott kennenlernen. Ich erzählte von einer Glaubenskonferenz, bei der Tausende von Jugendlichen in Scharen in die Anbetung gingen, weil sie in Jesus, den sie anbeteten, den besten Freund gefunden haben. Motivierte betende Jugendliche, Wachstum in der Kirche, Freude an alten Frömmigkeitsformen – die Schwestern waren begeistert. Und es war so schön, die Hoffnung und Freude zu sehen, die ihr Gesicht erstrahlen ließ. Von all dem zu sprechen und sich selbst bewusst zu machen, wie viel Gutes und Schönes es in der Kirche gibt, all das ans Tageslicht zu heben und es zu benennen, gab auch mir selbst Hoffnung zurück.
Zeichen der Hoffnung
Genauso soll das vorliegende Buch jedem Leser eine Hoffnung schenken, die allen grauen kirchlichen Pragmatismus überwindet und größer ist als schnöder Optimismus. Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard schreibt: „Hoffen heißt: Die Möglichkeit des Guten erwarten.“ Diese Erwartungshaltung will das Buch bei jedem Leser hervorrufen Eine wachsende, blühende, freudige Kirche – danach sehnen wir uns, und sehen sie schon da und dort.
Denn „Die Liebe kann sich nicht mit der Erinnerung zufrieden geben“, wie es im Buch heißt. (Kap. Eucharistie, 122). „Die Urworte des Evangeliums“ schauen auf die Anfänge und Wesensmerkmale der Kirche. Aber nicht, um vergangenen Zeiten nachzutrauern, sondern als Lernende zu erkennen, was heute wichtig ist bzw. was neu entdeckt werden muss. Denn – wie Papst Franziskus schreibt: Die Kirche „ist jung, wenn sie fähig ist, immer wieder zu ihrer Quelle zurückzukehren.“ (Christus vivit).
Kirche ist Familie und Heimat
Diese Dynamik war auch in Mariendonk spürbar. Es ging nicht um das Beklagen des Untergangs, sondern um das gemeinsame Verkosten dessen, was den Christen von heute trägt, und die Vorfreude auf das, was jetzt möglich ist. Die Woche steckte voller gegenseitiger Stärkung und Ermutigung. Sie vermittelte ein Gefühl von Familie. Und das soll auch das Buch vermitteln: Kirche ist Familie. Sie ist Heimat und der Ort, an dem die Freundschaft zu Jesus Christus gelebt wird.
Rückkehr zum Wesentlichen
Diese Kirche stirbt nicht. Sie wird erneuert – aber nicht primär durch Strukturen, sondern durch Heilige. Die wahren Erneuerer der Kirche waren immer Menschen, die zuerst sich selbst verändert haben: Der heilige Franziskus von Assisi, der in einer Zeit des Niedergangs nicht den Kern des Glaubens verändern wollte, sondern radikal nach dem Evangelium lebte. Die heilige Teresa von Ávila, die die Kirche erneuerte, indem sie das Gebet ins Zentrum stellte. Der heilige Charles de Foucauld, der die Welt nicht durch Theorien veränderte, sondern durch sein Zeugnis eines Lebens in Christus. Gerade deren evangeliumsgemäße Lebensweise als Antwort auf konkrete Herausforderungen der jeweiligen Zeit war bei aller individueller Prägung ein entscheidender Antrieb für kirchliche (Neu-)Aufbrüche. Das ist die Art von Erneuerung, die ich mir wünsche:
Keine endlosen Diskussionen über Strukturen, sondern eine Rückkehr zum Wesentlichen, zum Kern.
Die Schönheit Gottes in der Kirche finden
Dieses Buch ist keine Abhandlung, keine fertige Antwort auf alle Fragen. Es ist eine Einladung an jeden, der spürt: Wir brauchen eine Kirche, die nicht nur verwaltet, sondern brennt. Eine Kirche, die nicht um sich selbst kreist, sondern hinausgeht zu den Menschen.
Der große russische Schriftsteller Dostojewski schrieb:
“Die Schönheit wird die Welt retten.”
Ich glaube, diese Schönheit ist die Schönheit Gottes, die wir in der Kirche finden. Unser Buch zeigt diese Schönheit und wird so hoffentlich in vielen eine Sehnsucht offen legen, nach dem, dem wir die Kirche verdanken; nach Christus selbst. Der Christ von heute ist nicht von Tradition, Kultur oder Macht gedrängt, sondern von der Liebe Gottes gezogen. Ich als junge Frau spreche für viele meiner Generation, wenn ich sage: Ich liebe die Kirche. Ich liebe sie nicht, weil sie perfekt wäre. Ich liebe sie, weil sie der Ort ist, an dem ich Jesus Christus begegne. Weil ich hier freier und froher und ganz ich selbst werde. Weil ich hier Teil von etwas bin, das größer ist als ich selbst.
Katharina Hauser,
28 Jahre alt, bringt viel Erfahrung in der kirchlichen Jugend- und Erwachsenenbildung in Pfarreien und Kontexten von Neuen geistlichen Gemeinschaften mit. Nach dem Sammeln beruflicher Erfahrung in Politik, Pfarrei und an der Universität ist sie nun als Theologin und Referentin für Neuevangelisierung im Bistum Passau tätig.
Beitragsfoto: Katharina Hauser, Fotograf: Thomas Esser