Eine große Gefahr für viele Menschen sieht die Psychotherapeutin Dr. Ingeborg Kraus im neuen Selbstbestimmungsgesetz. Auf dem Blog „trauma and prostitution“  veröffentlicht sie einen beinahe verzweifelten Einspruch aus ärztlichem Gewissen. Frau Dr. Kraus, nach eigener Aussage eine linke, weltoffene Feministin, schildert tragische Fälle von Transsexuellen aus ihrer Karlsruher Praxis und führt auch logische Gründe auf, die zeigen, dass das Gesetz alles andere als fortschrittlich, emanzipatorisch oder gar wissenschaftlich begründet ist.

Hier der Zwischenruf von Frau Dr. Kraus in leicht gekürzter Fassung:

„In den 12 Jahren, in denen ich meine Praxis betreibe, habe ich ca. 900 Patientinnen psychotherapeutisch begleitet. Darunter waren 4 Transsexuelle, die meine Praxis aufgesucht haben. Diese Zahl entspricht ungefähr dem Prozentsatz der Transsexuellen in der Bevölkerung, die unter 1% liegt. Mit dem Selbstbestimmungsgesetz werden nun 99,5% der Bevölkerung in vielen Bereichen ihres Lebens den Trans-Forderungen aufoktroyiert.

Obwohl es bis jetzt Gutachterverfahren gab, bevor operative Eingriffe unternommen werden durften, war die Transsexualität bei meinen 4 Klienten entweder falsch diagnostiziert oder ambivalent und chirurgische Interventionen erzeugten keine Verbesserung in ihrem Wohlbefinden.“

Berichte aus der Praxis

„Bei einem „Transmann“ wurde auf „seinen Wunsch“ eine Mastektomie durchgeführt. Er kam nach der Operation zu mir in Therapie. Er war mit dem Resultat nicht zufrieden und bereute diese Operation sehr. Außerdem verstand er sich nicht mehr als Transmann, aber auch nicht als Frau. Als jemand dazwischen. Warum habe er dann diesen Prozess eingeleitet, fragte ich ihn? Sie (damals ein Teenager Mädchen) hatte eine zu enge Bindung zu ihrer Mutter. Die Transition zum Mann, als sie volljährig wurde, habe ihr geholfen einen Abstand zu ihr zu finden.“

Viele Transmenschen unzufrieden nach Operation

„Eine Transfrau, die meine Praxis aufsuchte, hatte das Ziel den Penis in eine Neo-Vagina umzuwandeln und benötigte dafür eine Bescheinigung. Ich fragte sie, ob sie sich darüber schon informiert hätte und was Betroffene darüber berichten würden. Sie habe in der Tat in Trans-Foren die Erfahrungsberichte von Transfrauen gelesen, die so eine Operation vollzogen hätten. Die aller meisten seien unzufrieden danach gewesen, sagte sie. Es habe oft zu Komplikationen geführt und viele berichteten über unangenehme Gerüche aus der „Scheide“. Eine Bescheinigung für so eine Operation konnte ich ihr nicht ausstellen. Ich bot ihr jedoch an, sie in ihren Alltagsproblemen als Transfrau zu begleiten und sie darin zu stärken. Das interessierte sie nicht.“

„Transmenschen wird zu schnell vorgegaukelt, dass sich ihre Probleme mit einer Operation lösen würden. Dem ist leider nicht so!“ (Dr. Ingeborg Kraus)

Seelisches Leid wird über den Körper zum Ausdruck gebracht

„Ein anderer Transmann, der bei mir in Therapie war, hatte die vollständige operative Transition hinter sich, auch mit Penis-Implantat, und kam zu mir in Behandlung mit der Diagnose einer schweren Depression. Über 10 Operationen waren dafür notwendig und Schmerzen hatte er immer noch nach Jahren! Er war mit dem Resultat nicht zufrieden und war durch die Schmerzen in seiner Leistungsfähigkeit erheblich eingeschränkt. Seine Kindheit war von traumatischen Erlebnissen geprägt, die er therapeutisch nie aufgearbeitet hatte. Es ist für uns Traumatherapeutinnen übrigens nichts außergewöhnliches, wenn Menschen ihr seelisches Leid über ihren Körper nach Außen zum Ausdruck bringen. Oft denkt man, dass die Lösung für Transsexuelle ein operativer Eingriff sei. Wenn man aber die Lebensverläufe dieser Menschen betrachtet, weisen sehr viele psychische Beschwerden auf, chronische Depressionen oft ein Leben lang, trotz Geschlechtsumwandlung.“

Fahrlässige Organverstümmelung

„Wir müssen uns ernsthaft fragen, ob das Gefühl, dem anderen Geschlecht zugehörig zu sein, die Verstümmelung von gesunden Organen und die damit oft verbundenen körperlichen Schäden (Schmerzen, Inkontinenz, Sterilität, Leistungseinbruch,…), rechtfertigt. Solche irreversiblen Schritte müssen sorgfältig überprüft werden. Deswegen sind die Streichungen professioneller Beratung und medizinisch/therapeutischer Begutachtungen, die bis jetzt solche Interventionen voraussetzten, völlig fahrlässig und werden zu vielen Fehlentscheidungen führen und viele Opfer hervorbringen. Ein Gesundheitsminister kann nicht ernsthaft so einem Gesetz applaudieren!

„Maulkorb“ für Psychotherapeuten?

„So einfach und eindeutig, wie es die Transaktivisten darstellen, verläuft eine Transition in den seltensten Fällen. Der Körper leidet darunter. Mit dem Resultat der Operationen sind die meisten nicht zufrieden. Wenn man Trans-Menschen therapeutisch begegnet, sollte man nicht den falschen Jargon der Transaktivisten repetieren, sondern sie richtig über die Gefahren und möglichen Ursachen eines Transitions-Wunsches aufklären. Es ist wichtig die Klienten auf die Gefahren und negativen Auswirkungen einer Transition hinzuweisen, als auch die Beweggründe zu eruieren, warum jemand seine Geschlechtsorgane amputieren lassen möchte. Diese therapeutische Haltung ist keine Konversionstherapie. Denn oft ist ein Transitionswunsch ein stellvertretender Ausdruck für traumatische Erlebnisse, die ja oft den Körper betreffen, wie z.B. sexuelle Gewalt oder einfach nur sexistische Rollenbilder (weshalb 70% der Mädchen ihren Körper übrigens ablehnen). Eine völlig unkritische Haltung Transitions-Wünschen gegenüber, so wie es das Selbstbestimmungsgesetz nun fordert, ist völlig fahrlässig! Aber genau das sollen ja anscheinend Therapeuten nun tun: Keine Hinterfragungen! Ich frage mich, ob man so den Beruf des Psychotherapeuten/ der Psychotherapeutin überhaupt noch richtig ausüben kann?“

Wer trägt die Verantwortung?

„In der ZDF-Dokumentation „Detrans“ spricht Nele, die einmal ein Mann war, und davor ein Mädchen. Ihre Trans-Operation bezeichnet sie heute als Fehler. Ihre Brüste und ihre Frauen-Stimme sind unwiderruflich zerstört. Solche Fälle gibt es viele. In Ländern, wie Großbritannien, Finnland oder Schweden, die so ein Gesetz schon haben, bereuen 30% ihre Transition! Wer trägt die Verantwortung dafür?

Ein guter Therapeut arbeitet an den Ursachen des Problems um die innerpsychischen Konflikte zu verstehen und aufzulösen. Das ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit einer Psychotherapeutin.“

„Eine Haltung, die nichts mehr hinterfragt, betrachte ich als äußerst gefährlich. Es findet keine Therapie mehr statt, da sich der Therapeut in einer Co-Abhängigkeit zur Transideologie befindet. Und genau das verursacht das Selbstbestimmungsgesetz mit dem Duktus nichts mehr in Frage stellen zu dürfen.“ (Dr. Ingeborg Kraus)

Aggressive Einschüchterung durch Transaktivisten

„Die Einschüchterungen der Transaktivisten-Szene sind äußerst aggressiv, systematisch und extrem. Eine Diskussion lassen sie nicht zu. Dieser Trans-Aktivismus droht mit Mord, ruft zu Mord auf, beschimpft Frauen, beleidigt sie, ruft zu Gewalt gegen Frauen auf, nimmt sich das Recht Frauenräume zu besetzen und sich dann als Opfer darzustellen, wenn eine Frau sich deswegen beschwert. Sie zeigen Ärzte und Psychotherapeutinnen bei ihrer Berufskammer an, die nicht ihrer Auffassung sind, um ein Berufsverbot zu erwirken.

Wenn man der Trans-Ideologie nicht folgt, wird man mittlerweile systematisch als TERF beschimpft. Man ist schon eine TERF, wenn man sagt, dass man weiterhin Frauen-Treffen haben möchte und nicht FLINTA-Treffen, oder weiterhin auf Frauentoiletten besteht. Wenn man eine TERF ist, dann ist Gewalt gegen diese Frau erlaubt. Man darf sie öffentlich als faschistoid bezeichnen oder (sexuelle) Gewalt gegen TERFs aufrufen, so wie „TERFs can suck my huge Trans Cock“, „Punch the TERF“ oder „Kill the TERF“, etc.. Mit solchen Plakaten marschieren mittlerweile Teilnehmer der Gay-Prides in Deutschland herum, obwohl diese Veranstaltungen offiziell sind und durch Stadträte und Bundestagsabgeordnete als Schirmfrauen/Schirmherren vertreten sind. Welche Frau ist da noch sicher?“

„Mit dem Selbstbestimmungsgesetz werden systematisch Frauenschutzräume annulliert. 60 Jahre Frauenrechtskampf sowie Schutz und Aufklärung bezüglich Gewalt gegen Frauen ist mit dieser Ideologie auf einen Schlag zu Nichte gemacht.“ (Dr. Ingeborg Kraus)

Ideologie fern jeglicher wissenschaftlichen Grundlage

„In der Berufsordnung der Psychotherapeutinnen steht:

„Psychotherapeuten haben sich bei der Ausübung ihres Berufs am Stand der Wissenschaft zu orientieren“.

Die Trans-Ideologie, die seit dem 12. April nun Gesetz geworden ist, ist eine Ideologie, die darauf basiert, dass es mehr als zwei Geschlechter gebe, dass das Geschlecht nicht mehr zähle, sondern nur noch das Gefühl einem Geschlecht zugehörig zu sein, dass man das Geschlecht wechseln könne, so wie man ein Kleid wechseln kann, dass man sich nach Lust und Laune das Geschlecht aussuchen könne, auch mehrmals im Leben, etc. Diese Ideologie ist fern jeglicher wissenschaftlichen Grundlage!

Ich fragte vor kurzem meine Gynäkologin, ob Transfrauen zu ihr kämen. Sie sagte ja, und sie würde bei ihnen auch Gebärmutterhalskrebs-Tests durchführen und ins Labor schicken. Solche Tests sind völlig absurd, weil eine Neo-Vagina keine Vagina ist und deswegen auch keine Gebärmutter hat. Meine Gynäkologin bestätigte das. Sie meinte, es sei jedoch für die Psyche dieser Transfrauen wichtig. Es werden also schon jetzt bewusst völlig nutzlose medizinische Untersuchungen durchgeführt und bezahlt, nur für die Psyche von Transfrauen. Geht das dem neuesten Stand der Wissenschaft nach?“

Selbstbestimmungsgesetz: reaktionär und verstärkt stereotype Geschlechterrollen

„Ich hatte einen Mann (50+) in Therapie, der mir nach einer gewissen Zeit eröffnete, dass er am Wochenende „Sissi“ sei (veränderter Name). Er war von Beruf Abteilungsleiter einer renommierten großen Firma. Wir hatten eine sehr gute therapeutische Beziehung und er kam auch einmal als „Frau“ in die therapeutische Sitzung, sehr stereotypisiert in rosa Mini und High Heels. Irgendwann fragte ich ihn, warum er das mache? Seine Antwort: „Als Mann hat man einen sehr engen Spielraum seiner inneren Entfaltungsmöglichkeiten. Sehr wenige Gefühle sind zulässig. Als Frau ist die Bandbreite viel größer. Als Mann muss ich stark und hart sein. Als Frau darf ich schwach sein. Sobald ich in ein Kleid schlüpfe, ist es wie Urlaub für mich. Ich kann endlich entspannen.“ Ich sagte ihm daraufhin, dass wir eigentlich mehr „weibliche“ Männer brauchen, gerade im Management Bereich. Seine Antwort: „Wenn ich mich weiblich als Mann verhalten würde, dann wäre ich ein Loser“. Dieser Satz sagt leider viel über den Zustand unserer Gesellschaft aus. Dieser Mann kann nur Abstand von der vorgesehenen Rolle des „harten Mannes“ nehmen, indem er das Geschlecht wechselt. Das Frausein ist aber kein Ort für Männer um sich von ihrem Machosein zu entspannen! Er äußerte auch den Wunsch irgendwann mal ganz das Geschlecht wechseln zu wollen. Das Phänomen der Männer, die im Rentenalter auf einmal zur Frau werden, ist nicht selten. Das macht aber aus ihnen noch weniger Frauen, da sie die meiste Zeit ihres Lebens die Vorzüge eines Lebens als Mann genossen haben. Sie haben keine Diskriminierungen als Frau erlebt, keine sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, sie müssen keine Frauenarmut im Alter befürchten, etc.

Hindernis für die männliche Emanzipation

Das Selbstbestimmungsgesetz ist in diesem Fall ein Hindernis für die männliche Emanzipation. Traditionelle Geschlechterrollen werden so zementiert, auch bei Frauen. Deswegen ist das Selbstbestimmungsgesetz kein Fortschritt und trägt auch nicht zu einer Modernisierung des Landes bei, so wie Kanzler Scholz es twitterte. Es ist reaktionär und ein Rückfall in alte stereotype Geschlechterrollen.

Deswegen lehne ich als praktizierende Psychotherapeutin dieses Gesetz gänzlich ab!“ (Dr. Ingeborg Kraus)


Dr. Ingeborg Kraus,
Psychologische Psychotherapeutin mit Praxis in Karlsruhe, setzt sich für Frauenrechte ein. Sie engagiert sich insbesondere für Frauen, die von Prostitution betroffen sind und betreibt Aufklärung dazu auf dem blog „Trauma und Prostitution“ und in der Zeitschrift EMMA.


Den Originalartikel von Dr. Ingeborg Kraus vom 14.04.2024 finden Sie hier auf dem Blog von „trauma and prostitution“

 

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