Lobpreis, Freude, Vergebung und Wunder: Christen verschiedener Konfessionen und Denominationen blickten bei der UNUM24-Konferenz in München gemeinsam auf den Gekreuzigten und beteten um Einheit und Erneuerung der Kirche. Dorothea Schmidt war dabei.

Wenn rund 7000 Katholiken, Protestanten, Freikirchler, Menschen aus orientalischen Kirchen, Eltern mit Babys, Kinder, Jugendliche und Ältere gemeinsam vor dem Kreuz knien, Gott die Ehre geben, ihm die gespaltene Christenheit hinhalten – mal laut im Lobpreis, mal leise in der Anbetung – dann ist bereits im Kleinen ein Ziel erreicht, von dem die Initiatoren der Glaubenskonferenz „UNUM24“, Gerhard Kehl und Fadi Krikor, im Großen träumen: Es geht um die Einheit der Christen, um eine „Ökumene, die verknüpft, nicht vermischt“, wie Kehl es zur Eröffnung am Donnerstag in der Münchener Olympiahalle erklärte. Seine Vision sei, „von Unity zu Oneness“ zu kommen. Das ersehnte Einssein der Christen gibt der Veranstaltung dann auch den Namen „Unum“.

Von Diskriminierung keine Spur

Von diskriminierenden Äußerungen und Boshaftigkeit, die manche Gruppierungen und auch einzelne Medien der Konferenz im Vorfeld unterstellten, war keine Spur. Die Menschen, die aus allen Himmelsrichtungen in die Olympiahalle geströmt waren, vereinten sich in ihrer Verschiedenheit einzig zum Lob Gottes und in der Sehnsucht nach Einheit und einer geistlichen Erneuerung in diesem Land. Sie strahlten Hoffnung und Freude aus.

Der Wunsch nach einer auferweckten Kirche, die lebendig ist und die Herzen der Menschen wieder erreichen kann, war gewaltig. Es ging nicht um Unterschiede zwischen den Konfessionen, sondern einzig um Gott, „der die vielen Stämme zu einem Volk vereint“, wie oft gesagt wurde. „Wir leben in einer Zeit, wo die Kirche auferstehen wird“, zeigte sich Krikor überzeugt, was die Versammelten mit Jubel beantworteten und noch unterstrichen, indem sie Songs wie „Unmöglich ist keine Option“ von Timo Langner oder „Vereint als Christi Leib“ sangen, das die Band Alive Worship für die UNUM komponiert hatte. „Wir wollen Ihn groß machen. Er ist der Mittelpunkt“, bemerkte Kehl. Wo Gott angebetet werde, „rennt der Feind um sein Leben“.

In Gebet und Anbetung vereint

Bekanntlich hasst der Widersacher die Einheit. Darum werde die Konferenz von zahlreichen Betern weltweit begleitet, verriet Krikor: 40 Tage vor der Veranstaltung, Tag und Nacht während der UNUM und 40 Tage Gebet würden im Anschluss an die UNUM folgen; in Südafrika beteten Freikirchler, in Norwegen Katholiken, in Kalifornien Dominikanerinnen und in China „die verfolgte Kirche“.

Dass Gebet, Anbetung und die Ausrichtung auf Jesus am Kreuz der Anfang aller Erneuerung sei und die Christen einen könne, war die gelebte Überzeugung der Teilnehmer. Krikor sprach es aus: Der Weg zur Einheit führe über das Kreuz: „Der gebrochene Leib Christi wird in der Anbetung unseres Königs eins.“ Johannes Hartl vom Gebetshaus Augsburg ergänzte dies durch den Hinweis auf Vergebung und Versöhnung, die er einen „der wichtigsten Schlüssel für ein neues Pfingsten“ nannte.

Ein Hauch davon, vielleicht sogar mehr als das, war bereits zu Beginn der UNUM zu spüren. Im Lobpreis luden die Gläubigen den Herrn ein: „Komm und zieh ein, wir sind bereit für deine Herrlichkeit.“ Deutschland brauche „einen Gott, der nicht limitiert ist“, rief ein „Worshipper“ auf der Bühne. Nach dem Gebet um den heiligen Geist mit Cash Luna, dem leitenden Pastor der „Casa de Dios“-Missionen in Guatemala („Der heilige Geist wird stark, wenn er den Platz bekommt, den er verdient“), taumelten Menschen, wurden von großer Freude erfasst, erhoben ihre Hände, knieten und tanzten vor dem Herrn — wie einst David vor der Bundeslade.

Für Gott ist nichts unmöglich

Wie Michal, die Tochter Sauls, damals dafür nur Verachtung übrighatte, so schlug auch der UNUM im Vorfeld Verachtung von einzelnen Gruppierungen und Medien entgegen. Aber wie sagte es Bill Johnson, leitender Pastor der Bethel Church im kalifornischen Redding, am Freitagmorgen? Bezugnehmend auf die Mauer in Jerusalem, die Nehemia zum Schutz vor Eindringlingen in nur 52 Tagen erbaut hatte, könnten „Leute uns angreifen, aber die Mauern sind sicher“; wir bekämen nicht einmal mit, was die „Feinde draußen auch tun“. Diese Mauer habe Nehemia in Rekordzeit bauen können — etwas, das „Jerusalem zu Lebzeiten nicht gelungen ist“ —, weil der Heilige Geist mit ihm war. Dementsprechend lautete Johnsons Botschaft: „Lasst Gott in euer Leben. Für Gott ist nichts unmöglich.“

Von dieser Wahrheit zeugten auch Berichte aus der Kirche im Nahen Osten. Sameh Maurice, leitender Pastor der Evangelischen Kirche von Kasr El Dobara in Ägypten, erzählte von einer Muslimin, die Christin geworden war und ihre Tochter im christlichen Glauben unterwies — heimlich, denn sie gehörte einer radikalislamischen Familie an. Eines Tages fragte die Tochter den Vater, wo er nach dem Tod sein würde. Sie wolle gern später mit ihm im Paradies sein, aber dazu müsse er Jesus annehmen. Der Vater erfuhr von der Konversion seiner Frau und gab ihr drei Tage Zeit, dem Glauben wieder abzuschwören. Sie erwiderte, eine Bedenkzeit sei nicht nötig, sie würde Christus niemals verlassen. Daraufhin wurde sie in ein Zimmer gesperrt und musste zuhören, wie die Großfamilie, die ihr Mann versammelt hatte, beriet, wer sie auf welche Weise töten solle. Sie betete mit geschlossenen Augen — bereit, für Christus zu sterben. Als sie die Augen wieder öffnete, fand sie sich 500 Kilometer von Zuhause entfernt neben einem Ehepaar wieder, das ebenfalls kniete und in der gleichen Not gewesen war. Gott hatte diese Menschen vor dem Tod bewahrt.

Dann erzählte Maurice von einem Priester, der von einem anonymen Anrufer gebeten wurde, dringend an die libanesisch-syrische Grenze zu kommen. Dort wartete er neun Stunden bis ein Mann auf ihn zukam, der ihn mit einem Geländewagen in die Wüste zu einem riesigen Zelt führte, indem ein ganzer Stamm versammelt war. Es stellte sich heraus, dass der Mann, der ihn geholt hatte, ihr Anführer war. Er erklärte: Jesus sei ihnen erschienen, sie wollten sich taufen lassen.

Arabische Christen und zum Christentum konvertierte Muslime könnten etliche solcher Geschichten erzählen, die „herausfordern und ermutigen“, so Maurice. Und Krikor zeigte sich überzeugt, dass „durch Gottesbegegnungen im Nahen Osten viele Menschen zu Gott finden und dann uns führen werden in der Kraft des Glaubens.“

Spürbare Gegenwart Gottes

Was auf der UNUM passierte, mochte nicht der Spiritualität eines jeden entsprechen. Aber die Kraft des Glaubens und die Gegenwart Gottes waren deutlich spürbar: Als Bill Johnson nach seinem Aufruf, auch in schweren Zeiten dankbar zu sein („Dankt für alles, freut euch, betet ohne Unterlass“), für alle betete, die einen Verlust erlitten hatten und immer noch im Schmerz gefangen waren, verwandelte sich Trauer in Freude. Am Ende der UNUM baten Vertreter verschiedener „Kirchen“ einander um Vergebung. Und sogar ein Blick auf Maria war möglich. Schwester Vernita Weiß von der Schönstatt-Bewegung, sprach von Maria, die von Gott gewürdigt worden war, „Gottes Sohn zu tragen und in diese Welt zu bringen“. Wenn Gott groß sei in Maria, „wenn er groß sein kann in mir, dann können auch alle anderen groß sein, weil ER groß ist“, sagte sie und lud alle ein, in den „wunderbaren Lobpreis Mariens“, einzustimmen — Protestanten, Freikirchler und Katholiken sangen gemeinsam das Magnificat.


Dorothea Schmidt
arbeitet als Journalistin und regelmäßige Kolumnistin für diverse katholische Medien (Tagespost, kath.net, u.a.). Sie ist Autorin des Buches „Pippi-Langstrumpf-Kirche“ (2021). Sie war Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Weges und verließ gemeinsam mit weiteren Frauen Anfang 2023 das Gremium als Protest gegen die Beschlüsse des Synodalen Weges, die sich immer weiter von der Weltkirche entfernen. Schmidt ist Mutter von zwei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland.


Bildquelle: Pressebild Unum24
Der Beitrag erschien zuerst in der Tagespost.

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