Ist das Bischofsamt schuld am Missbrauch in der Kirche? Müssen also das Amt und seine Macht weg um, den Missbrauch zu stoppen? Immer wieder wird betont, Missbrauch in der katholischen Kirche solle „systemisch“ sein und am Amt kleben wie Teig beim Backen an den Fingern. Der evangelische Theologe Notger Slenczka fragt nun in seinem Beitrag „Der Name des Papstes – über Amt, Person und Charisma in der katholischen Kirche“ vom 11.04.2023 bei Herder genauer nach und bringt es auf den Punkt:

„Ist das katholische Amtsverständnis eine Ursache für den sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung? Nein, die Verfehlungen sind nicht die Konsequenz daraus, dass es in der katholischen Kirche ein sakrales Weiheamt gibt, sondern sie sind ein Verrat an eben diesem Amt und seinem Anspruch. Dass das nicht verstanden wird, hat damit zu tun, dass in der katholischen Kirche eine wichtige Unterscheidung verloren gegangen ist.“

Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts galt nach Slenczka für die Päpste

„die Person trat hinter dem Amt zurück. Dies Zurücktreten der Person hinter das Amt ist in der Institution angelegt. Erkennbar ist das bereits in der Wahl eines neuen Namens in dem Moment, in dem der Gewählte die Wahl akzeptiert: von diesem Zeitpunkt an ist der bisherige Bischof oder Kardinal ‚der Papst’“.

[…] „Das war ganz deutlich bei Johannes XXIII., dem Papst, der nicht umsonst die Versöhnung der Kirche mit der „Welt von heute“ auf seine Fahnen geschrieben hatte und in der Tat als eine Art Medienstar auftrat; er war nicht zufällig auch ein Zeitgenosse John F. Kennedys.“ […]

Nicht nur Päpste werden mittlerweile mit dem Zollstock der Mediengesellschaft gemessen, sondern auch alle Ämter darunter werden offenbar immer mehr so vermessen.

 „Die römisch-katholische Kirche lässt sich gerade in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen um den Umgang mit den Missbrauchsskandalen und um die Funktion des Amtes in der Kirche das Gesetz der Mediengesellschaft aufdrängen, nach dem Ämter personalisiert werden und die Wahrnehmung eines Amtes auf die Vorlieben und Einstellungen des individuellen Amtsinhabers gestützt werden.“

Wenn sich Amtsinhaber förmlich danach drängen, so vermessen zu werden, ist ein Tiefpunkt erreicht. Der Limburger Bischof und Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing fuhr dazu sogar in ein anderes Bistum. Bei der Fassnachtssitzung Mainz bleibt Mainz drängte er sich geradezu der Öffentlichkeit auf, etwa schaut wie volksnah ich bin, nicht wie mein Vorgänger im Amt und präsentiert sich in einem albernen T-Shirt mit jener „goldenen Badewanne“ die man seinem Vorgänger bis heute fälschlich unterstellt. Vermutlich aus ökumenischer Höflichkeit liest man dazu bei Notger Slenczka nichts. Aber etwas anderes liest man bei ihm:

„Wer das Amt auf das persönliche Charisma begründet, ruiniert das Amt“

Den ganzen Beitrag lesen Sie hier unter dem Link bei der Herder Korrespondenz.

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