Der Tag der Liebe wird weltweit auf unterschiedliche Art und Weise begangen. Aber woher kommt dieser Brauch eigentlich? Dorothea Schmidt hat für uns recherchiert.
Heute begehen Menschen weltweit den Valentinstag. Zumindest theoretisch. Denn längst nicht alle feiern ihn. Das Fazit einer Umfrage des Neuen Anfangs ist, dass viele den Valentinstag für eine nette Idee halten, ihn selber aber nicht feiern. Eine junge Frau meinte, an dem Tag sei „einfach alles so teuer“. Eine andere überlegte spontan, ob man sich mit Freundinnen treffen könnte, um die Dankbarkeit über die Freundschaft zu feiern. Die meisten schüttelten eher gleichgültig den Kopf.
Und doch klingeln an dem Tag der Liebe die Kassen in Restaurants, die Blumen- und Pralinenindustrie brummt, die Regale in Geschäften sind voll mit rot verpackten Valentinsgeschenken, Karten mit Liebesbekundungen und Glückwünschen begegnen einem schon Wochen vor dem 14. Februar in den Läden. Doch woher kommt der Brauch eigentlich?
Heidnische oder christliche Ursprünge?
Am naheliegendsten ist es, an den heiligen Valentin zu denken. Tatsächlich soll der Tag auf den vor rund 1760 Jahren in Rom hingerichteten Heiligen Valentin zurückgehen. Valentin soll um 175 nach Christus geboren worden und am 14. Februar 269 den Märtyrertod gestorben sein. So wie viele Christen in dieser Zeit der Christenverfolgung, die erst ein Jahrhundert später durch Kaiser Konstantin beendet wurde, und der das Christentum zur Staatsreligion machte.
Weshalb Valentin mit dem Valentinstag in Verbindung gebracht wird, liegt wohl an seinen Bemühungen um Paare als Priester: Er traute heimlich Brautpaare; auch Soldaten, die laut kaiserlichem Befehl eigentlich unverheiratet bleiben mussten. Zudem soll er den frisch Vermählten Blumen aus seinem Garten geschenkt haben. Aufgefallen war er allerdings schon als junger Bischof der italienischen Stadt Terni durch Wundertaten. Dies sprach sich herum, so dass er nach Rom beordert wurde, um den verkrüppelten Sohn des Rhetors Craton zu heilen. Er heilte aber nicht nur diesen Mann, sondern evangelisierte die gesamte Gegend um Rom, wodurch sich viele zum katholischen Glauben bekehrten. Das gefiel Kaiser Aurelius freilich gar nicht. Er ließ Valentin verhaften, foltern und schließlich am 14. Februar 269 enthaupten.
Götter, Orakel und die Liebe
Einer weiteren Legende folgend, hat der Valentinstag seinen Ursprung im römischen Fest des Hirtengottes Lupercus, das auf denselben Tag fiel, an dem die Göttin Juno verehrt wurde. Damit hätte der Valentinstag keinen christlichen, sondern einen heidnischen Ursprung.
Lupercalia war ein Fest Mitte Februar, an dem die Römer die Ankunft des Frühlings mit dem Fruchtbarkeitsfest begrüßten und sich über eine Lotterie verpartnern ließen — von anderen unschönen heidnischen Bräuchen abgesehen. Juno war die Gattin Jupiters und Beschützerin der Ehe sowie Hüterin des Römischen Staates. Deshalb schenkten Männer, Juno zu Ehren, den Frauen an diesem Tag Blumen. Angeblich befragten unverheiratete Römer auch das sogenannte Valentinsorakel nach der zukünftigen Ehepartnerin.
Dieses heidnische Lubercalienfest war der Kirche ein Dorn im Auge. Papst Hilarius soll Kaiser Anthemius 467 n. Chr. aufgefordert haben, dieses Fest abzuschaffen. Offenbar hatte er keinen Erfolg, denn Papst Gelasius I. ersetzte selbiges etwa 30 Jahre später flugs durch das Fest der Liebe, in der Hoffnung, den heidnischen Brauch dadurch zu begraben. Seinen romantischen Touch bekam der Valentinstag erst im 14. Jahrhundert; wobei der Brauch, Blumen zu verschenken, ein Überbleibsel der heidnischen Feste der Römer sein soll.
Der Valentinstag: weltweit und unterschiedlich
Belege für welche Theorie auch immer, gibt es nicht. Selbst zum heiligen Valentin mangelt es an handfesten Fakten, weshalb ihn die Kirche 1969 aus dem römischen Generalkalender gestrichen hat. Dieses Wirrwarr um die Herkunft des Valentinstages tut der Feier dieses Tages jedoch keinen Abbruch, er wird heutzutage überall auf der Welt begangen, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
Die Engländer feierten das Fest im 15. Jahrhundert, indem sie sich mit dem/der ersten, dem/der sie an dem Tag begegneten, verbandelten und sich gegenseitig beschenkten. Auswanderer nahmen den Brauch mit in die USA — wo er als „Tag der Freundschaft und Familie“ begangen wird — und von dort brachten Soldaten die Tradition neben Swing und Popcorn nach dem Zweiten Weltkrieg nach Westdeutschland. 1950 fand in Nürnberg der erste Valentinsball statt. Das war die Initialzündung für die rasante Verbreitung des Festes in ganz Deutschland.
Die Legende von Zhinü und Niulang
In anderen Ländern hat das Valentinsfest eine längere Tradition. In China zum Beispiel wurzelt einer der vielen Valentinsfeste in einer Legende von einem Paar, das auf tragische Weise wieder voneinander getrennt wurde: Himmelsbewohnerin Zhinü verlässt den Himmel und verbandelt sich mit Erdenbewohner Niulang. Die Herrscherin des Himmels, die Mutter Zhinüs, duldet das nicht und reißt die beiden auseinander. Eine von ihr geschaffene Milchstraße soll beide für immer trennen. Aber Elstern formen am 7. Tag des 7. Monat nach dem Chinesischen Kalender eine Brücke und bahnen den beiden einen Weg zueinander. Die wieder etwas besänftigte Mutter erlaubt dieses Treffen nun jährlich am selben Tag, dem heutigen Valentinstag der Chinesen; einem von vielen.
Ähnlich wie in Deutschland verbringen Paare an dem Tag exklusive Zeit miteinander, wobei zu einem Dinner neben Wein, Tee und Blumen das sogenannte Qixi-Gebäck nicht fehlen darf: Qixi ähnelt dem chinesischen Wort für „Brücke“ und bedeutet “geschickt”. Und so hoffen Frauen nicht nur, durch das Verspeisen von Qixi klug und geschickt zu werden, sondern beten an dem Tag zu Zhinü und Niulang um einen guten Ehemann, ein Baby, Weisheit oder ein glückliches Leben. Diese Tradition ist allerdings im Zuge der Moderne dem Verschenken von Blumen und Pralinen ein wenig gewichen.
Schokolade statt Blumen
Eines der chinesischen Valentinsfeste erinnert an das Valentinsfest in Japan, wo zunächst Frauen Männern etwas schenken, und zwar dunkle Schokolade. Dort bekommen auch der Chef und Verwandte das schwarze Gold und müssen sich dann einen Monat später, am 14. März — mit weißer Schokolade revanchieren.
Auf den Philippinen finden am Valentinstag Paare nicht nur ihren Weg in exklusive Luxus-, Spa- und Entspannungshotels; dort finden auch Massentrauungen statt, welche von der Kommune gesponsert werden, wenn sich ein Paar die Hochzeit nicht leisten kann. Möglicherweise ist dies dem blühenden katholischen Glauben auf den Philippinen zuzurechnen.
Die Franzosen feiern südlich von Paris ein zweitägiges Festival mit Ausstellungen, Spaziergängen und Candle-Light-Dinnern. In Guatemala tanzen Senioren in einer bunten Parade für ihre „alte Liebe” und feiern zudem auch die platonische Freundschaft. In Südafrika pinnen sich junge Leute Zettel mit dem Namen von ihrer/m Liebsten an die Kleidung und in Bulgarien gilt die Liebe keinem Menschen, sondern dem Wein; dort wird der beste Winzer gekürt.
Die neueste Weiterentwicklung des Valentinstags in Europa hat wohl im Zuge des Synodalen Wegs stattgefunden: Zahlreiche Pfarreien bieten – gegen das „Nein“ Roms – um den 14. Februar herum Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare an.
Der größte Liebesbeweis
Wie auch immer der 14. Februar gefeiert wird: Liebe darf keine Eintagsfliege sein. Und für Christen gilt zudem ein besonderer Maßstab für die Liebe: Jesus Christus. Sein Liebesbeweis überstieg jede noch so süße Praline und noch so netten Spruch bei weitem: Er starb für jeden Menschen den grausamsten Tod, den man sich nur denken kann, um uns den Weg zum Himmel zu öffnen. Ob jemand am Valentinstag auch an IHN denkt?
Dorothea Schmidt
arbeitet als Journalistin und regelmäßige Kolumnistin für diverse katholische Medien (Tagespost, kath.net, u.a.). Sie ist Autorin des Buches „Pippi-Langstrumpf-Kirche“ (2021). Sie war Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Weges und verließ gemeinsam mit weiteren Frauen Anfang 2023 das Gremium als Protest gegen die Beschlüsse des Synodalen Weges, die sich immer weiter von der Weltkirche entfernen. Schmidt ist Mutter von zwei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland.
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