Die letzte Runde im Synodalen Ausschuss steht bevor. Das Übergangsgremium bereitet das Endgültige vor. Es geht um das bundesweite synodale Gremium. Die Laienfunktionäre wollen an die Töpfe kirchlicher Macht und kirchlichen Geldes. Darum ist es wichtig, die Augen aufzuhalten und zu beobachten, was beschlossen wird, rät Peter Winnemöller.

Völlig überraschend für einen Normalkatholiken, der seinem Beruf nachgeht, sich abmüht in dem, was vom II. Vatikanischen Konzil als Weltcharakter des Laiendaseins beschrieben wurde, tagt schon wieder der Synodale Ausschuss. Niemand, der ein Leben als gewöhnlicher Katholik hat, braucht dieses Gremium. Und doch, es ist da. Aber bald geht es weg. Und dann kommt ein anderes. In der Pressemeldung liest sich das so:

„Die fünfte Sitzung des Synodalen Ausschusses findet am 21. und 22. November 2025 in Fulda statt. Seit der zurückliegenden Sitzung im Mai 2025 haben die drei Kommissionen des Synodalen Ausschusses an ihren Aufgaben weitergearbeitet. Ihre Ergebnisse stehen in der kommenden Sitzung zur Debatte. Dabei geht es unter anderem um die Satzung einer geplanten Synodalkonferenz als bundesweites synodales Gremium sowie Beratung von Eckpunkten für deren Geschäfts- und Wahlordnung.“

Nessun dorma!

Niemand kann sich ausruhen, um es mal mit Puccini zu sagen. Ging es doch auch in Synodalien darum, wie in Turandot, den Namen der Prinzessin zu erraten. Jetzt wissen wir ihn! Synodalkonferenz wird er heißen. Als alte Absolventen eines humoristischen Gymnasiums (nein, wir waren auch im Klassenraum immer bekleidet) will man dem Begriff auf den Grund gehen.

Syn odos, grch., das wissen wir inzwischen, bedeutete gemeinsam (einen Weg) gehen, einen gemeinsamen Weg gehen. Konferenz kommt von conferre, lat., bedeutet „zusammentragen, vergleichen“. Es wird so etwas sein, wie ein gemeinsamer Weg, auf dem allerlei zusammengetragen werden wird. So wenig wie ein moderner Gymnasiast (gymnasion = nackt üben) unbekleidet dem Unterricht lauscht, so wenig wird die Synodalkonferenz irgendetwas Sinnvolles zusammentragen. Nessun dorma! Bleiben wir weiter wachsam, denn auch wenn Rom klargestellt hat, dass der Synodale Rat, der nicht so heißen darf und sich nun als Synodalkonferenz ein Pseudonym zugelegt hat, keine Entscheidungsbefugnis haben darf, so legt das „ZdK“ dennoch Wert darauf, entscheiden zu dürfen.

Achtung! Bei „entscheiden dürfen“ geht es nicht darum, irgendwelche pastoralen Quisquilien zu klären und den Bischöfen mal klarzumachen, wie in der Gemeinde der Hase zu laufen hat. Das „ZdK“ ist ein Machtapparat und allein an Macht interessiert. Macht bedeutet im politischen System die Hoheit über den Haushalt zu haben. In einer Demokratie geht alle Macht vom Volk aus. Weil das Volk nicht über einen Staatshaushalt abstimmen kann – man hätte jeden Haushalt mit mindestens zehn Jahren Verspätung – delegiert das Volk die Haushaltshoheit an das frei gewählte Parlament. Auch dieses System ist immer noch schlecht genug, aber besser, als wenn Diktator oder Tyrann allein entscheiden könnte. Die Kirche ist weder eine Demokratie noch eine politische Körperschaft. Sie ist societas perfecta, insofern sie aus sich selbst alles enthält, was sie als Körperschaft für ihre Existenz benötigt. Sie ist geistlich gesehen mystischer Leib Christi, insofern als sie Christus in der Welt sichtbar macht. Und sie ist pastoral betrachtet das pilgernde Volk Gottes, das in dieser Welt der ewigen Heimat zustrebt. Nichts von dem schließt das jeweils andere aus, nichts von dem widerspricht dem jeweils anderen. In ihrer rechtlichen Gestalt ist die Kirche in Deutschland eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Mehr noch, sie ist eine ganze Phalanx von Körperschaften des öffentlichen Rechts. 

Wir wollen an die Kohle

Jede diese Körperschaften verlangt es, einen Haushalt aufzustellen, damit die konkret verfasste Kirche angemessen mit dem ihr zur Verfügung stehenden Geld umgeht. Genau hier möchte das „ZdK“ mitmischen. Es will an die Töpfe des Geldes. Konkret geht es um den Haushalt des VDD (Verband der Diözesen Deutschlands, der Rechtsträger der Deutschen Bischofskonferenz). Es geht darum, mit dieser Hoheit über das Geld die große Linie der Politik (und damit am Ende auch der Lehre) der Kirche in Deutschland zu gestalten. Dabei muss man wissen, dass die Kirchensteuer in Deutschland ein ganz normales fiskalisches System ist, wobei die konkrete Verwendung der Mittel nicht festgelegt ist. Fiskalischen Systemen ist es zu eigen, Aufgaben nach unten zu verteilen und Gelder nach oben zu spülen. Dabei ist zu bedenken, dass es die Diözesen sind, die das Geld einnehmen und die Diözesanbischöfe im Ständigen Rat entscheiden, wieviel Geld an den VDD geht. Eine Synodalkonferenz, die über Geld entscheiden könnte, würde einen enormen Druck auf die Bischöfe ausüben, immer mehr Geld zu zentralisieren, damit ihnen und nicht den Diözesen vor Ort das Geld zur Verfügung steht. Die obersten deutschen Laienfunktionäre könnten die untereinander gespaltenen Bischöfe überstimmen und hätten Gelder für die verrücktesten Projekte zur Verfügung.

Im Morgengrauen werde ich gewinnen!

Es bleibt dabei: Nessun dorma!

Zwar wissen wir nun den Namen des Fantasiegremiums, doch wir kennen noch nicht seine Befugnisse. Es bleibt dabei, dass ein solches Gremium auf keinen Fall Entscheidungsbefugnisse bekommen darf. Abgesehen davon, dass das Kirchenrecht das nicht zulässt – was in Deutschland schon länger keinen mehr kümmert -, hätten wir mit einem entscheidungsbefugten Gremium den Stress mit Rom auf Dauer gestellt. Und das braucht wirklich niemand.

Ein Satzungsentwurf für die Synodalkonferenz liegt noch nicht vor. Ein Entwurf für die Wahlordnung ist auch noch nicht veröffentlicht. Man darf davon ausgehen, dass Verbands- und Gremienfunktionäre unter sich bleiben wollen. Die Zusammensetzung der Konferenz wird sich wohl am Synodalen Ausschuss orientieren. Das allein ist schlimm genug, wird aber derzeit nicht zu verhindern sein. Ein entscheidungsbefugtes Gremium, ja auch nur der Versuch, dies zu etablieren, muss entschiedenen Widerspruch hervorrufen.

Auch wenn wir des synodalen Kasperltheaters (nicht zu verwechseln mit kirchlicher Synodalität) langsam allzu müde sind – es kommt ja noch die letzte Vollversammlung des Synodalen Weges. Also: Nessun dorma! 


Peter Winnemöller
Journalist und Publizist. Autor für zahlreiche katholische Medien. Kolumnist auf dem Portal kath.net. Im Internet aktiv seit 1994. Eigener Weblog seit 2005. War einige Jahre Onlineredakteur bei „Die Tagespost“. Und ist allem digitalen Engagement zum Trotz ein Büchernarr geblieben.


Beitragsbild: Adobe Stock / Prostock-Studio

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