BEHAUPTUNG
Wie viele Geschlechter gibt es? Was hat es mit der Gender-Theorie auf sich?
UNSERE ANTWORT
Die beiden Geschlechter sind ausdrücklich komplementär und gerade in dieser Ergänzung, die neues Leben schaffen kann, eine Offenbarung Gottes selbst. Die Gender-Theorie leugnet diese Komplementarität der beiden Geschlechter.
Der Mensch ist Mensch als Frau oder Mann
Das hebräische Wort „adam“ (Erdling) bezeichnet die Gattung Mensch und meint nicht den Mann, wie alte Übersetzungen mit dem männlichen Eigennamen „Adam“ nahelegen. Angesprochen ist vielmehr der Mensch im Unterschied zum Tier. Erst im zweiten Teil Gen 2, 18-25 geht es um die Unterscheidung des Menschen in zwei Geschlechter. Gott sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe (ezer) machen, ihm entsprechend, als sein Gegenüber (kenegdo)“ (Gen 2,18). Diese Unterscheidung will nicht einer Einsamkeit des Mannes abhelfen – es ist ja vom Menschen die Rede. Sie meint auch nicht, der Mensch sei ein geselliges Wesen und brauche Unterhaltung. Sondern: Erst als geschlechtliches Wesen ist der Mensch vollständig. Der Mensch ist demnach im alles begründenden Anfang als Mann und Frau erschaffen mit dem Ziel, die Menschheit in die Geschichte hinein zu entfalten. Dies geschieht jedoch nicht vorrangig zum biologischen Zweck der Arterhaltung, sondern viel tiefer: damit die gemeinsame Geschichte Gottes mit dem Menschen möglich wird. Intersexualität: Ganz selten werden Menschen geboren, bei denen die Geschlechtsmerkmale nicht ganz ausgebildet sind. Es gibt Abweichungen der Geschlechtschromosomen oder genetisch bedingte hormonelle Entwicklungsstörungen. Diese intersexuellen Menschen (ca. 0,2% bzw. 0,007 % der Neugeborenen) sind jedoch kein eigenes Geschlecht, sondern jeweils eine Variante des Mannes oder der Frau.
Gender-Theorie
Ursprünglich differenzierte man in der feministischen Theorie zwischen „sex“ (engl., biologisches Geschlecht) und „gender“ (engl., soziales Geschlecht / Rolle), um eine Gleichberechtigung der Frau hinsichtlich Ausbildung und Berufstätigkeit zu erreichen. Das ist mit biblischer Anthropologie gut zu vereinbaren; schon die Richterin Deborah im Alten Testament (Ri 4 u. 5) war im biologischen Sinn Frau (sex) und übernahm die soziale Rolle (gender) eines Mannes. Seit Anfang der 1990er Jahre wird in der „Gender“- bzw. „Queer“-Theorie das sexuelle Begehren („desire“) in die Anthropologie einbezogen. Vordenker der Gender-Theorie sind Simone de Beauvoir (1908-86, Philosophin), Michel Foucault (1929-1984, Philosoph) und Judith Butler (geb. 1956, Philosophin, Rhetorikerin). Philosophische Grundlagen bilden Konstruktivismus, poststrukturalistischer Feminismus und die Foucaultsche Diskursanalyse:
Die Geschlechts-Identität des Individuums werde durch soziale und kulturelle Prozesse gestaltet. Zweigeschlechtlichkeit sei nur eine durch das Christentum und andere Religionen kulturell erzwungene „Zwangsheterosexualität“ oder „Zwangs-Zweigeschlechtlichkeit“. Kulturelle und religiöse Normierungen werden analysiert und dekonstruiert: Alles sexuelle Begehren sei normal. Lebensweitergabe wird dabei zu einer Randerscheinung. Umsetzungen finden Gender-Theorien in der Pädagogik der sexuellen Vielfalt, z. B. durch Uwe Sielert. Durch das jeweilige sexuelle Begehren bilde sich eine eigene „sexuelle Identität“ heraus. Geschlechter – 60 und mehr – sind daher in der Gender- bzw. Queer-Theorie nicht „natur-gegeben“, sondern selbst gewählt. Damit ist Geschlechtlichkeit nur noch eine Art von „Persönlichkeits-Merkmal“ (Julia Knop). So richtig und wichtig es ist, bestimmte Geschlechter-Stereotypen und -klischees anzufragen und jeden Menschen bei der eigenen individuellen Identitätsentwicklung zu unterstützen, kann die Freiheit und Selbstbestimmung eines Menschen aber nicht so weit gehen, dass man sich radikal vom biologischen Mann- oder Frausein (sex) abkoppelt, um aus einer Vielzahl von Geschlechtern dasjenige auszuwählen, das man sein möchte.
Christliches Menschenbild
In Amoris Laetitia (2015) stellt Papst Franziskus fest, dass Gender im Sinne einer Ideologie den „Unterschied und die natürliche Aufeinander-Verwiesenheit von Mann und Frau leugnet. Sie stellt eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz in Aussicht und höhlt die anthropologische Grundlage der Familie aus.“ (Amoris Laetitia56, Relatio finalis 2015, 28)
Menschsein gibt es nach biologisch-medizinischer und jüdisch-christlicher Anthropologie nur in den zwei Geschlechtern von Mann oder Frau mit seltenen intersexuellen Abweichungen / Entwicklungsstörungen (sex), wie immer man sich dabei auch fühlt (gender) oder innerlich seine Geschlechtsidentität realisiert und den Anderen – dem eigenen Geschlecht Fremden – begehrt oder nicht (desire).
Intersexualität
Der von Gott geschaffene zweigeschlechtliche Körper bleibt daher die Grundlage der Identität als Mann oder Frau. Auch Intersexuelle (früher Zwitter, ca. 0,2% der Bevölkerung) unterlaufen jeweils nur das eine oder andere der zwei Geschlechter, sind also kein eigenes „drittes“ Geschlecht. Intersexuelle weisen uneindeutige Geschlechtsorgane auf, es bleibt jedoch in ihrer DNA bei Varianten aus X und Y, jeweils mit 0 oder Verdoppelungen kombiniert; es kommt jedoch kein „Z“ vor.
Transgender
Eine Frau, die sich „im falschen Körper“ fühlt (Transgender; Gender-Disphorie, früher Gender-Identity-Disorder), hat nicht die physische Identität eines biologischen Mannes im Sinne einer XY-DNA. Wenn sie sich jedoch für eine hormonelle und operative Behandlung der äußeren Geschlechtsorgane entschließt (Transition), d.h. ihrem Gefühl nachgibt und sich für eine Handlung gegen die Sprache ihres Leibes – und gegen ihre Fruchtbarkeit – entscheidet, versucht sie mit Hilfe der Medizin, eine Spannung der Psyche durch Veränderung des Leibes zu lösen, um transsexuell zu leben. David Cloutier (2019) schlägt stattdessen vor, die Ursachen der seelischen Spannung zu analysieren und einen Weg der inneren Versöhnung mit dem eigenen Leib zu gehen.
BEHAUPTUNG
Zu sagen, dass wir für immer aufs Frau- oder Mannsein festgelegt sind, entspricht echt nicht mehr dem heutigen Fortschritt. Ich kann mir mein Geschlecht selbst aussuchen und mich im Laufe des Lebens auch verändern…
UNSERE ANTWORT
Unsere individuelle Identität als Mensch ist in Körper, Geist und Seele verankert.
Wenn diese in Einklang miteinander sind, sind wir authentisch, erkennen unsere Identität und werden letztendlich glücklich.
Die Natur des Menschen mit dem geschlechtsspezifischen Körper gibt dem Menschen Identität.
Die Natur des Menschen mit dem geschlechtsspezifischen Körper gibt dem Menschen Identität. Es ist nicht egal, mit welchem biologischen Geschlecht wir zur Welt kommen, da die weiblichen und männlichen Hormone nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Körpers prägen, sondern auch unser Denken und Fühlen. Und nur eine Frau kann Mutter und nur ein Mann kann Vater werden.
Es wird heute teilweise so getan, als würde uns etwas dadurch aufgezwungen werden, dass wir biologisch einem bestimmten Geschlecht zugehören. Es stimmt, ich kann die Tatsache, dass ich biologisch Mann und Frau bin, nie ändern, egal, was ich nach Außen verändere. Aber diese Tatsache ist nichts, was uns einschränken soll, sondern etwas, was uns zutiefst Identität geben kann. Wenn man die sexuelle Identität erst einmal von der Natur und unserem Körper ablöst, dann wird die Suche nach der eigenen Identität niemals aufhören. Mein Geschlecht ist eine Tatsache und je mehr ich diese akzeptiere und meine Identität entdecke, desto zufriedener werde ich sein. Wir Christen glauben, dass unsere tiefste Identität von Gott kommt. Auch wenn wir alle Fehler machen und oft nicht so leben, wie Gott es sich für uns wünschen würde, können wir uns sicher sein, dass jeder und jede von uns mit Sicherheit von ihm geliebt wird, wie sie oder er ist.