1. Die Zukunft der Kirche wird in der Aufkündigung einer 1500 Jahre alten Interessengemeinschaft von Staat und Kirche liegen. Christentum wird eine Option sein und keine Konvention.

2. Die Zukunft der Kirche wird sich aus der freien Entscheidung von Bekehrten rekrutieren.

3. Die Zukunft der Kirche wird in der Überwindung der Diastase zwischen einer passiven Zuschauerkirche und einer sie betreuenden Profikirche bestehen – und sie wird ein neues Miteinander von Laien und Klerikern mit sich bringen.

4. Für die Zukunft der Kirche sind die Wohnzimmer wichtiger als die Pfarrheime. Und konkrete Gastfreundschaft wird wichtiger sein als offizielles Mitgliedermanagement.

5. Die entscheidenden Akteure in der Kirche der Zukunft werden die missionarischen Jünger. Ein missionarischer Jünger ist Subjekt des Glaubens; er ist entschieden in der Nähe Jesu, lebt aus einer lebendigen Beziehung zu Gott-Vater, aus dem Wort und den Sakramenten (insbesondere Taufe, Eucharistie und Busssakrament) – und er folgt bereitwillig dem Willen des Herrn, den er in der Lehre und Tradition der Kirche erkennt.

6. Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche sein, in der es eine Fülle von katechumenalen Prozessen gibt. Das sind ganzheitliche Prozesse der Integration in den Leib Christi. Und da die Kirche sich aus Sakramenten aufbaut, werden die katechumenalen Prozesse rund um die Sakramente.

7. Die Kirche der Zukunft wird evangelikal katholisch sein. Sie wird das Wort Gottes neu entdecken und sie wird es gemeinsam mit evangelischen Christen als lebendige Kraft wertschätzen.

8. Die Kirche der Zukunft wird ökumenisch sein, aber die Ökumene am grünen Tisch überholen durch eine Jesus-Ökumene im Gebet, im Bibellesen, in Anbetungszeiten und Evangelisierungen, die es heute schon gibt.

9. Die Kirche der Zukunft wird die Pfarrgemeinden brauchen, aber diese Pfarrgemeinden werden nicht flächendeckend existieren; sie werden auch nicht aus Pastoralplänen heraus entstehen, und sie werden neben anderen Formen von Gemeinschaft existieren, z. B. den neuen Geistlichen Bewegungen.

10. Die Kirche der Zukunft wird ein Netzwerk sein, das von der Digitalisierung profitiert, sich aber an Leuchtpunkten auf der Landkarte und im Terminkalender real trifft.

11. Kristallisationspunkte einer zukünftigen Kirche werden Gemeinschaften der Nachfolge und der Anbetung sein. Um sie herum, werden Gemeinden neuen Typs entstehen. Nicht die Gemeinden produzieren Nachfolge Christi – die Nachfolge Christi produziert Gemeinden.

12. An den Leuchtpunkten einer Kirche der Zukunft wird es als konstitutive Elemente geben: a) das Amt, das sich neu als Dienst begreift, b) die Sakramente, die umgeben sind von katechumenalen Prozessen, c) die Liturgie, die neu belebt und als Feier der Liebe Gottes neu Gestalt gewinnt, d) der Dienst an den Armen, Schwachen und Benachteiligten, e) Prozesse der Lehre, des Coachings und der Heilung von Individuen, f) die Gastfreundschaft, e) eine oder mehrere Nachfolgegemeinschaften (Gebetsgruppe, Orden, geistliche Gemeinschaft usw.), die das Herz bilden und in der Anbetung sind.

von Bernhard Meuser

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